Da ich nun schon oft gefragt wurde, wie es kommt, dass unser Großer zwei Instrumente spielt, und der Platz bei Instagram nicht reicht, schreibe ich heute über unseren Umgang mit Musik im Alltag. Ich selbst habe in der Grundschulzeit die „musikalische Grundausbildung“ der städtischen Musikschule besucht, da lernen wir einige Rhythmusinstrumente, Glockenspiel und Blockflöte, außerdem Noten lesen und schreiben (Violinschlüssel) und Tonleitern. Was mir als Kind nicht bewusst war, es hat wirklich fürs Leben geprägt, ich kann Noten wie Buchstaben lesen, außerdem weiß ich, wie die Melodie dann klingen soll.
Musik und ich
Nach der Grundausbildung haben mich meine Eltern für Gitarrenunterricht angemeldet, weil mein Papa Gitarre (Begleitung) spielte, fand ich das Instrument toll, außerdem war es auch eine Geldfrage, da ein Klavier nicht zu finanzieren gewesen wäre oder ein Cello oder gar eine Harfe. Es dauerte dann eine ganze Weile, bis ich einen Platz bekommen habe. Ich hatte einen wunderbaren Gitarrenlehrer und habe sehr viel gelernt, immer mit wechselnden anderen Kindern im 2er Unterricht, der irgendwann in jeweils 22 Minuten aufgeteilt wurde. Leider hörte der Lehrer dort auf und ich kam zu einer anderen Lehrerin, bei der es weniger Spaß machte und ihr fehlte das Gespür für Schwierigkeit, Stücke konnte ich entweder sofort vom Blatt oder sie waren so schwer, dass ich sie auch mit Üben nicht sauber spielen konnte. Der Lehrer davor hatte immer den Anspruch leicht gehoben, so dass nach ein paar Mal üben ein neues Stück funktioniert hat. Als junge Erwachsene habe ich dann meine Liebe für irische Musik und Harfe entdeckt und mit Harfenunterricht begonnen. Die Harfe war zunächst gemietet und dann haben wir eine Hakenharfe gekauft. Meine Lehrerin ist kaum älter als ich gewesen und wir haben hauptsächlich Stücke nach meinem Geschmack gespielt.
Der Große lernt sein erstes Instrument über die Schule
Ich höre gern Musik, besonders Folk und Folkpop und kaufe immer noch CDs, weil die gute Musik richtig in den Händen halten möchte. In unserem Haushalt gibt es Instrumente, ein E-Piano, meine Harfe und meine Gitarren. Als dann der Große in die Schule kam, wurde über die Schule „jedem Kind ein Instrument“ angeboten, Gruppenunterricht an der Musikschule zu geringem Preis, zunächst im Schulgebäude, so dass auch Kinder aus der Betreuung teilnehmen können. Er wollte gern Gitarre lernen und so haben wir ihn angemeldet. Ihm machte es Spaß, aber Üben war gern Diskussionsthema. Zur 2. Klasse wechselte der Unterrichtsort dann in die Musikschule und ein Mädchen wechselte in Einzelunterricht und zwei Jungen hörten ganz auf.
Anfang 2017 kam der Große dann völlig verärgert von Gitarre wieder, es sei total blöd gewesen, die Lehrerin habe geschimpft, die Anderen hätten überhaupt nicht geübt, das mache gar keinen Spaß mehr. Ich wartete also auf das „Mama, ich will aufhören“ und überlegte schon, wie wir das lösen mit der Kündigungsfrist und ob wir das hinnehmen, oder noch diskutieren. Dann kam aber „ich will Einzelunterricht!“ Ich war erst mal perplex. Und ehrlicherweise auch stolz, mein Kind mag Musik, sein Gitarrenunterricht ist ihm wichtig. Ich rief also die Lehrerin an, was sie denke und wie wir vorgehen. Sie freute sich sehr über den Anruf und meinte, er sei auf einem ganz anderen Niveau als die anderen, die alle nicht üben und sie fand es frustrierend für ihn, da er eigentlich viel weiter wäre. Sie mache schon weitere Stücke mit ihm. Eigentlich sei sie ausgebucht, aber sie organisiere das. Ab Februar hatte er dann den gewünschten Einzelunterricht (und wir schluckten beim Preis).
Musikalische Früherziehung im Kindergarten
Gleichzeitig mit der 2. Klasse gab es im Kindergarten etwas neues, über den KiGa organisiert, aber freiwillig und auf eigene Kosten, musikalische Früherziehung bei einem externen Anbieter, der aber in den KiGa kommt. Da auch unser Mittlerer gern singt und was er auf dem Klavier so fabriziert, klingt gut, haben wir ihn auf seinen Wunsch hin dort angemeldet. Seitdem singt er Zuhause noch mehr und erzählt begeistert von seiner Musik und wünscht sich nun auch, ein Instrument zu lernen. Nur den Auftritt mit der Musikgruppe in der Kirche fand er ganz furchtbar, er wollte nicht vor fremden Leuten singen. Als Geschenk für uns Eltern gabs eine CD, auf der sie singen („Chöre“) und er ist sehr stolz. Ab Schule werden wir ihn wohl auch zu „jedem Kind ein Instrument“ anmelden.
Ein zweites Instrument für den Großen – Harfe
Im März kündigte die Gitarrenlehrerin dann an, einige Woche auszufallen, da sie mehrere geplante OPs habe, die Musikschule erstattete den Beitrag für die Musik. Vor Weihnachten hatte ich mit dem Großen musiziert, Weihnachtslieder, ich auf der Harfe oder Gitarre und er auf seiner Gitarre. Dabei hatte er dann auch mal bewusst die Harfe probiert. So war ein neuer Wunsch entstanden, er wollte gern Harfe lernen. Zunächst hat besonders der Hausherr abgewiegelt. Durch die Unterrichtspause meinte er aber, ich könnte meine frühere Harfenlehrerin mal fragen, ob der Große Harfe unverbindlich testen dürfe. Er durfte 6 Wochen ohne Verpflichtung. Sie gibt Privatunterricht, kostet aber exakt das gleiche wie die Musikschule.
So hatte er dann das erste Mal Harfenunterricht, bei der ersten Stunde war ich dabei. Sie macht es so wunderbar, sie ist selbst Mutter und hat ganz viel Empathie und Fröhlichkeit, außerdem macht sie es so kindgerecht, da wir dann „Frere Jacques, halt die Klappe“ gesungen, die Saiten bekamen Tiernamen, die der Große selbst aussuchen durfte und die Saiten heissen je nach Höhe „Opa-Saiten“ bis hin zu „Kinder-Saiten“. Wie zu vermuten war, fand er Harfe ganz toll, meine Harfe zog in sein Zimmer. Schon beim Einzelunterricht für Gitarre war unsere Bedingung, 3x die Woche üben, man muss ihn zwar dran erinnern, aber er übt mit Begeisterung ohne Meckern und musiziert auch öfter mit seinen Freunden, also einer singt dann dazu oder schlägt die Trommel oder sie spielen „Singpause“ (das ist eine Aktion in der Schule, es wird zusammen gesungen und einmal im Jahr ist ein großes Konzert aller teilnehmenden Schulen in der Stadthalle).
Freude an Musik
Eigentlich war dann der Plan, dass er sich für ein Instrument entscheidet ab diesem Schuljahr. Da hatten wir aber ohne Kind geplant, er war völlig entsetzt und meinte, er wolle beide Instrumente weiter spielen, es mache ihm beides Spaß. Also spielt er bis auf weiteres beides. Harfe ist exotischer und klingt besser (ich finde, er spielt nach 1/2 Jahr Harfe besser als nach 2 Jahren Gitarre), dafür ist eine Gitarre mobiler und eine Gitarre findet man beinahe überall. Der große Haken an der Musikbegeisterung sind die Kosten, es geht wirklich ins Geld, 2x Einzelunterricht und bald will eben der Mittlere auch. Der Gruppenunterricht ist kein Problem, aber er hat auch schon geäussert, dass er auch Harfe spielen möchte.
Auch hören die beiden Großen inzwischen auch Musik, nicht nur Kinderlieder, sondern es bildet sich langsam ein eigener Musikgeschmack raus, besonders der Mittlere tanzt gern dazu. Vermutlich werden wir bald mal ein paar Tonies (da ist übrigens wie auf CD „Eule findet den Beat“ der Hit) bespielen oder sie dürfen mal Alexa mit ins Zimmer nehmen. Interesse an Musik kann in jedem Alter entstehen, empfehlen würde ich im KiGa Alter einen allgemeinen Musikkurs, wo viel gesungen und ausprobiert wird und Instrumentalunterricht dann ab Schulalter. Wenn das Kind großes Interesse hat, kann man natürlich auch in Absprache mit dem Lehrer eher starten.
Wie ist das bei Euch? Spielt Ihr Instrumente oder Eure Kinder? Oder seid Ihr reine Radiohörer und hört eben, was grad läuft?
Ich bin Gar-Nicht-Hörer, ich mag zwar Musik, komme aber nie auf die Idee, welche anzumachen. Bei uns läuft nur ständig das Radio, mein Mann macht es an, der braucht scheinbar die Berieselung. Taktgefühl geht uns beiden völlig ab, wie wir im Tanzkurs gemerkt haben. Ich kann immerhin Noten lesen und ein bisschen Gitarre und Klavier klimpern, aber gut ist anders. Da ich aber eh nicht höre, wenn es schlecht klingt, macht das nicht ganz soviel aus.
Und jetzt haben wir ein extrem musikbegeistertes Kind, der geht voll ab, sobald irgendwo Musik läuft… da müssen wir auch mal gucken, was wir machen. Bei uns in der Kita gibt es auch Musikunterricht, ich denke, damit fangen wir mal an und dann gucken wie mal, wie sich das entwickelt. 🙂
Wir haben es versucht….. Unsere Schule ist sportlich orientiert, Musik wird nicht wirklich groß geschrieben. Unser Sohn hat ein Jahr Keyboard-Unterricht bekommen. Er kann Noten lesen und das ist das Wichtigste. Wir hören Musik, auf CDs, Radio, iphone. Er hört sehr viel Musik, mehr als Hörspiele. Von Kölsch über Mark Forster, Bravo Hits bis Klaviermusik. Selbst musizieren will er aber (vorerst) nicht mehr, er sportelt lieber. Und das müssen wir akzeptieren. Ich habe auch mal Gitarre gelernt und diese klassische Früherziehung gemacht, habe zum Musizieren aber auch wenig Bindung…