Ich habe echt überlegt, ob ich nur ein einziges Foto dieses Wochenendes poste. Aber irgendwie kam es mir dann doch zu sehr nach Effektheischerei vor. Daher gibt es ein doch normales Wochenende in Bildern mit den üblichen Fotos.
Alle Wochenenden in Bildern gibt es wie immer bei Grossekoepfe.
Samstag, 12. März
Nach einer sehr unruhigen und anstrengenden Nacht werde ich wach. Mein Blutzucker hat wieder eine totale Achterbahnfahrt hingelegt. Darüber habe ich heute noch mehr geschrieben, da ich echt wütend werde, wenn ich das Framing „Diabetes ist doch heutzutage gut behandelbar“ lese, wenn es um die potentielle Coronafolge Diabetes geht (NEIN!).
Freitagabend ist es auch spät geworden. Ein sehr schöner Abend.
Am Hauptbahnhof sind viele Geflüchtete. Helfer setzen sie mit in meinen ICE. Im Zug stellt sich heraus, dass die Menschen dort ganz auf sich gestellt sind. Das Zugteam und viele Fahrgäste versuchen zu helfen. Wer muss wo hin, wer muss in welchen Zugteil. Wir behelfen uns mit Google Translate und einige Frauen sprechen etwas Russisch. Wir schlagen vor, dass die Durchsagen auch auf Ukrainisch gemacht werden.
Eine Frau erzählt, dass sie mit 5 Kindern seit 5 Tagen auf der Flucht sei. Ganze Familien mit nur einem Koffer und Rucksäcken. Alle sind bleich und völlig erschöpft. Sie schlafen in jeglicher Position ein, so, wie man nur einschläft, wenn man komplett am Ende ist. Ich durchwühle meine Tasche, ob ich irgendetwas für die vielen Kinder dabei habe. Aber ich reise nur mit dem Nötigsten. Fahrgäste geben Kindern Stifte und Papier zum Malen. Ich frage die Zugbegleiterin, ob ich vielleicht diese kleinen Spielzeugzüge an die Kinder verteilen darf. Sie freut sich, denn sie und ihr Team sind mit all den Fragen sehr beschäftigt. Ich laufe durch den ganzen Zug und verteile die Züge an die Kinder. Wenn ich ins Bordbistro zurück laufe, um Nachschub zu holen, sehe ich, wie einige Kinder nun fröhlich spielen. Das Zugteam hilft, wo sie können. Ich nutze Translate, damit Menschen in den richtigen Zugteil kommen oder das WC finden. Inzwischen hat sich eine Frau gefunden, die die Infos auch auf Ukrainisch durchsagt.
Als ich wieder an meinem Platz sitze, laufen mir Tränen. Ich fühle mich so verdammt hilflos, denn wirklich was tun konnte ich nicht. Anderen Frauen geht es ebenso. Die Stimmung ist bedrückt. Denn auf Menschen treffen, die nur mit dem Allerallernötigsten fliehen konnten, größtenteils nur die Mütter & Kinder ohne Väter, ist noch mal was ganz anderes als Berichte zu sehen.
Einige Jungs sind so 13/14 und scheinen unbegleitet unterwegs zu sein.
Falls Ihr in der nächsten Zeit mit dem Zug von Berlin weg unterwegs seid: wenn Ihr könnt, nehmt Masken mit und vielleicht Kleinigkeiten wie Malsachen für Kinder oder kleine Autos oder Sticker. Vielleicht auch einzeln verpackte Snacks oder Süßigkeiten. Das Zugteam verteilte später Schokoriegel etc. an die vielen Kinder.
Mir werden wieder all meine Privilegien so bewusst.
Abends bin ich auch einfach nur fertig. Wir essen noch mit den Kindern und ich will ins Bett.
Da heute aber #12von12 ist, hier noch die fehlenden Bilder. Alle Beiträge mit 12 Bildern zum 12. findet Ihr bei draussennurkännchen.
Sonntag, 13. März
Meine Nacht war dank Blutzucker und ständigen Hypos wieder grausig. 1,5 Tüten Haribo.
Das Wetter ist schön, wir wollen raus.
Zuhause packt der Bizzidad, für ihn geht es Morgen nach Berlin und Packen ist bei ihm immer Aufwand und Drama. Es ist eben immer alles anders.
Der Kleine muss den Bericht des Klassendelfins schreiben, ich blogge und der Große spielt Harfe. Gleich dann Abendessen kochen. Ich bin müde und einfach durch.
Sehr gut gemacht! Wir haben auf der Rückfahrt aus unserem Skiurlaub über Karneval die Begegnungen im Zug gehabt. Nach dem Frankfurter Flughafen kam
die Durchsage, wie Geflüchtete ab dem nächsten Halt Köln ihre kostenfreien Reisetickets an ihren Wunschort bekommen oder betreut werden. Am 1. März, also ganz früh Geflüchtete. Die Durchsage kam in 3 Sprachen, es war sehr sehr bedrückend, für die Geflüchteten aber sehr gut organisiert. Wir haben dann in Köln auch noch geholfen. Es ist fürchterlich, was gerade in der Ukraine abgeht.