Eigentlich ist mein Glaube hier wenig Thema im Blog, ich möchte nämlich nicht missionieren und teilweise gruselt es mich, was andere „Christen“ von sich geben. Da bezieht sich „Nächstenliebe“ etwas fehlinterpretiert auf die eigene Familie und engste Freunde. Am Schlimmsten finde ich jedoch, wenn Leute in ihrer Xenophobie und ihrem Islamhass meinen Glauben vorschieben bzw. diesen schützen zu wollen. Meistens wissen genau diese Leute nicht mal, worum es eigentlich geht, kennen die Bedeutung der so „schützenswerten“ Feiertage nicht und leben eben gegen jegliche christliche Prinzipien, indem sie Menschen hassen und verurteilen, bis hin dazu, ihnen den Tod zu wünschen. Perfekt sind wir alle nicht, die meisten von uns werden sich nicht immer optimal verhalten, ich erst recht nicht. Aber Hass und Fremdenfeindlichkeit verbreiten widerspricht jeglichem Glauben und jeglicher Moral, auch ohne christlichen Bezug. Oder manche Kommentare, die sich die Regenbogenbloggerinnen so anhören dürfen von beinahe fundamentalistisch klingenden „Christen“, mich hat es wirklich getroffen, was da bei Siebenkilopaket für respektlose und verurteilende Sprüche abgegeben werden, angeblich im Namen Gottes.
Bei uns heisst Christ sein im Alltag zwei offensichtliche Dinge, die Kinder gehen in konfessionelle Einrichtungen. Nicht, weil die gute Öffnungszeiten haben oder verkehrsgünstig liegen, sondern weil es mir wichtig ist, dass es einerseits um die übergeordneten Prinzipien wie Nächstenliebe und Respekt geht, aber zweitens eben auch die christlichen Festtage gefeiert werden, die Kinder in die Kirche gehen und biblische Geschichten hören.
Der Mittlere geht in einen ganz tollen evangelischen Kindergarten, ich liebe unseren Kindergarten, weil die Erzieherinnen mit so viel Liebe und Begeisterung dabei sind und sie respektvoll mit den Kindern umgehen und überhaupt der gegenseitige Umgang sozial und toll ist. Übrigens gehen in den KiGa eben auch Kinder aus muslimischen, katholischen, atheistischen oder andersgläubigen Familien, so lernen sie nämlich am besten, dass wir uns alle kaum unterscheiden.
Der Große ist auf einer katholischen Grundschule. Ich wollte lieber eine konfessionelle Schule und viele aus unserem evangelischen Kindergottesdienst gehen dort hin, der Ruf ist sehr gut, eben auch besonders wegen des Miteinanders. Wir haben damals auch die evangelische Schule angesehen, unser Sohn hat sich entschieden. Beim Glaubensbekenntnis „heilige katholische Kirche“, das sie auswendig lernen sollten, habe ich aber schon geschluckt und erklärt. In der Schule werden Feste gefeiert mit ihrem christlichen Sinn und anders als an anderen Schulen fällt nicht der Religionsunterricht aus. Außerdem habe ich schon den Eindruck, dass das Miteinander sozialer ist.
Einmal im Monat ist bei uns in der Gemeinde Kindergottesdienst, schon die Kleinsten gehen mit, wir sind immer auf der Empore in der Kirche, die Kinder sitzen auf Kissen auf den Stufen, manchmal ist der Gottesdienst auch Draussen. Es ist wuselig und auch mal laut. Unsere Pfarrerin hat auch den Ruf der „Kinderflüsterin“, sie findet die Sprache und Form in der Gestaltung, die Kinder verstehen und sie mit einbezieht, es ist interaktiv, es wird gesungen und gebetet, es gibt Bewegungsspiele und heute wurde gebastelt, nämlich bunte Perlen als Kette oder Armband. Heute ist nämlich Erntedankfest, das Thema waren die Farben, jedes Kind durfte etwas aus der Natur mitbringen, so gab es rote Blüten und Blätter, grünes Gemüse, gelbe Blumen und blaue Blütenblätter. Kindergottesdienste sind fröhlich und bunt.
In meiner Erfahrung ist Kirche offen und fröhlich, man ist füreinander da, hört sich zu und Menschen werden akzeptiert, wie sie sind, egal welcher Herkunft oder sexuellen Orientierung. Das ist der Glaube, den ich auch unseren Kindern vermitteln will und den sie leben sollen. Ob nun Christ, Jude oder Moslem, man kann sich doch auf seine Gemeinsamkeiten konzentrieren und voneinander lernen und erfahren? Ich mag es nicht, wenn jemand meinen Glauben für Hassbotschaften missbraucht. Andersrum respektiere ich Atheisten und Andersgläubige, erwarte aber ihrerseits, dass sie sich nicht über meine Religion lustig machen oder Sprüche wie „nur dumme Menschen glauben an Gott“ gehen gar nicht. Ich erwidere auch nicht „nur dumme Menschen können etwas nicht begreifen, was sie nicht sehen“. Ich muss nicht missionieren. Aber manche christliche Prinzipien, wenn nicht die meisten davon, sind doch eher allgemeingültig, wie Respekt, Liebe und anderen Menschen zu helfen, egal, welcher Herkunft? Und grade als gläubiger Mensch sollte ich nicht andere verurteilen.
Das heutige Erntedankfest kann man verschieden sehen, christlich danken wir Gott für alles was wir haben und denken an die, denen es weniger gut geht. Daher war die heutige Kollekte nämlich für „Brot für die Welt“. Aber man kann auch ohne Gottesbezug kurz inne halten, die Natur bestaunen und dankbar sein, was man hat und an die denken, denen es nicht so gut geht, da kann man eben auch Atheist sein oder ans Spaghettimonster glauben, das Prinzip und der Sinn ist nicht viel anders.
Wir gehen in den Kindergottesdienst, haben eine evangelische Perspektive auf Dinge, aus der Schule kommt die katholische Interpretation. Ich muss nicht jede Meinung teilen oder gar den Glauben, um ihn zu respektieren. Ich wünsche genauso Juden oder Moslems zu ihren wichtigen Feiertagen ein fröhliches Fest, so, wie mir die Moslems im Umfeld genauso frohe Weihnachten wünschen. Dazu ist es eben auch wichtig, offen zu sein, und von den anderen ihre Sicht zu lernen und dann zu respektieren. Nur, weil mir jemand von seinem Glauben erzählt oder ich Euch von meinem, ist es nicht ansteckend wie eine Krankheit. Man kann für sich nachdenken und seinen Weg finden, ohne andere zu verurteilen. Das hoffe ich, dass es meine Kinder in ihrem Kindergarten und ihrer Schule auch lernen, genauso, wie wir es Zuhause versuchen zu vermitteln. Es macht mich wütend, wenn Leute meinen Glauben als Berechtigung nehmen, Hass zu verbreiten und Menschen zu verurteilen.
Wie sieht es bei Euch aus? Gehört Ihr einer Glaubensgemeinschaft an und spielt bei Euch Gott eine Rolle im Leben mit den Kindern? Oder seid Ihr Atheisten und lehnt Kirche ab?