Zu dieser Woche hat unser Kleinster (2) einen großen Satz gemacht. Nicht in der Entwicklung, die geht momentan sprachlich zwar auch rasant, auch nicht in der Körperlänge, sondern in der Schuhgröße. Die neuen Winterstiefel, vor 6 Wochen im Fachgeschäft gekauft und Füße vermesse, hatten plötzlich keine 5mm mehr vorne Platz und in seinen Hausschuhen und in den Halbschuhen war sein Fuß so lang wie die Sohle. Daher sind wir in zwei Geschäfte gegangen, da wir wussten, welche Schuhe wir suchen. Unsere Suche galt Lederhausschuhen mit Gummisohle von Bisgaard. Im Geschäft standen die Schuhe in braun und marine, ich zeigte sie ihm, ihm gefielen sie nicht. Die Mitarbeiterin dort holte dann die gefütterte Variante von hinten. Mein Kleiner beteuerte weiter „Nein!“. Ich frage dann, welche Farben denn noch da seien und welche Hausschuhe.
Die Wollhausschuhe gefielen ihm gar nicht und ich fand die durchgehende Gummisohle für den Maxikurs auch nicht optimal. Die Mitarbeiterin meinte dann, sie habe noch cognacfarbene „und … rosa“. Cognac mag ich als Farbe nicht, also meinte ich, er solle sich die in Rosa mal ansehen. Sie holte also rosa. Erst sagte er auch „nein, will nicht“, als er kurz spielte, kam dann „Mama Due?“, ich erklärte, mir seien die zu klein. Daraufhin wollte er sie anprobieren und strahlte dann seine Füße an. Ich hab ihn gefragt und er meinte, er wolle die haben. Also meinte ich, dann nehmen wir die.
Das ist aber nicht mein Thema, sondern die Reaktion der Verkäuferin, die in Begeisterungsstürme ausbrach, dass mein Sohn rosafarbene Hausschuhe haben darf. Sie fand das ganz toll und erzählte, dass die Söhne der meisten Kunden kein Rosa oder Pink aussuchen dürften. Dabei seien Farben doch nur Farben. Sie studiere Sozialpädagogik und da sei eben „Gender“ ein großes und viel diskutiertes Thema.
In einem Forum habe ich mal den schönen Satz gelesen „wir erziehen mehrfarbig“. Denn so oft erleben Eltern und Kinder sehr blöde Reaktionen, wenn ihr Kind sich dem Genderwahn widersetzt oder eben die Eltern. Da wird von Eltern, die zuerst ein Mädchen bekommen haben und das zweite Kind ein Junge ist, alles ersetzt, denn wehe, an den Schuhen oder der Jacke ist etwas rosa oder mit Blümchen. Jungs haben in unserer Gesellschaft offenbar gedeckte Farben, vor allem Blau zu tragen. Warum kommt das? Besonders, da historisch offenbar rosa die männliche, königliche Farbe gewesen ist und hellblau für Fruchtbarkeit die weibliche Farbe (wie in diesem Artikel der Süddeutschen Zeitung behauptet)? Wobei diese These umstritten ist.
Warum sind Farben so festgelegt? Wie die Mitarbeiterin des Geschäfts meinte, es seien doch nur Farben? Es geht weiter mit Spielzeug, Rollenklischees überall. Mädchen haben mit Puppen zu spielen und Berufsziel Prinzessin zu haben. Jungs müssen hart sein, nie weinen und haben mit Autos und Technik zu spielen. Mein Mittlerer hat mal eine Weile seine Puppe mit sich rumgetragen, unsere Söhne haben sich jeder zum 1. Geburtstag eine Puppe aussuchen dürfen. Wir waren in der Umkleide beim Turnen, da kam ein kleines rosa gekleidetes Mädchen und fragte, wie „sie“ heisse. Ich erklärte, er sei ein Junge und wie er heisse, daraufhin fragte sie voller Entsetzen „welchem Mädchen hat er die Puppe denn weggenommen“. Daraufhin habe ich ihr erklärt, dass es seine sei und jedes Kind damit spielen könnte, worauf es Lust habe. Die Mutter schaute mich nur irritiert an.
Anders als viele Fachleute denke ich schon, dass manche Vorlieben einfach festgelegt sind, hier gibt es eine Spielküche und Puppen und ich selbst würde viel lieber mit Puppen mitspielen, aber meine Söhne spielen von Anfang an lieber mit Autos. Themen wie Baustelle, Feuerwehr und Polizei waren immer ganz groß. Ähnliches berichten auch andere Mamas, ich kenne aber genauso Jungs, deren Lieblingsfarbe Rosa ist und die gerne Sendungen über Prinzessinnen schauen. Kann man Kinder nicht einfach Kinder sein lassen? Bunt und fröhlich, ohne sie in eine Klischeerolle zu drängen, aber eben auch, ohne sie aus einer Rolle raus zu drängen? Wenn ein Mädchen gern mit Puppen spielt, soll sie, genauso wie der Junge, der gerne Puppenpapa ist.
Ganz übel finde ich die Kommentare Aussenstehender, in einem Fall sogar von einer Erzieherin unseres ersten Kindergartens, dass das doch nicht gehe, dass unser Sohn sich lila Winterstiefel aussuche, andere gehen noch weiter, wir sollten bloß aufpassen, dass er nicht „schwul werde“. Erstens „wird“ keiner schwul, sondern ein Mensch ist, wie er ist. Zweitens, und das macht mich noch wütender, ist an Homosexualität absolut nichts Negatives. Es ist uns völlig egal, welche sexuelle Orientierung unsere Kinder haben, wir wünschen uns, sie werden glückliche Erwachsene in einer liebevollen Beziehung. Drittens ist es absolut absurd, von einer Farbwahl mit 3 Jahren auf irgendwas in der Zukunft zu schließen.
Unsere Kinder mögen es bunt und wir schränken sie da nicht ein. „Farben sind für alle da“. Unser Großer mag Blau bis bunt, der Mittlere liebt Rot und beim Kleinsten wissen wir noch nicht, was seine Lieblingsfarbe ist. Meine ist übrigens Lila.
Eigentlich ist dieses Thema für einen Beitrag zu groß. Es fängt bei Farben an und geht über Spielzeug über Verhaltensweisen bis zur Berufswahl. Mich nerven beide Extreme, weder verbiete ich den Kindern Farben oder Dinge, noch zwinge ich sie in eine Rolle oder Farbe, weil es egal ist. Sie wählen selbst aus. Und daher trägt der Kleine mit riesigem Stolz seine rosa Hausschuhe.
Wie seht Ihr das? Nehmt Ihr Einfluss, vielleicht auch, weil Ihr Angst vor Hänseleien in KiGa und Schule habt? Oder boykottiert Ihr das grade, weil ihr dieses Gendering so idiotisch findet?
Ich sehe das wie du, sie sollen selbst entscheiden. In Indien ist es zb. Völlig normal das Jungs Pink und Rosa tragen aber selbst da gibt es natürlich auch ‚regeln‘ mit was ein junge oder ein Mädchen zu spielen hat. Ich werde meine kleine selbst entscheiden lassen, denn we du sagst, es ist völlig egal so lange sie glücklich sind ♡
Auch interessant, wie es international ist, da sieht man besonders, wie Farben und ihre Bedeutung kulturell bedingt sind. Sieht man ja auch an Weiß, das in manchen Ländern Trauerfarbe ist.
Ich sehe es auch so! Bei uns ist es derzeit so, dass der Große mit fast 9 Jahren beschlossen hat, dass schwarz „cool“ ist und skinny Jeans auch „mega“ sind. Ich persönlich finde skinny Jeans für Jungs nicht so toll, aber da lasse ich ihm auch seinen Geschmack. Wir haben jedenfalls nun eine blaue und eine graue skinny gekauft und eine schwarze straight. Dazu muss zu Weihnachten dann seines Erachtens ein weißes Hemd und ein grauer Loop-Schal getragen werden und Chucks.
Ich finde es gut, wenn die Kinder ihren eigenen Geschmack entwickeln! Allerdings behalte ich mir auch vor zu intervenieren. Würde meine Tochter nun im Winter bauchfrei rumlaufen wollen, hätte ich etwas dagegen. Das war zu meiner Zeit für mich im Winter schon ein no-go und dazu stehe ich auch.
Mein Großer trägt auch tendenziell eher skinny, aber nicht extrem eng. Unser Mittlerer trägt keine Jeans, nur Cordhosen von Oma genäht. Die haben alle ihren eigenen Geschmack und das finde ich gut so. Man sollte sich als Kind auch mal ausprobieren dürfen, was einem gefällt. Unsere suchen im Laden selbst aus und auch, wenn wir was online bestellen, machen wir das zusammen. Wobei, ich gebe zu, die Weihnachtsshirts habe ich alleine ausgesucht, da war ich sicher, die gefallen, da ist Batman drauf. Und ich lag richtig.
Schön geschrieben und so wahr! Das Thema hat mich auch schon beschäftigt, falls es dich interessiert, kannst du gern hier nachlesen: https://fulltime-mami.blogspot.de/2017/08/junge-oder-madchen.html?m=0
Liebe Grüße,
Britta
Toller Beitrag! Bei uns ist das auch so eine Sache. Die Eltern fördern oft nicht die Suche nach Farben, aber jedes Geschäft ist mittlerweile auf die Geschlechter perfekt eingestellt, sodass man täglich kleine Prinzessinnen von Actionhelden unterscheiden kann. Früher war das Aussehen von Kindern bis zu einem bestimmten Alter gar nicht so wichtig wie ich glaube, auf alten Fotos hat man selbst irgendwas an und war eben ein Kind. So schlecht war das gar nicht. Gruß
Toller Beitrag. Kann dir bei dem Thema nur zustimmen. Ich fand es auch schlimm als ständig blöde Kommentare kamen, weil wir unserem fast 2 Jährigen Jungen eine Küche zu Weihnachten geschenkt haben. Er liebt kochen und backen und spielt jetzt täglich damit. Noch dazu finde ich das komplett unverständlich wo es so viele männliche Sterneköche gibt. Da frage ich mich schon manchmal ob was bei mir falsch läuft. Aber solche Beiträge zeigen das ich mit meiner Meinung nicht allein bin und das gibt einem Kraft auf solche Kommentare angemessen zu reagieren und zu seiner Einstellung zu stehen.
Liebe Grüße Sandra von sturhoch2.de
Erst mal Dankeschön! Und Holla, das ist echt unglaublich, solche Reaktionen und die prägen bei den Kindern auch das Bild. Ich verstehe auch nicht, wo das Problem sein soll. Selbst, „falls“ ein Junge total aus dem Klischee fällt und alle rosa-pink mag und nur mit Puppen spielt und nichts anderem (ich finde Kinderküchen übrigens auch neutral). Was passiert dann? Geht die Welt unter? Und falls diese Junge dann in 12 oder 14 Jahren oder 20 Jahren Männer liebt, ist daran auch nichts negativ. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass Spielvorlieben irgendwas über sexuelle Orientierung aussagen. Bei uns im Spielkurs war neulich ein neugeborenes Baby mit dabei. Alle fanden es so süß, dass die kleinen Mädchen am Maxicosi standen und das Baby angeguckt haben. Dann kam mein Kleiner, der da auch ganz andächtig stand, das wurde zwar auch niedlich gefunden, wie er ganz interessiert war, aber gleichzeitig halt auch mit dem Unterton „komisch“. Warum sollte ein 2,5-jähriger nicht auch Baby gucken und es süß finden? Setz Dich wirklich durch, Du machst das super!! Bei DIR läuft nichts falsch.
hier ist der vater ein aelteresSemester und als Kind mit 1.5 Jahren oder so mit einem Spielzeug Sandlaster ankam war er auch erst aber wieso will sie einen Laster xD Mittlerweile ist er in dem Punkt wg Spielzeug locker geworden und baut auch mal die Briobahn zusammen auf. Kleidungstechnisch bin ich es sowieso die alles beschafft, aber er hat da noch einen Tick von dem gegenderten autoritaeren aufwachsen in Suedafrika das solange das Kind kein Kleid traegt es aussieht wie ein Junge. Aber das nebenbei. Im Sommer macht er das gerne klar. Ich habe von Anfang klar gemacht das ich nichts von gendern halte. ( auch ggue. der Oma die gerne festhaelt wenn sie etwas sehr nach ihrer Meinung „maedchenhaftes“ macht .( Das ulkige meistens wenn sie zB restaurant spielt mit ihren cousins, oder Prinz und Prinzessin, aber nur ihr Verhalten hervorhebt obwohl sie ja mit ihren gleichaltrigen Cousins spielt) Dabei scheinen alle Menschen zu meinen man wuerde die Kinder in eine Rolle zwingen dabei spielt sie ein sehr ausgeglichenes Spiel.( Legowelt bauen ( noch viel duplo aber auch schon mit basic) und dann damit Rollenspiel betreiben oder mit Figuren spielen und dann denen eine Welt / Zubehoer bauen. Muss sagen sie ist viel kreativer alsich es je war xD.
Ich finde immer alles super, solange es vom Kind kommt, da ich selbst die absolute rosa Prinzessin war bzw. es gern gewesen wäre. Meine Eltern waren für neutralere Sachen. Trotzdem habe ich meine Werkzeugschublade so gut wie nie benutzt und sowas. Offenheit finde ich wichtig und eben nicht von sich aus zu gendern.