Die Meisten werden es auf Twitter, Instagram oder Facebook schon gelesen haben: ich bin gestern mit BioNTech gegen Corona geimpft worden. Wuppertal hatte die Prioritätengruppe 1 schon durchgeimpft und hat daher das Land gebeten, frühzeitig Gruppe 2 auch Impfen zu dürfen. Ich habe mich daher Sonntag registriert und bekam Montagmorgen den Anruf, wann ich kommen wolle. Also haben wir alles organisiert, Mittwochabend nach Hause fahren, Donnerstagmorgen dann Bescheinigung besorgen und dann um 14 Uhr ins Impfzentrum und von dort wieder nach Berlin zur Familie. (Edit: Infos, wie Impfungen in Berlin ablaufen, hat BerlinMitteMom für Euch)
Die Prioritätengruppe 2
Es wird offenbar sowohl in Bundesländern als auch je nach Region und deren Impftempo unterschiedlich gehandhabt, wer geimpft wird. Interessant finde ich allerdings auf Social Media, dass einige mir fremde Menschen meine Anamnese besser kennen und einschätzen können als meine Ärzte. Natürlich finde ich es auch nicht fair, wenn Menschen, die ernster erkrankt sind als ich, in ihrer Stadt noch keine Impfberechtigung haben.
Ich bin Prioritätengruppe 2, das stand auch schon in meinem Attest von Anfang März, das aber nicht dem formalen Anspruch genügte. Auch, wenn es für einige Leute unverständlich ist, ich wäre übrigens auch lieber gesund und keine Risikogruppe. Das war schon in meinen Schwangerschaften so, dass mir „der toll viele Ultraschall“ vorgeworfen würde. Ich wäre lieber keine Hochrisikoschwangere gewesen.
Ärztemarathon, damit ich geimpft werden kann
Verkompliziert wurde alles bei dieser Kurzfristigkeit, weil eben Osterferien sind. Es wäre übrigens nicht anders gewesen, wenn wir in Wuppertal und nicht in Berlin wären, denn Bizzidad wäre sowieso in Berlin gewesen. Weder zum Arzt noch ins Impfzentrum könnte ich die Kinder mitnehmen.
So war ich Morgens um 8 beim Kollegen meines Kardiologen, der mich untersucht hat, dabei direkt noch eine neue Baustelle entdeckt hat (juchu, weitere Arzttermine dieses Jahr) und mir dann die Bescheinigung, dass ich mit Priorität 2 geimpft werden soll, ausstellte. Da die Kardiologie eine Überweisung brauchte, ging es von dort nach Köln zur Praxis des Diabetologen und ich bekam einen ersten Eindruck vom Bahnchaos des 1. Aprils. Der ICE hatte eine Stunde Verspätung und fuhr bis Köln noch mehr Verspätung ein. In der Praxis ging es kurz ins Labor und dann Überweisung und Bescheinigung.
Der Stress trieb meinen Blutzucker nach oben, weshalb ich erst mal geklärt habe, dass ich grad den Katheter gewechselt habe, es mir gut gehe und ich brav viel trinke. Das habe ich dann natürlich direkt getan und bin mit dem nächsten verspäteten ICE nach Wuppertal zurück. Falls sich wer wundert, dass ich ICE fahre: es ist mit Bahncard günstiger als Nahverkehr und außerdem sind ICEs leer und somit sicherer.
Im Impfzentrum
Ich bin dann sehr früh am Impfzentrum angekommen, ich bin nämlich tendenziell überpünktlich. Also noch etwas in der Sonne warten und dann in die lange Warteschlange stellen. Die Stimmung dort war aber gut und generell fand ich es top organisiert. Ich wurde gefragt, ob ich alle Unterlagen hätte, mein Perso wurde kontrolliert und Fieber gemessen und gefragt, ob ich irgendwie krank sei. Dann ging es rein. Erster Schritt erledigt, um geimpft zu werden. Drinnen bei der Anmeldung eine unheimlich nette Mitarbeiterin, die erst Perso, dann alle anderen Unterlagen kontrollierte. Das Attest des Kardiologen wurde behalten und ich konnte in den Wartebereich gehen. Dort gab es eine Nummer und ich durfte mich kurz über den Roboter Pepper freuen.
Ich bin begeistert, wie freundlich, ruhig und kompetent alle Mitarbeiter im Impfzentrum waren. Es war unheimlich voll und laut, trotzdem machten alle entspannt ihren Job. Danke an die Stadt Wuppertal für diese tolle Organisation vor Ort.
Ich werde geimpft
Dann wurde ich abgeholt und ein Team aus Arzt und Ärztin empfangen mich freundlich, erklärten noch die letzten Dinge, es wurde noch mal abgefragt, ob ich Allergien habe oder je eine Impfung nicht vertragen hätte und ob ich „ausser der Pille“ Medikamente nehmen würde. Ich nehme keine Pille. Die Impfung habe ich im Prinzip nicht gespürt. So schnell war ich geimpft!
Der Arzt riet dann noch, dass meine Mutter sich mit AstraZeneca impfen lassen soll, sie sorgt sich. Das Virus sei gefährlicher. Er meinte, wie ärgerlich er es finde, dass die Medien erstens den Impfstoff komplett schlecht reden würden und zweitens würde nur über Impfreaktionen geschrieben. Vermutlich bekäme ich gar keine.
Dann sollte ich noch 30 Minuten in den Wartebereich (Gesunde sollen wohl 5 Minuten warten). Mir gings aber prima.
Geimpft nach Berlin zurück
Daraufhin wollte ich zu meiner Familie nach Berlin zurück, weil mir im Umfeld alle Fachleute rieten, vor einer Impfreaktion Zuhause zu sein. Leider hatte die Bahn weiter Chaostag. Wuppertal aus mir unbekannten Gründen wurde von den ICEs nicht mehr angefahren, nicht mehr nur mit Verspätung wie Vormittags. Zwischen Hannover und Berlin lag weiter der entgleiste Güterzug. Am Bahnhof wurde ich dann über Dortmund gelotst. Dort war dann auch Chaos, weil es wohl zwei Personenschäden gab. Ich stieg in den ICE nach Berlin und sollte in Hamm den Zugteil wechseln, weil meine Reservierung im anderen Zugteil war. In Hamm gab es aber keinen anderen Zugteil und mein Zug war dann richtig voll. 1. Klasse war voll, aber es waren noch Sitzplätze frei. Den Durchsagen nach standen die Menschen in der 2. Klasse in den Gängen. Entfallene Züge in der Pandemie dürften so eigentlich nicht passieren.
Impfreaktion?
Fast alle, die ich kenne, die schon geimpft wurden, haben AstraZeneca bekommen, fast alle hatten Kopfschmerzen und Schlappheit sowie leichtes Fieber. Ich war also recht beruhigt, bei Ankunft in Berlin nichts zu haben. Denn die Impfreaktion käme laut Arzt nach 6-12 Stunden etwa. Im Laufe des Abends tat die Einstichstelle weh, aber minimal, weniger als bei der Grippeimpfung.
Bei Twitter erinnerte mich heute ein Arzt daran, meine Impfreaktion oder auch die Nicht-Reaktion in die SafeVac App einzutragen, damit das dokumentiert ist. Diese Nacht war mein Blutzucker sehr niedrig, die Pumpe war fast die ganze Zeit in automatischer Abschaltung und ich hielt mich knapp über Hypo bis in Hypo hinein. (Ich höre das nun auch von anderen Diabetikern, dass der Blutzucker nach der Impfung niedrig war. Daher, wer keinen Sensor mit Alarm und Abschaltung hat, bitte aufpassen!) Weitere Impfreaktion habe ich bisher nicht, ich wurde vor über 24 Stunden geimpft. Mal sehen, wie es nach der 2. Impfung ist, aber mein Körper kann eigentlich kein Fieber, selbst mit Lungenentzündung hatte ich keins.
Impfluencer & dankbar
Aber jede Impfreaktion ist mir lieber als das Virus. Ich möchte weder auf der Intensivstation landen noch sterben. Wir werden uns natürlich weiter penibel an die Maßnahmen halten. Ich trage Maske, in Berlin ist sowieso fast überall FFP2 Pflicht. Meine Familie ist ungeimpft.
Aber trotzdem ist es eine Erleichterung, dass ich geimpft bin, besonders für die Kinder. Denn die möchten zwar nicht erkranken, wissen aber, dass ihr Risiko für Folgen extrem gering ist, anders als bei mir. Außerdem haben wir bisher alle Maßnahmen weit übererfüllt und können jetzt doch mehr Flexibilität haben. 2 Wochen nach der 1. Impfung ist der Schutz bei ca. 80%. Meine zweite Impfung soll am 13. Mai sein.
Ich habe vorher nicht berichtet, weil ich unsicher war, ob es klappt. „Unsicher“ ist auch eher das falsche Wort, eher panisch. Ablenkung funktionierte die Woche auch nur semi, was ich besonders am Blutzucker gemerkt habe. Aber Dienstag war ich mit dem Mittleren und dem Kleinen „endlich“ im Naturkundemuseum und Mittwoch hatte ich eine corona-konforme Verabredung zum Mittag essen auf der Dachterrasse. Im Hinterkopf immer die Angst, dass ich dann Freitag da stehe und sie meine Atteste nicht akzeptieren.
Ich bin so dankbar, dass ich nun geimpft bin. Nebenbei, ich hätte jeden Impfstoff genommen. Denn das Risiko des Virus sehe ich für mich immer noch höher als jeglichen zugelassenen Impfstoff. Auch der Große hofft, dass er mit 12 dann schnell geimpft werden kann, wenn die Zulassung ab 12 erfolgt.
Update 3. April: heute bin ich etwas schlapp mit minimal Schwindel. Da ich wenig Schlaf hatte, kann ich aber nicht sagen, ob es eine Impfreaktion ist oder Müdigkeit. 12.000 Schritte sind wir trotzdem gelaufen, aber jetzt ruhe ich mich etwas aus.
Update 14. April: der Blutzucker blieb etwa 2 Tage sehr niedrig, danach normalisierte sich alles. Ich hatte keine weitere Impfreaktion.
Ich habe mich wirklich sehr über diese Nachricht gefreut. Richtig richtig toll ist das.
Ich hoffe, dass die neue körperliche Baustelle nichts allzu Schlimmes ist.
Ich selbst bin durch das ständige auf und ab mit Astra zeneca sehr verunsichert. Ich wurde vor vier Wochen geimpft und weiß nun gar nicht, wie es weiter geht. Eigentlich will ich keine verschiedenen Stoffe. Aber auf eigene Verantwortung will ich mich auch nicht impfen lassen bzw muss ich das genau abklären.
Trotzdem bin ich sehr froh, wenigstens eine Impfung zu haben.
Wir haben nun einen Corona Fall in der Familie. Über die Kita. Zum Glück kein Kontakt gehabt in den letzten Wochen. Aber nervös waren wir alle und hoffen auf einen milden Verlauf.
Dir und deiner Familie frohe Ostern.
Tany
Dankeschön! Wir haben das Gestern auch im Radio gehört, dass sie zum Impfstoffwechsel raten, aber dass das wohl nur bei Tieren erprobt sei. Im Umfeld haben auch so viele die 1. Impfung AstraZeneca bekommen und wissen nicht, wie es weiter geht. Das ist alles so schwierig. Der Person in Eurer Familie gute Besserung und dass es folgenlos abläuft! Liebe Grüße und ebenfalls frohe Ostern!
Huhu, es gibt keine „Impfgerechtigkeit“ und das gilt es zu akzeptieren. Klar man findet immer Leute die „schlimmer krank sind“ oder im Beruf mehr Risiken ausgesetzt sind. Aber ganz ehrlich es gibt eine Priorisierung und sobald man da rein fällt kann man probieren einen Termin zu bekommen. Mancher hat halt schneller Glück, der andere später. Freut mich, dass für eure Kinder dann auch etwas Druck wegfällt.
Bei uns ist (außer den Urgroßeltern) niemand Risiko und trotzdem bin ich froh für meine Eltern einen Impftermin bekommen zu haben. Mein Vater hat die erste Impfung, meine Mutter hatte vor ein paar Tagen ihre FSME Impfung und kann daher erst bei ihrem eigentlich zweiten Termin geimpft werden aber diese 5 Wochen sind jetzt auch absehbar.
Und dann ist das Gefühl, wenn die Kinder trotz Schule/Kindergarten Kontakt haben doch einfach ein anderes. Ich kann sich also voll verstehen.
In NRW sind jetzt alle Ü60 seit heute impfberechtigt, ich hoffe auch, dass meine Eltern bald dran sind. Generell finde ich aber das Chaos und das langsame Impftempo in Deutschland eine Katastrophe, dazu mediale Verunsicherung.
Hallo!
Schön, dass du geimpft bist. Ich hoffe, das bringt etwas Entspannung in eure Familie hinein. Allerdings muss ich sagen, dass ich Kritiker verstehen kann, die sich darüber aufregen, dass eine nach außen hin sehr gut eingestellt Typ 1 Diabetikern, die laut manchen Studien damit nicht zur Risikogruppe eines schweren oder tödlichen Verlaufs gehört, bereits geimpft ist, während anderenorts über 80 Jährige weiterhin auf ein Impfangebot warten. Mag ja sein, dass Wuppertal mit Gruppe 1 durch ist, aber vieler Orts leider noch nicht. Ich kenne einige über 80 Jährige die weiterhin warten müssen überhaupt die erste Impfung zu bekommen. Da kann ich den Unmut vieler verstehen.
Aber es ist ja letztlich nur der Eindruck, der nach außen hin entsteht über das was du postest und schreibst. Die Aktenlage deiner Ärzte kennt natürlich niemand. Und die Entscheidung liegt bei denen.
Letztlich sehe ich das so: jeder Geimpfte ist ein Schritt in die richtige Richtung. Grade in eurem Fall glaube ich, dass es familiär zu einer Entspannung kommt, wenn du geimpft bist.
Warten wir also das weitere Impfchaos mal ab und vielleicht sind wir bis Herbst ja wirklich alle geimpft?! Dann beginnt im Winter die Auffrischungsimpfungsaktion, denn bis jetzt sagen Studien BioNTech z.B. nur einen sechsmonatigen Schutz nach. Gut, Studien dazu laufen noch. Es bleibt also spannend!
Bleibt gesund!
Genau das ist der Punkt. Wieso denken Menschen eigentlich, dass sie einschätzen können, wie der Gesundheitszustand anderer Menschen ist, die sie überhaupt nicht kennen? In NRW sind seit heute alle Ü60 impfberechtigt. Dass es Impfchaos gibt und dass es generell nicht immer verständlich abläuft, finde ich auch. Aber ich kenne auch mind. 2 Menschen, die aus angeblichen beruflichen Gründen geimpft wurden, die aber aktuell und absehbar gar nicht arbeiten. Doch auch da gilt, was Du schreibst, jede geimpfte Person ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wie auch schon gesagt, ich wäre auch lieber ein gesunder Mensch ohne überall ein erhöhtes Risiko zu haben. Daher verstehe ich die angeblichen „Kritiker“ nicht, denn die urteilen pauschal über Menschen, die sie nicht kennen. Ich sehe Menschen auch nicht an, welche Krankheiten sie haben, ob sie physisch schwer erkrankt sind oder ob sie beispielsweise unter Depressionen leiden. Bei der Wuppertaler Inzidenz von >180 finde ich es mehr als sinnvoll, dass die Stadt so schnell es geht soviele Menschen wie möglich impft.
Willkommen im Club der Geimpften
Den Unmut Anderer, dass Menschen in unserem Alter bereits geimpft sind, muss man leider lernen zu ignorieren…
Auch wenn ich verstehe, dass es Ungerechtigkeiten gibt!!
Ich wurde als Hebamme bereits vollständig mit Moderna geimpft. Beim ersten Mal tat wie bei dir nur der Arm 2T leicht weh.
Für die 2.te Impfung würde ich Jedem unbedingt raten,den nächsten Tag frei zu haben!!!!
Der Großteil meiner Kollegen die Biontech oder Moderna unter 50 hatten,hatten mit Fieber/Schüttelfrost/Muskelschmerzen extremer Müdigkeit zu kämpfen.
Ich (38) hatte Glück dass ich nur leichte Muskelschmerzen und echt müde war!!Aber Arbeiten oder Kinder hüten wäre sicher nur mit Schmerzmittel gegangen.
Jetzt wünsche ich Dir alles Liebe und Gute für die Impfung in gut 5Wochen
Gruß aus München