Werbung ohne Auftrag* Seit Dezember sind wir wie viele andere Familien wieder in der Situation, dass wir geschlossene Schulen und Distanzlernen und dazu Arbeit, Alltag und alles Andere irgendwie schaffen müssen. Und das „irgendwie“ ist mein Stichwort. Es gibt Dinge, die wir tun müssen, wo wir keine Wahl haben, also grundsätzlich Homeschool und Homeoffice. Aber es gibt Sachen und Situationen, die wir selbst auch beeinflussen können. Es gibt nicht nur zwei Extreme, was aber mein Eindruck auf Social Media ist.
Disclaimer: Wir haben das Glück, dass die digitale Schule beim Großen extrem gut organisiert ist und er das selbständig erledigen kann. Die Schule ist beim Mittleren offline, aber dennoch gut organisiert und strukturiert. Mein Arbeitsaufwand ist genauso wie sonst mit Hausaufgaben, dass es mal eine Frage gibt oder ich etwas korrigieren soll. Außerdem haben wir die Privilegien, dass wir die Ausstattung und das Wissen haben. Ich kann flexibel arbeiten und arbeite nicht Vollzeit. Der Tatsache bin ich mir bewusst.
1. Perfektionismus ablegen
Ich glaube, manches liegt an unseren eigenen Ansprüchen. Wir haben aber keine normalen Zeiten. Alles ist „gut genug“. Jede/r muss für sich selbst überlegen, wo die persönlichen Prioritäten liegen. Möchte man ein perfekt ordentliches Zuhause, weil man sich nur selbst wohl fühlt oder ist es eine gesellschaftliche Erwartung? Wenn es einem selbst sehr wichtig ist, prima. Macht man es aber eher, weil „man“ es so tut: Ansprüche anpassen. Muss alles ordentlich und super sauber sein? Besuch hat man ohnehin keinen.
Müssen alle Aufgaben und Zusatzaufgaben perfekt erledigt sein? Gibt es irgendwo da ein Maß, was „ausreichend“ ist? Auch, was Noten betrifft. Was muss man im Job leisten, dass es ausreicht? Muss Essen immer warm, gesund und vitaminreich sein? Wie gesagt, wenn es einem selbst wichtig ist, macht man weniger Abstriche. Aber vielleicht gibt es da eben auch ein individuelles „gut genug“?
Umgekehrt ist mir wichtig, dass ich mich mit mir wohl fühle, weshalb ich trotzdem jeden Tag in Snagtights und Rock/Kleid und geschminkt bin und keine Jogginghose besitze. Wer das nicht mag, sollte sich aber nicht wegen einer Jogginghose komisch fühlen.
2. Schichtarbeit in jeder Hinsicht in Homeschool und Homeoffice
Auch hier sind die Grundsituationen ganz unterschiedlich. Aber abgesehen von Videokonferenzen ist hier Schule und Lernen relativ flexibel. Wir haben zwei Schulkinder und ein Kindergartenkind. Die Großen machen oft zeitversetzt Schulsachen in der Homeschool. Unser Großer hat Videokonferenzen und ist damit zeitlich teilweise festgelegt. Aktuell ist es oft so, dass der Große dann Vormittags Unterricht hat und der Mittlere und der Kleine zusammen spielen. Nachmittags macht dann der Mittlere Schulsachen und der Große und der Kleine beschäftigen sich. Wenn beide etwas tun und ich auch, spielt er oder macht Vorschulhefte, die ich besorgt habe.
Oft arbeiten wir Eltern auch Abends noch spät. Bizzidad ist tagsüber im Büro, weil ich es persönlich stressfreier finde. Auch das weiß ich zu schätzen, dass es die Möglichkeit gibt.
3. Im Homeoffice „Jetzt nicht“ sagen können
Meine Kinder sind nicht mehr ganz klein, weshalb es einfacher ist. Aber hier gibt es auch ein klares „jetzt nicht“. Ich bin für wichtige Dinge ansprechbar und finde dafür sofort Zeit. Aber ich sage auch mal, dass ich gleich komme, wenn ich fertig bin, weil ich etwas fertig arbeiten muss. Den Großen sage ich dazu auch eine Zeit. Ich arbeite im Homeoffice, aber es ist Arbeit.
Ich muss hier nicht dauernd bespaßen. Sie können auch kurz warten und ich gucke mir in einer halben Stunde das tolle aus Lego gebaute Haus an. Mir ist bewusst, dass das bei einem Kleinkind nicht geht. Mein Vorteil ist, dass ich keine Videokonferenzen oder ähnliches habe. Der Bizzidad klebt dann oft einen Zettel mit „STOPP“-Schild an die Tür, wenn er eine Videokonferenz hat.
4. Das Essen
Natürlich wollen wir alle vorbildlich gesunde Ernährung anbieten, Instagram ist voll mit Obstmandalas und perfekten, ausgewogenen Mahlzeiten. Aber auch da plädiere ich für ein „gut genug“. Essen muss nicht warm sein. Hier ist nach dem Frühstück Selbstbedienung, gern auch an ungesunden Sachen. Es gibt Schokocroissants, Croissants oder Schokobrötchen. Für Nachmittags habe ich den Fantakuchen von SimplyLovelyChaos Sonntag gebacken, der hält tagelang frisch und schmeckt auch heute noch. Meine Muffins sind auch eine Option.
Essen bestellen ist, wenn es finanziell machbar ist, auch eine legitime Option, einen Ausflug ins Drive-In eines Burger-Restaurants oder Pommes oder Tiefkühlpizza in den Ofen schieben. Oder, eine viel gesündere und leckerere Variante ist die 5-Minuten-Ofen Pasta von Mamaskind.de. Es dauert wirklich nur 5 Minuten und ist unfassbar lecker. Ich habe noch schnell Tomaten gewürfelt, Zucchini drüber geraspelt und Italienische Kräutermischung genommen. Da Bizzidad später als gedacht kam, habe ich nach 30 Minuten noch einen Schuss Sahne rein gekippt und wir haben es nach 45 Minuten gegessen. So spart man Zeit beim Essen zubereiten ein, wenn man gleichzeitig noch Homeoffice und Homeschool irgendwie organisiert.
5. 5 grade sein lassen
Ich lese viel von wichtiger Struktur und sich täglich anziehen. Unsere Kinder verbringen den Tag in ihren geliebten Wolle-Seide-Leggings, wenn wir nicht raus gehen. Ich sehe keinen Grund, warum sie sich fertig anziehen müssen.
Wir leben ohnehin keinen Notendruck, aber aktuell haben wir noch mal ausdrücklich gesagt, dass wir Noten und Zeugnis in dieser Situation sehen. Keine kompletten Defizite wären erstrebenswert. Aber auch da wollen wir Druck raus nehmen. Die Situation ist belastend genug für alle.
Medienzeit beschränken wir ohnehin eigentlich ungern bis nicht. Der Große ist autoregulativ, der Mittlere übt daran. Facetime und Skype mit Freunden ist sowieso erlaubt. Aber nun hat auch der Kleine (5) eine Switch Lite, die er ohne Coronakrise und Lockdown ganz sicher nicht bekommen hätte. Aber wir alle sitzen Zuhause, haben keine persönlichen echten sozialen Kontakte, er ist nicht im Kindergarten. Also dürfen alle drei auch einfach „zocken“ oder sich von Netflix berieseln lassen.
Tolle pädagogisch sinnvolle Bastelaktionen gibt es hier ohnehin selten bis nie. Die Kinder malen. Ich bin keine Bastelmama und finde das völlig okay. Natürlich fehlt den Kindern auch Input wie Museumsbesuche und ihre Freunde, die Pandemie strengt an und ist nervig.
6. Aufgaben delegieren
Außerdem kann man Aufgaben delegieren. Meistens staubsaugt ein Kind nicht perfekt. Aber ist es nötig? Ich brauche keinen Perfektionismus, schon 50% weniger Krümel unter dem Esstisch sind ein Erfolg. Auch Oberflächen im Bad kann ein Kind mal mit einem ungiftigen Badreiniger und Küchenkrepp oder Tuch abwischen. In manchen Familien ist es ohnehin üblich, aber wenn nicht, wäre jetzt die Zeit mit Homeoffice und Homeschool genau die Zeit, diese Aufgaben einzuführen. Leichte Aufgaben und diese müssen nicht perfekt erfüllt werden.
7. Me-Time ohne schlechtes Gewissen & sich selbst mal loben
Wenn ich vor der Frage stehe, ob ich das Bad putze oder mich aufs Sofa setze und meinen Kaffee trinke, entscheide ich mich für Kaffee. Ich weiß, es ist für uns alle schwer, weil die Kinder 24/7 Zuhause sind und wir müde und erschöpft von Arbeit, Betreuung und unnormalem Alltag sind. Wenn es geht, gönnt Euch etwas. Sei es das teure vegane Schokoladen-Eis oder das Bad in der Badewanne.
Was Ihr leistet, ist „gut genug„. Es geht nur darum, irgendwie durch diese Krise zu kommen. Dann bleiben eben Dinge auf der Strecke. Bildung kann man nachholen. Wie die wunderbare Nora Imlau neulich ähnlich auf Twitter meinte, die Beziehung ist wichtiger. Die Beziehung zu den Kindern. Aber aus meiner Sicht auch zu uns selbst. Es ist keine Zeitverschwendung sich per Messenger oder Videoanruf bei einer Freundin auszuheulen.
Wir alle geben uns Mühe, dass es für unsere Familie keine traumatische Erfahrung ist. Aber manche Tage sind einfach Mist. Sich endlos Vorwürfe und sich ein schlechtes Gewissen machen, verstärkt den Druck nur. Entschuldigt Euch, wenn Ihr Euch wirklich nicht nett verhalten habt, knuddelt Euch gegenseitig, atmet durch und der nächste Tag ist eine neue Chance.
Und manchmal einfach auch gucken, was gut war. Uns selbst loben, was wir trotz dieser Ausnahmesituation alles leisten.
Habt Ihr noch weitere Tipps für Stressreduktion?
Was mir hilft: Dass mein Mann Hobbykoch ist. 🙂 Ansonsten habe ich gerade aber auch häufig Kopfschmerzen. Wegen dem ständigen Motivieren zu den Hausaufgaben und der Sorge, wie es weitergeht.