Die Inzidenz hier steigt grade massiv, heutiger Stand 143. Laut Stadt ist das besonders auf gestiegene Infektionen unter Kindern zurück zu führen, weshalb die Stadt beim Land NRW den Antrag gestellt hat, wieder in den Distanzunterricht gehen zu dürfen, zumindest ab Sek I. Der Mittlere hat gestern verkündet, wir sollten ihn beurlauben lassen. Bisher hatte er abgelehnt, dass wir das versuchen. Wie diese Woche geschrieben, unsere Kinder haben Mitspracherecht bzw. Mitbestimmungsrecht über ihre Leben. Mein aktuelles Attest liegt uns schon einige Tage vor, dass ich ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf habe. Sommer 2020 war er daher schon beurlaubt, da wurden wir schon gefragt, ob unsere Kinder „nie mehr in die Schule dürften„.
Die Reissleine ziehen bei den Schulkindern
Auch für die Kinder ist nun der Punkt überschritten, an denen der Wunsch nach Schule mit ihren Freunden überwiegt. Denn Normalität und Leichtigkeit hat das alles nicht. Wenige Stunden pro Woche, mit Maske, Abstand und vielen Regeln, dafür aber eben ein massives Infektionsrisiko und das Risiko, wieder in einer Quarantäne zu laden oder gar sich zu infizieren. Sie tragen vernünftig Masken und verzichten auf so viele Dinge, wie alle Kinder während dieser ätzenden Pandemie. Die einzige Präsenzstunde in der Musikschule, die vom Onlineunterricht auf persönlich wechselte endete damit, dass wir knapp einer erneuten Quarantäne entgangen sind und der Mittlere beim Corona-Test saß.
Das Kindergartenkind ist ohnehin Zuhause
Der Kleine war seit Dezember nicht im Kindergarten. Einerseits tut uns das furchtbar leid für ihn, weil unser Kindergarten einfach toll ist. Aber da es dort keine Masken oder sonstige Maßnahmen gibt, ist uns das Risiko einer Infektion zu hoch. Als Jüngster von drei Kindern hat er immerhin Spielgefährten Zuhause, einer der Brüder ist aktuell immer hier.
Nun kam aber Dienstagabend eine Mail: seine Gruppe habe einen Coronafall und ist nun geschlossen. Von einer anderen Mutter habe ich dann mehr Infos bekommen, nämlich, dass die andere Gruppe schon wegen Corona geschlossen sei. Heute kam die nächste Info-Mail, es ist eine sehr deutliche Personenzahl betroffen. Mitarbeitende, Kinder, Eltern. Also genau das, was wir befürchtet hatten, was zeitnah passieren würde. Wir hoffen jetzt bei allen auf harmlose und folgenlose Verläufe.
Beurlaubung in der Grundschule beantragt
NRW setzt recht hohe Kriterien an, um ein Kind vom Präsenzunterricht zu beurlauben. So muss eine „vorrübergehende Vulnerabilität“ vorliegen, die bei chronischen Erkrankungen eben oft nicht gegeben ist. Bei Twitter formieren sich die betroffenen Familien unter #schattenfamilien, den oft ist ein Geschwisterkind oder ein Elternteil im Haushalt chronisch krank und Risikogruppe. Ich bin so krank, dass ich massiv gefährdet bin, aber muss noch auf Impfung warten.
Der Mittlere wurde daher jetzt für die Woche vor den Ferien beurlaubt. Für die Zeit danach möchte die Schulleitung die Rechtslage genauer prüfen. Zumindest haben wir nun 3 Wochen Zeit gewonnen und ich befürchte, in 3 Wochen sind wir entweder in einem kompletten Shutdown und die Frage stellt sich nicht mehr oder die Politik nimmt hin, dass wir Inzidenzen im hohen dreistelligen Bereich haben.
Was ist mit dem Großen?
Wir warten grade die Stellungnahme des Lands ab. Die Stadt möchte die weiterführenden Schulen ab Montag schließen. Der Große hätte damit sowieso keine Schule mehr. Sollte das abgelehnt werden, werden wir auch bei ihm den Antrag auf Beurlaubung vom Präsenzunterricht stellen. Inzwischen ist der Große auch einfach nur noch wütend, was die Landesregierung da macht. Warum die unschöne Realität ignoriert wird. Warum man nicht verstehe, dass sich das Virus über Aerosole verbreite und die Mutationen noch ansteckender seien. Wie solche Leute in ihre Positionen gekommen seien.
Montag haben wir unfreiwillig „gewonnen“. Er hat heute beim Streit mit seinen Brüdern seine Brille endgültig kaputt bekommen. Eine neue Brille war für April geplant, da die Sehstärke nicht mehr ausreicht und sie verbogen war. Aber nun ist sie notdürftig mit Sekundenkleber und Tesafilm geklebt, er braucht sie nämlich wirklich. Die für die Sehstärkemessung der Kinder zuständige Mitarbeiterin ist nur Montags in der Praxis und so hat er nun einen Arzttermin statt Schule, natürlich nach Rücksprache mit der Schule. Wir können also abwarten, ob die Schulen geschlossen werden und sonst dann den Antrag stellen.
Die Kinder wollen ihr Leben zurück
Mich machen die Unterstellungen so müde. Unsere Kinder bekommen mit, was auf der Welt passiert. Sie sehen die Risiko dieses unberechenbaren Virus. Natürlich wissen sie, dass Kinder selten schwer erkranken und dass sie rational gesehen keine Schuld träfe, wenn sie sich und uns infizieren. Aber ich denke bei sowas immer an meinen Opa. In seiner frühen Kindheit hatten er und sein Bruder Influenza. Sein Bruder starb. Opa überlebte. Opa hat mir noch in hohem Alter noch erzählt, sich schuldig zu fühlen, weil er lebte und sein Bruder nicht. Dabei traf ihn selbstverständlich keinerlei Schuld.
Unsere Kinder sehen, dass die Indizenz auf (beinahe) 0 muss. Sie sind für strikte Maßnahmen und unterstützen die Maskenpflicht. Nicht, weil sie es super oder toll finden, sondern, weil sie verstehen, dass für ihr normales Leben die Pandemie zuende sein muss. Je schneller die Zahlen sinken, desto schneller gibt es mehr Normalität. In den Kindernachrichten sehen sie Neuseeland. Sie haben kein Verständnis für halbherzige Lockdowns, die diese Krise nur verlängern. Sie möchten nicht, dass Menschen schwer erkranken oder Folgeschäden erleiden. Weder ihr eigenes Umfeld noch andere Menschen.
Doch, sie mögen Schule
Natürlich gehen sie gern zur Schule. Natürlich reisen sie gern. Natürlich treffen sie gern alle Freunde. Natürlich möchten sie Geburtstagspartys feiern. Aber vor allem möchten sie, dass sie und wir gesund bleiben.
Sie hoffen darauf, dass endlich dafür gesorgt wird, dass es sichere Bildung gibt. Dass sie ohne Infektionsrisiko in die Schule können. Leichtigkeit erleben.
Zumindest am Gymnasium des Großen gibt es phantastischen digitalen Unterricht. Sie sind im Lehrplan. Die Politik hat versagt, aber die Schule hat Grandioses geleistet, in eigenem Engagement mit toller und kompetenter Schulleitung und Kollegium. Die Grundschule nutzt Arbeitsblätter, so langsam wird es digitaler. Aber selbst, wenn sie Bildungsdefizite haben, für uns überwiegt Gesundheitsschutz. Wenn sie an Long Covid leiden, bringt ihnen nämlich alles nichts mehr. Wir hoffen einfach, wir schaffen es, uns zu schützen bis es eine Impfung für uns alle gibt. Denn manche Kontakte sind unvermeidbar. Bizzidad muss arbeiten und ist in nächster Zeit sehr viel in Berlin. Ob wir dann als Familie zusammen sind oder ob er das Risiko des Pendelns auf sich nimmt und ich alleine mit den Kindern mehr Kontakte haben muss, wir werden sehen.