Werbung ohne Auftrag Heute haben sich die Ministerpräsidenten besprochen, gestern die Kultusminister. Gestern wurde ein „Stufenplan“ erarbeitet. Der aber dermaßen schwammig und offen ist, ohne konkrete Inzidenzzahlen oder Hinweis auf Aussetzung der Präsenzpflicht etc.. Heute wurde der Lockdown verlängert, wie es zu erwarten war. Er wurde in Teilen verschärft, wobei ich den Punkt mit den 15km Radius in besonders betroffenen Gegenden eben nicht verstehe. Im März/April sind wir sehr oft für Bewegung an der frischen Luft deutlich weiter als 15km gefahren, weil alle Parkplätze und Landstrassen vorher zugeparkt waren und wir Abstand halten wollten. Dann fährt doch jemand besser 50km mit dem Auto in den einsamen Wald als am Stadtrand mit 5000 anderen um einen See zu spazieren?
Schulpolitik ist aktuell einfach mein Thema. Ich bin wieder politischer. Mir ging es mit dem Präsenzunterricht nicht gut.
Schwammige Angaben statt Schulschließungen
Die ersten Meldungen hiessen, Schulen blieben bis Ende Januar geschlossen. Inzwischen revidieren einige Bundesländer. Eltern „weinen“ auf Social Media, weil sie ihre Kinder Zuhause betreuen müssten. Es gibt Schlupflöcher für die Länder und ich befürchte, dass Laschet/Gebauer Morgen zurück rudern und Schulen öffnen.
#BildungAberSicher
Seit Monaten fordert Bildung aber Sicher sicheren Schulbetrieb nach den Empfehlungen des RKIs und hat konkrete Vorschläge. Experten wie Karl Lauterbach oder Prof. Drosten weisen auf die Gefahr in Schulen hin. Es scheint auch, als habe man mit den Ergebnissen aus Hamburg Menschen getäuscht. Auf Präsenzpflicht wird beharrt.
Schulen sind leider keine sicheren Orte. Auch, wenn man es sich so wünschen würde. Solche Untersuchungen beziehen sich aber dann gern auf die Zeiten der Schulschließungen Anfang 2020 oder auf Zeiten mit sehr niedriger Inzidenz wie nach den Sommerferien. Leider zeichnet sich ein anderes Bild ab. Auch in England hat sich die Mutation B.1.1.7 offenbar über die Schulen verbreitet (siehe Podcast des NDRs mit Prof Drosten).
Wir wollen Distanzlernen dürfen! Keine Präsenzpflicht
Bei uns klappt Distanzlernen richtig gut. Das liegt besonders an der guten Vorbereitung der tollen Schulen unserer Kinder. Aber selbst, wenn nicht. Bildungsdefizite kann man aufholen. Gesundheit und Leben bekommt man nie wieder zurück. Aber genau darum geht es leider. Eine Pandemie ist ätzend und unbequem. Natürlich ist die Alltagsorganisation oft stressig und nervig. Nur, was ist die Alternative? Kinder, Lehrkräfte und ihre Familien dem Risiko aussetzen, weil es in Deutschland diese gradezu fanatisch durchgesetzte Präsenzpflicht gibt? Das jetzt, durch die ansteckendere Mutation noch mal deutlich gestiegen ist? Die Kurven in Irland und UK sind beinahe vertikal.
Familien brauchen Unterstützung, das ist klar.
Die Diskussion darum, ob Präsenzunterricht „besser“ sei, finde ich müßig. Er ist aktuell einfach keine sichere Option.
Ja, ich jammere auch mal. Mich stresst vieles. Dennoch bin ich mir meiner Privilegien bewusst, ich sitze in einem warmen, sicheren Zuhause und habe Luxus wie Internet und genug Essen. Andere Familien fürchten in Kriegsländern um ihr Leben oder erleben den Horror in Flüchtlingslagern wie Moria. Von mir wird nur erwartet, dass ich meine eigenen Kinder betreue und wir dabei beruflich Abstriche machen bzw. das irgendwie vereinbart bekommen.
Bildungsgerechtigkeit hatten wir nie
Es regt mich so auf, dass plötzlich allen das Jahrzehnte ignorierte Thema „Bildungsgerechtigkeit“ auffällt. Die gab es nie und es hat kaum wen tangiert. Plötzlich wird wegen Bildungslücken und Unterrichtsausfall aufgebrüllt. Das gabs ebenfalls schon immer? In meiner Schulzeit entfielen Fächer einfach wegen Lehrermangel oder es gab „Epochenunterricht“. Bildungslücken kann man schließen. Generell könnte und sollte unser Schulsystem überholt werden. Meine Traumschule sieht anders aus.
Digitalisierung wurde von der Politik so lange verschlampt. Da nehme ich meine eigene Partei nicht aus. Man hätte schon längst alle Lehrkräfte und Kinder mit Tablets ausstatten sollen, Lernplattformen etablieren und kostenloses mobiles Internet anbieten müssen.
Kindern in Notlagen muss geholfen werden! Eine Lehrerin auf Twitter hatte ein Beispiel, bei ihr kann man nach den „Lösungen zu Aufgabe 13“ (oder so ähnlich) fragen, dann weiß sie, es ist etwas nicht okay. Aktuell wird von LehrerInnen viel verlangt. Über das übliche Maß hinaus. Genauso von Eltern und vielen anderen Menschen. Aber es kann nicht die Begründung sein, um zu Präsenzbetrieb zu zwingen.
Unterstützung für Familien – CoronaElterngeld
Ich wäre für ein Corona-Elterngeld. Dass die Situation und der Lockdown nicht am 31. enden, ist klar. Und es geht einfach nicht. Ich spekuliere optimistisch auf Mai, dass dann mehr Normalität einkehrt, weil es Impfungen gibt und Sommer wird. Aber bis dahin werden wir in dieser Lage leben.
Daher wäre ich für Corona-Elternzeit mit Corona-Elterngeld. Familien sollten 2700€ als Elterngeld für eine 40-Stunden-Woche bekommen. Die Stunden sollten die Elternteile frei aufteilen können, eben, dass sie insgesamt 40 Stunden pro Woche weniger arbeiten müssen und dafür ein Elterngeld bekommen, bei zwei Vollzeit arbeitenden Elternteilen könnten die anderen 40 Stunden ebenfalls aufgeteilt werden. Bis 1.6. zunächst. Die Zeit hätten sie für Kinderbetreuung, so wäre auch Notbetreuung nur für wenige Eltern im Schichtdienst notwendig. Es wurden Milliarden in die Lufthansarettung gesteckt. Da sollte das doch finanzierbar sein?
Angebote und Notbetreuung statt Präsenzpflicht
Natürlich braucht es Notbetreuung. Nicht nur für systemrelevante Berufsgruppen. LehrerInnen und ErzieherInnen wissen besser, welche Familien Hilfe brauchen. Unbürokratisch. Denn auch Alleinerziehende oder Eltern, die Probleme haben, brauchen Unterstützung. Manche Kinder kommen mit Distanzlernen nicht zurecht oder ihre Eltern können sie nicht unterstützen.
Aber abgesehen davon muss eben die Präsenzpflicht dauerhaft ausgesetzt bleiben. Niemand sollte dazu gezwungen sein, sein Kind mit zig anderen Menschen in eine Schule zu schicken. Lernorte können woanders sein. Meine Kinder treffen lieber sicher einige Freunde, wenn es möglich ist, als mit 30+ Personen in einem Raum zu hocken. Es belastet sie, sich dem Risiko einer Erkrankung auszusetzen und zu befürchten, dass sie mich oder andere infizieren könnten. Corona ist unkalkulierbar. Außerdem gibt es nachweislich Folgeschäden. Ich möchte als Mutter meine Kinder schützen, dass wir diese Pandemie überstehen und sie hoffentlich bald wieder Leichtigkeit und Normalität erleben dürfen. Aber dafür müssen wir jetzt halt mit Einschränkungen leben.
Lassen wir doch 5 grade sein. Keine Limits für Medienzeit. Oder wie Nora Imlau heute so schön bei Twitter schrieb, „Beziehung ist wichtiger“ als Homeschool. Wir leben in einer Pandemie und geben unser Bestes und das reicht.