Wir schreiben nun das Jahr 2022. Das 21. Jahrhundert ist nicht mehr ganz so jung. Meine Kinder sind alle drei in diesem Jahrhundert geboren. Wie sie festgestellt haben, bin ich nicht nur in einem anderen Jahrhundert, sondern sogar in einem anderen Jahrtausend geboren. In meiner Kindheit gab es kein Internet. Erst in der Oberstufe hatte ich, genauso wie einige Freunde (kein generisches Maskulinum, sondern Fakt), Internet. Mein erstes Handy hatte ich im Studium, drei Jungs aus meiner Stufe hatten schon in der Schule Handys. Für meine Kinder ist das alles ganz normal. Streaming statt DVD oder lineares Fernsehen. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass wir uns immer noch im 20. Jahrhundert befinden. Denn alles ist auf Präsenz ausgelegt.
Schule wie im 20. Jahrhundert?
Schule, besonders Grundschule, scheint sich sehr wenig verändert zu haben. Wir hatten in der Schule auch Computerräume und Internet. Aber der Unterricht an sich ist wenig digital gewesen. Die Grundschule meiner Kinder hat zwar dank Pandemie nun iServ, aber grundsätzlich ist der Präsenzunterricht wenig digital und nutzt eben nicht die Möglichkeiten zusätzlich. Jeder Raum hat einen Beamer bekommen. Laut meinen Kindern nutzen das aber kaum Lehrkräfte, weil sie damit nicht klar kämen. Abgesehen davon müssen Lehrkräfte offenbar meistens ihre privaten Endgeräte nutzen. Genutzt wird die Anton App und neuerdings gibt es Material auch zum Download. Ich werfe dies nicht den Lehrerinnen vor, sondern der Politik. Die Lehrerinnen sind engagiert und toll. Aber Ausstattung und Schulungen wurden einfach jahrzehntelang vernachlässigt und die Schulen damit allein gelassen.
Am Gymnasium des Großen sieht es dagegen super aus. Zwei Informatiker als Schulleitung und Modellschule. Dort war auch vor Corona die Schule schon relativ digital. Mit der Schließung im März 2020 haben sie den Turbo eingelegt. Diese Schule zeigt, digitaler Unterricht kann sehr gut funktionieren, wenn die Ausstattung und das Wissen dazu da sind. Relevant ist dafür auch eben ganz viel Eigeninitiative und ein kompetentes, motiviertes Kollegium. Wir sind da beiden Schulen sehr dankbar.
Der heilige Präsenzunterricht
In Deutschland besteht Präsenzpflicht. Die ist aus meiner Sicht ein Relikt und nicht mehr zeitgemäß. Schon gar nicht zu Zeiten einer Pandemie. Aber auch unabhängig davon. Unser Schulsystem ist veraltet. Es fehlen Differenzierungen und dass es mehr Flexibilität für Lerntypen gibt. Dafür ist natürlich auch mehr qualifiziertes Personal nötig. Denn welche Lehrkraft soll sich individuell auf 30 Kinder einlassen können? Das ist nicht machbar. Aber alle müssen immer anwesend sein.
Die Schulen sind aktuell keine sicheren Orte. Sie sind durch die Situation „Treiber der Pandemie“. Nicht die Kinder an sich, weil sie Kinder sind, sondern 30 Personen 6 Stunden in einem schlecht belüfteten Raum, der Großteil ungeimpft, ist eben für Aerosole ein perfektes Szenario. Kinder tragen das Virus unfreiwillig in die Haushalte. Wir möchten dieses neurotrope Virus gern vermeiden. An schlimmen akuten Verlauf glaube ich bei meinen Kindern weniger, sie sind geimpft und geboostert. Aber es besteht weiterhin das Risiko von Long Covid, auch, wenn es weniger Kinder trifft als Erwachsene.
Keine Schulschließung – Distanzlernen & Hybridunterricht statt Präsenz(pflicht)
Man hat politisch 2 Jahre verschlafen, die Schulen zu sicheren Lernorten zu machen. Die Leitlinie wurde bis heute nicht umgesetzt. Im Diskurs wird aber so getan, als gäbe es nur den heiligen Präsenzunterricht vs. komplette Schulschließungen. Fordert man sichere Bildung, kommt als pampige Antwort, man wolle alle Schulen schließen und was mit Familien sei, die das nicht könnten. Es gäbe so viele Möglichkeiten. Hybridunterricht und das Aussetzen der Präsenzpflicht wären ein Anfang. Außerdem eben Umsetzung der Maßnahmen.
Meine Forderungen:
- Aussetzung der Präsenzpflicht hin zu einer schulisch kontrollierten Lernpflicht
- Präsenzangebote aufrecht erhalten
- Betreuung und Notbetreuung anbieten
- Unterricht in festen Kleingruppen mit nur wenigen Lehrkräften pro Klasse
- kürzer Unterricht, viel frische Luft, aber Betreuungsangebote
- digitaler Unterricht und alternativ schriftliche Aufgaben als Wochenplan oder Monatsplan
- egal, ob Präsenzunterricht oder Homeschool, es gibt Abgabetermine für alles. Wer unentschuldigt Abgaben verpasst, kann wieder Präsenzpflicht bekommen
- das Risiko sinkt für ALLE, wenn weniger Kinder in den Klassenräumen sind
- Maskenpflicht in allen Innenräumen
- Ausstattung mit digitalen Endgeräten inklusive mobilem Internet für alle
- Impfung für Kinder <12
- Impfpflicht für Schulpersonal
- Pooltests (PCR) 3x pro Woche
- Quarantäne mit Freitestung nach 6 Tagen per PCR-Test für alle Kontaktpersonen
- Umsetzung der Vorgaben des RKI
Das Ganze möchte ich aber unabhängig von der Pandemie. Im Bekanntenkreis hat eine Familie ein Sabbatjahr. Sie lernen mit Homeschooling in der Sonne. Ich habe schon vor Jahren festgestellt, dass nicht nur Schulen Lernorte sind oder sein sollten. Es gibt von Zuhause über Museen oder Wald oder Gesprächen mit Menschen so viele Orte, an denen Lernen stattfinden kann. Mir geht es nicht ausschließlich um digitales Lernen. Aber hier in Berlin lernen meine Kinder mehr über deutsche Geschichte als in der Theorie. Politik ist hier greifbar. Spielen ist auch „Lernen“.
New Work = „nicht arbeiten“, weil nicht alles in Präsenz ist
In vielen Jobs ist es aber auch dasselbe. Manche Arbeitgeber*Innen sind der Auffassung, dass nur in Präsenz gearbeitet werde. Natürlich gibt es Berufe, die nicht remote möglich sind. Kassierer*Innen müssen an der Kasse sitzen, die Polizei kann auch nicht Zuhause bleiben oder auch sonstige Berufe. Ich finde es auch gruselig, dass Arbeitgeber*Innen so wenig von ihren Mitarbeitenden halten, dass sie meinen, nur mit Kontrolle würden diese Arbeiten.
Es kommt natürlich auch auf die Branche an. Mir begegnet aber generell oft die Unterstellung, dass ich „nicht arbeite“. Denn ich habe keinen 9-5 Bürojob in Präsenz. Ich arbeite zeitlich sehr variabel, außerdem ist bei mir vieles keine „sichtbare“ Arbeit. Für eine Recherche brauche ich ein Handy oder den Laptop. Wenn ich aber Konzepte überlege, kann ich genauso auf dem Sofa sitzen, Spazierengehen oder wie heute Staubsaugen. Dinge, die nicht nach „Arbeit“ aussehen, es aber sind. Denn danach setze ich mich hin und schreibe es runter. Von Aussen betrachtet, würde man denken, ich mache „nichts“ und schreibe dann eine halbe Stunde. Die 2 Stunden gedankliche Arbeit ist unsichtbar. Woran macht sich denn „Arbeit“ fest? An Präsenz an einem Arbeitsplatz? An der Bezahlung? Ich bekomme vermutlich mehr Geld als die erwähnte Kassiererin. Oder eben doch am Ergebnis? Oder an der Zeit, die man benötigt? Welche „Zeit“ erfasst man da? Die sichtbare Arbeit? Die in Präsenz? Ich habe dafür keine wirkliche Lösung, es ist ein komplexes Thema.
Der deutsche (?) Präsenz-„Fetisch“
Grade jetzt während der Pandemie fällt es mir aber auf und ich höre es aus dem Umfeld. Ich bin nicht gegen Präsenz, im Gegenteil. Auch ich möchte einen Arbeitsplatz in einem Büro nutzen können. Denn viele Dinge sind dort einfacher machbar und klärbar oder man benötigt Infrastruktur und Feedback. Außerdem kenne ich gern die Menschen persönlich, mit denen ich arbeite und oft klappt Zusammenarbeit so besser. Dennoch finde ich es überholt, gezwungen zu sein, auch remote mögliche Aufgaben zum Zeitpunkt X an Ort X abzuleisten. Ich gehöre auch zu den Menschen, die in den absurdesten Situationen plötzlich eine Lösung im Kopf haben. Oder eine kreative Idee. Mails schreibe ich auch gern mal um 23 Uhr vor als Nachteule.
Ich höre von Freund*Innen, dass sie für Arbeit, die von überall ginge, ohne jegliche Meetings ins Büro müssen. Oder für Meetings weite Strecken auf sich nehmen, die genauso digital möglich gewesen wären.
Präsenzunterricht ist wichtig
Genauso sehe ich es mit Schulen. Natürlich ist Präsenzunterricht gut und wichtig. Es geht um Gemeinschaft und soziales Miteinander, je nach Lebens- und Lernsituation Zuhause ist es auch essentiell dort zu lernen. Familien brauchen Betreuung für die Kinder. Daher fordere ich keine Schulschließungen. Aber ich will gute und sichere Präsenzangebote. Zu gutem Unterricht gehen meine Kinder nämlich sogar gern. In der aktuellen Situation wäre aber unser Mindestanspruch sicherer Unterricht in Präsenz. Warum beharrt man auf Präsenzunterricht um jeden Preis? Man könnte auch Hybridunterricht bieten und ich sehe, dass meine Kinder manche Aufgaben viel schneller und besser zu ihrer Zeit Zuhause erledigen können. Dieses Privileg haben nicht alle. Aber genauso ist nicht für alle Kinder Präsenzunterricht optimal, sei es wegen Mobbing, wegen einer schwierigen Lehrkraft oder weil sie dort reizüberflutet sind, Stichwort: Autismus-Spektrum.
Man könnte Lernen und Lernorte deutlich flexibler und individueller gestalten, je nach Lerntyp. Dafür müsste aber die Politik wirklich investieren. In Ausstattung & Personal. Chancengleichheit ist in unserem Schulsystem nachweislich bis heute nicht gegeben. Kinder & Jugendliche brauchen unterschiedliche Situationen, um ihre individuellen Möglichkeiten nutzen zu können und ihre ganz persönlichen Lernziele zu erreichen. Digitalisierung ist wichtig, aber eben nicht der einzige Weg. Trotzdem müssen die Digitalisierung und die digitalen Möglichkeiten ausgebaut werden. Wir leben im Jahr 2022.
Früher war eben nicht alles besser, nur weil es in Präsenz war
Wenn ich mir teilweise Kommentarspalten oder auch Kommentare hier im Blog angucke, beweist das für mich auch, dass Präsenz nicht alleinseligmachend ist. Teilweise ist es so ein Buchstabensalat, dass ich nicht glaube, dass das die Quote an Legasthenikern widerspiegeln kann. Den Dunning-Kruger-Effekt erlebe ich da sehr oft. Hier auch neulich, dass irgendwelche Menschen ohne Ahnung sich offensichtlich den Diagnosen von Fachärzten überlegen fühlen. Mein Diabetes wird mir auch gern erklärt. Oder wilde Unterstellungen, weil Menschen offenbar soziale Medien und redaktionelle Arbeit nicht verstehen und meinen, sie „kennen“ uns wirklich. Ich muss hier wirklich regelmäßig wiederholen, dass alles im Netz Ausschnitte sind und 99% unseres Lebens nicht öffentlich ist. Zu unserer Schulzeit gab es keinen digitalen Unterricht. Schule, Studium und Arbeit sind traditionell in Präsenz. Offensichtlich funktioniert das also auch nur theoretisch. Leider blieben da auch Menschen beim Lernen auf der Strecke.
Reine Anwesenheit bedeutet weder aktiv Lernen noch Arbeiten. Ob nun das kurze private Gespräch mit Kolleg*Innen oder eben die Raucherpausen alle halbe Stunde. Ein Schulrektor formulierte treffend, dass die Kinder auch im Präsenzunterricht nicht 6 Zeitstunden pausenlos konzentriert „lernen“.
Bei meinen Kindern stelle ich fest, dass sie Lernlücken aus dem Präsenzunterricht im Distanzlernen besser schließen können und generell Zuhause nicht schlechter lernen. Andere Kinder lernen am Lernort Schule besser. Beides sollte möglich und kombinierbar sein. Das gilt für Arbeit wie auch alle Formen des Lernens. Im 21. Jahrhundert sollte man die verschiedenen Möglichkeiten nutzen und sie individuell kombinieren dürfen. Die Investition in die Zukunft sollte es dem Staat und Arbeitgeber*Innen eigentlich wert sein. Auch nach der Pandemie.
Wir (Österreich) haben zur Zeit die ausgesetzt Präsenzpflicht. Leider wird es auf dem Rücken der Pädagogen ausgetragen, die beide Modelle zeitgleich stemmen müssen. Und so bleibt der Unterricht für die die zuhause lernen auf der Strecke. Deshalb sind die Klassen trotzdem voll. Ich glaube bis Hybridunterricht wirklich gleichberechtigt läuft sind wir im 22 Jhd angekommen.
Das ist echt auch keine Lösung. Bei meinem Großen wird einfach gestreamt, was im Klassenraum ist oder Lehrkräfte haben auch schon von Zuhause unterrichtet. So ist es derselbe Unterricht für alle. Als für alle Distanzlernen war, gab es aber einen extra Stundenplan mit Distanzstunden und mit Lerneinheiten offline, der digitale Klassenraum war aber als Treffpunkt immer auf, so dass sie sich austauschen konnten. Gab auch „Räume“ für Gruppenarbeiten etc.. Aber ja, auch da packen die Server nicht, dass alle Kinder die Kameras einschalten usw.. Bei der Grundschule merken wir natürlich, dass wir privilegiert sind, da von dort hauptsächlich Arbeitsblätter kamen und kommen. Heute sind wegen positivem Pool sowieso alle im Distanzlernen. Die Klassenlehrerin des Mittleren hat aber 1-2x die Woche Videokonferenzen gemacht, wo sie neuen Stoff erklärt hat.
So ist es. Es würde so viel bringen, wenn es mehr Lehrer gäbe. Aber hier wird seit Jahren gespart. Es ist ein Unding, dass die paar wenigen Lehrer nun alles auffangen sollen – Präsenzunterricht und Online. Irgendwas bleibt so immer auf der Strecke. Und man sieht es ja auch – trotz Aufhebung der Präsenzpflicht sind die Klassen voll. Eltern können es oft nicht stemmen, Job und HomeSchooling zu verbinden. Wie auch? Viele können nicht von daheim aus arbeiten. Wenn ich mir meinen Schulen so anschaue denke ich fast, dass wir hier eine Insel der Glückseeligen sind. Normaler Unterrichtsbetrieb, Desinfektionsmittel zur Genüge, Luftfilter, Masken, Tests (auch Pool-PCR) – und nur vereinzelt Fälle. Ich warte immer noch darauf, dass sich das dreht. Aber wer weiß, ob das so kommt? Vielleicht wäre das ja auch der Ansatzpunkt – Schulen endlich besser auszustatten? Denn Kinder wollen in die Schule gehen, wollen Präsenzunterricht, soziale Kontakte – nicht nur virtuell.
Schulen und Bildung wurden kaputt gespart. Aber ich denke, auch langfristig muss man da mehr Hybrid denken. Was spräche dagegen, wenn Kinder auch mal von woanders lernen? Beispielsweise dieses halb-kranke Kinder in die Schulen schicken wäre einfacher, weil sie nicht automatisch alles verpassen. Dann infizieren sie ggf. auch weniger andere Kinder. Es gibt schließlich auch andere Viren. Aber es braucht eben auch den Ausbau von Betreuung und digitale Ausstattung für alle, dass es nicht vom Elternhaus abhängig ist. Dieses ganze System ist überholt. Die Schulen meiner Kinder haben keine Luftfilter. Pooltests mit PCR nur in der Grundschule. Das Labor kapituliert übrigens. Gestern positiver Pool, Einzeltests kann es nicht auswerten. Einmal kam das positive Pooltest-Ergebnis nach 22 Uhr. Wie will man dann den Tag noch Umplanen, je nach Job. Bei uns klappt Distanzlernen & Homeoffice gut. Dafür brauchen eben andere dringend die Präsenz & die Betreuung. One size fits all stimmt eben nicht. Es braucht langfristig neue Konzepte. Kleine Klassen. Digitale Ausstattung und digitales Lernen. Flexiblere Konzepte und eben massiven Ausbau von Betreuung. Mindestens doppelt so viele Lehrkräfte. Denn die Lehrkräfte gehen doch oft schon im Regelbetrieb ohne Pandemie über ihre eigentliche Arbeit hinaus.
Ab heute bis Ende Februar ist in Berlin die Präsenzpflicht ausgesetzt. Der große Sohn ist direkt mit Begeisterung zu Hause geblieben, bereut es aber fast schon wieder, weil wir hier nur diskutieren wegen der Aufgaben…
Ich war für Wechselunterricht und bin froh, dass der auch jetzt wieder gekommen ist (zu spät meiner Ansicht nach), weil ich Präsenz für wichtig halte aus einigen Gründen. Aber aktuell ist mir natürlich auch wohler, wenn ich mein Kind nicht in die Seuche reinschicken muss. Unserem Verhältnis zu Hause tut es aber nicht immer gut.
Ich finde die Lösung, Präsenzpflicht auszusetzen wichtig. ABER das darf eben nicht bedeuten, dass man in den Schulen einfach so weiter macht. Ob Pandemie oder nicht, das Schulsystem muss geändert werden. Es muss individueller werden. Das geht nur mit Investition in gutes Personal und Ausstattung und kostet eben richtig was. Aber aktuell werden Lehrkräfte verheizt und Kinder durchseucht.
Bei uns klappt Distanzlernen ziemlich gut, aber wir sind in der Ausstattung privilegiert und ich habe Lehramt mal studiert. Die Möglichkeiten haben nicht alle und ich kann fast komplett von Zuhause arbeiten (und arbeite auch nicht Vollzeit).
Schulen müssen zu guten und sicheren Lernorten werden, aber eben nicht zum alleinigen.
Wir leiden in Deutschland am Präsentismus! Auf Arbeit gilt der als fleißig, der vor sieben schon da ist und nach sieben am Abend auch. Auch wenn der der zwischen acht und drei da ist mehr schafft… das erklärt doch eigentlich alles! Deshalb muss Schule auch am Morgen so früh los gehen, der frühe Vogel fängt den Wurm! Die Eule die Maus sage ich da immer! Und ja, warum muss Schule immer innen im Klassenzimmer statt finden, gerade jetzt wäre draußen sehr angesagt! Ich hatte einen tollen Deutschlehrer, der ist am Wandertag mit uns immer zu Orten von Sagen gelaufen, hat seine Bücher dahin mit geschleppt und wir haben sie dort gehört und besprochen! Das war echt toll!!! Bei uns im Hort wurde wegen der Gruppentrennung wegen Corona ausgerechnet die Hofzeit gekürzt, zum Glück haben wir jetzt gerade eine Hortnerin, die jetzt eben mit den Kindern spazieren geht und zum angrenzenden Sportplatz statt mit ihnen auch noch am Nachmittag im Klassenzimmer zu hocken! Seit dem möchte unsere Jüngste sogar gerne noch etwas im Hort bleiben! Was mich interessiert, wie hat es die befreundete Familie hin bekommen im Sabatical unter Palmen zu lernen? Wir würden auch gerne ein Sabatical machen, sind bisher leider an der Schulpflicht gescheitert. Da wir unsere Kinder nicht alle paar Wochen in einem anderen Land an einer anderen Schule anmelden möchten. Übrigens ist in unserem Bundesland schon seit November die Präsenzpflicht ausgesetzt, in Berlin doch jetzt auch, oder?
Unsere Kinder gehen in NRW zur Schule. Gebauer hat wohl nicht verstanden, dass ihre „Hygienefilter“ nicht funktionieren…
Ich habe nicht nachgefragt, wie unsere Freunde es gemacht haben. Auf jeden Fall sind ihre Kinder ganz offiziell in der Homeschool.
Wie Du sagst, Präsentismus. Ich hatte mal einen Job und wenn die Kollegin nicht da war (meistens krank), habe ich die Arbeit in deutlich weniger Stunden geschafft, weil ich eben nicht dauernd Rauchen ging und generell schnell und konzentriert gearbeitet habe. Außerdem war ich pünktlich da. Sie blieb immer länger. Hängen blieb bei vielen nur „die bleibt immer länger!“. Dass bei Eurem Hort die Hofzeit gekürzt wurde, ist nur absurd! Ich finde eben so einiges nicht logisch. Meine Grundschulkinder haben beispielsweise Frühstückspause im Klassenraum. Also alle maskenlos. Auf dem Schulhof essen ist nicht erlaubt. Klar, bei schlechtem Wetter ist es problematisch. Aber ich erinnere mich an Schulstunden im Sommer zu meiner Schulzeit, in denen wir auf der Wiese unter einem Baum Unterricht hatten. Generell muss das System sich ändern. Lernorte müssen freier werden und es braucht viel mehr gutes Personal und kleine Lerngruppen und generell einen individuelleren Ansatz.
Genauso eben in Jobs. Natürlich gibt es Berufe, da ist die Präsenz essentiell. Aber es gibt genug Jobs, in denen man für bestimmte Aufgaben oder Meetings Präsenz braucht. Es fehlt aber das Vertrauen und das finde ich schade. Ich erlebe es immer wieder, dass unterstellt wird, Menschen arbeiten nur, wenn sie im Büro sitzen. Dann hört man Geschichten von Leuten, die jeden Tag ins Büro kommen und da wenig bis nichts tun. In Präsenz ist das aber offenbar okay.
Oder dieses krank zur Arbeit schleppen. Da sowieso nicht gut Arbeiten können, weil man krank ist UND Kolleg*Innen anstecken. Das ist doch größerer Schaden als zu sagen, ich arbeite Zuhause und wenn es nicht gut geht, melde ich mich krank. Oder Kinder, die krank waren und so halbwegs fit, aber noch ansteckend. So viele Eltern schicken das Kind dann zur Schule, damit es nicht zuviel verpasst. Distanzlernen wäre eine Option. Rechtlich müsste man natürlich Betreuung/Homeoffice und Kindkrank-Tage besser regeln.
Es darf nicht auf den Rücken der Lehrer ausgetragen werden, die machen ihren Job. Für mich darf man die Präsenzpflicht aussetzen. Ich arbeite im Pflegebereich alleinerziehend. Die Kinder sind froh über Präsenz und Hobbies und Kontakt zu Freunden (geboostert). Aber wer sich entscheidet zu Hause zu bleiben, muss so bewertet werden wie Präsenzkinder. Sitzenbleiben aussetzen darf keine Option sein, weil die großen Klassen dann diese Kinder mitschleppen und alle anderen leiden.