Unsere Kinder machen Musik. Nun alle drei. Besonders der Große ist sehr musikalisch und bei mir wächst der Verdacht, dass er ein absolutes Gehör hat. Sein Hauptinstrument und ganz große Liebe ist seine Harfe. Daher ist sein großer Wunsch eine kleinere, mobile Harfe, die mit auf Reisen kann und auch mit zu Orchesterproben. Im Orchester spielt er sonst Bratsche, mit dem Instrumentalunterricht hat er in der Orchesterklasse angefangen. Inzwischen hat er in beiden Instrumenten Einzelunterricht. Der Mittlere hat bei seinem Lehrer der musikalischen Früherziehung Gitarrenunterricht und der Kleine möchte jetzt auch Gitarre lernen. Das war auch das erste Instrument des Großen, der übrigens auch gern noch Klavier spielen würde. Also haben wir 3 Kinder, die in 4 Instrumenten Einzelunterricht haben. Einer der vielen Punkte, in denen unsere Kinder ein privilegiertes Leben haben. Das ist mir bewusst.
Musik ist wunderbar, Instrumentalunterricht kostet aber Geld
Ich bin selbst mit Musik aufgewachsen. Meine Mama spielte zwar „nur“ Blockflöte, mein Papa hatte sich selbst etwas Gitarre beigebracht. Denn sie kamen beide aus finanziell nicht gut situierten Elternhäusern mit mehreren Kindern. Zuhause haben wir viel Musik gehört, besonders aus den 60ern und 70ern. Meine absolute Lieblingsband waren die Beatles und mein Lieblingslied „Jello Sabmawin“. Ich durfte zur Grundschulzeit in die musikalische Grundausbildung, wo wir Noten, Blockflöte und Glockenspiel lernten. Danach war ich länger auf der Warteliste und dann bekam ich Gitarrenunterricht. Denn das war das Instrument, dessen Anschaffung für meine Eltern machbar war. Wenn es für den Instrumentalunterricht knapp wurde, wie nach der Trennung, boten meine Großeltern Unterstützung an. Erst als Erwachsene habe ich dann mit Harfe angefangen. So eine Harfe, sogar eine Hakenharfe, ist nämlich eine richtig teure Sache. In meiner Kindheit wäre das ein unerreichbarer Traum geblieben. Auf Harfe kam ich übrigens über die irische Musik, ich höre immer Folk.
Ein Instrument lernen
Daher ist es leicht gesagt, dass alle Kinder ein Instrument lernen „sollten“. Ich wünschte, jedes Kind, das ein Instrument lernen möchte, hätte die Chance dazu. Es gibt Angebote wie „jedes Kind ein Instrument“, aber auch die gibt es nicht überall und zumindest hier war es nicht kostenlos, sondern wir haben 35€ für den Instrumentalunterricht als Gruppe bezahlt. Der Große war schnell frustriert mit seiner Gruppe. Die Anderen übten nicht. Er forderte Einzelunterricht. Ich hatte als Kind immer 2er Unterricht, Einzelunterricht konnten wir uns nicht leisten. Aber ich sehe, wieviel individueller es ist und wieviel mehr und schneller er lernt. Seine Harfenlehrerin hatte ich auch und sie ist wunderbar, dort hat er Privatunterricht.
Nicht alle Kinder möchten Instrumente spielen lernen. Wenn Eltern da Druck machen, dass das Kind Instrumentalunterricht nimmt, weil es „dazu gehöre“, finde ich das sehr belastend. Musik soll Freude machen. Aber es ist eben auch der Punkt, dass nicht jede Familie den Unterricht bezahlen kann oder ein Instrument mieten oder kaufen. Da wünschte ich, dass es, wie so vieles in der Bildung, nicht allein von den Möglichkeiten des Elternhauses abhängig wäre. Chancengleichheit besteht auch in der Schulbildung nicht. Bei Hobbys wie Instrumentalunterricht schon gar nicht.
Große Harfenliebe
Das Instrument des Großen ist die Harfe. Er hatte Weihnachten mal meine Harfe ausprobiert und sich dann Unterricht gewünscht. Ich bin selbst immer wieder beeindruckt, wie gut er ist. Seine Lehrerin ist aber auch einfach super. Er übt seine Instrumente im Normalfall täglich, das war auch die Forderung des Orchesterleiters. Für ihn ist die Orchesterprobe das Highlight seiner Schulwoche. Als im Sommer hitzefrei war, protestierte er, dass das auch das Orchester betraf. Sie haben jetzt neu bald „Pausenkonzerte“, in denen sie alleine oder in Kleingruppen vor Publikum spielen können. Bratsche macht ihm Spaß und ich finde ihn für die kurze Dauer auch schon recht gut. Aber seine Liebe gilt der Harfe. Daher sparte er eifrig auf eine Reiseharfe. Die Oma hat jetzt erlaubt, dass er an das Sparbuch darf, daher ist nun „seine“ Harfe reserviert und wir holen sie Samstag ab.
Instrumentalunterricht ist ihm wichtig, er würde nie eine Stunde ausfallen lassen, also absichtlich. Auf dem Klavier spielt er manchmal Melodien nach. Der Bizzidad gehörte nämlich zu den Kindern, die ein Instrument lernen „sollten“, so kauften seine Eltern ein ePiano und meldeten ihn zum Unterricht an. Ohne zu fragen, ob er möchte oder es ihm liegt.
Wir haben die Absprache mit unseren Kindern im Grundschulalter, dass sie 2-3x pro Woche Üben. Nur der Große übt mehr.
Ab welchem Alter empfehle ich Instrumentalunterricht für Kinder
Der Mittlere und der Kleine hatten die Chance im Kindergarten mit musikalischer Früherziehung zu beginnen, das kann ich auch empfehlen. Der Große war als Kleinkind im Musikgarten. Ab der 1. Klasse (also mit 6 Jahren) haben sie dann spielerisch mit ihrem Wunschinstrument begonnen. Das wäre auch meine Empfehlung, aber Kinder sind unterschiedlich. Wenn ein Kind sehr früh Interesse zeigt und die Person, die den Instrumentalunterricht gibt, auf das Alter spielerisch eingeht, ist es auch eher als Schulalter eine Option. Mein Tipp wäre auch, einige unverbindliche Probestunden aus zu machen, falls die Musikschule es anbietet. Viele Musikschulen haben auch Instrumentenkreisel, da werden viele verschiedene Instrumente im Kurs ausprobiert. Bei der Orchesterklasse probierte der Große auch einige Instrumente. Es war sofort klar, dass ihn Blasinstrumente nicht begeistern, aber Saiteninstrumente. Die Violine war ihm zu hoch, das Cello zu tief, aber die Bratsche (Viola) genau richtig.
Je nach Unterrichtsform kann Unterricht auch verspielter sein und daher für jüngere Kinder geeignet sein. Manche Kinder verfügen auch sehr jung über eine hohe Konzentrationsfähigkeit. Ich würde immer fragen, ob das Kind eine Schnupperstunde machen kann, ob Lehrer*In und Instrument zu dem individuellen Kind „passen“.
Der Kleine hatte heute den ersten Probeunterricht beim Gitarrenlehrer und seinem Musikkurslehrer aus dem Kindergarten. Er braucht eine kleinere Gitarre und kann vermutlich in 2-3 Wochen anfangen. Denn er fand es ganz toll und hat sich die 30 Minuten gut konzentriert. Nach Hause ging es dann glücklich hüpfend.
Freude an Musik
Uns geht es um die Freude an der Musik. Der Mittlere hört mehr Musik als, dass er selbst spielt. Im Gitarrenunterricht lernt er eher Popsongs. Dafür hört der Große gar keine Musik, macht aber selbst viel Musik, sogar, wenn er Freunde zu Besuch hat. Er vermisst immer seine Harfe furchtbar, wenn wir in Berlin sind oder auf Reisen. Daher kauft er nun eine Reiseharfe, die er als Rucksack mitnehmen kann. Er hat auch schon bei Camac Berlin probegespielt, vorher konnte er bei seiner Harfenlehrerin eine Harpsicle ausprobieren. Seine Wahl fiel deutlich auf die Camac Odyssey, weil seine Harfe auch eine Camac Melusine ist.
Jetzt im Herbst und Winter soll auch das Schulorchester die ersten Konzerte nach Corona geben, für den Großen sind es generell die ersten. Winter 2020 hat der Orchesterleiter sich alle auf Video aufnehmen lassen, der Große war dann mit Bratsche und Harfe im Video. Im Dezember soll es auf Orchesterfahrt gehen, der Große freut sich unendlich. Er ist geimpft und laut Infos wird es 2x täglich Coronatests geben, also zumindest wird versucht, es so sicher wie möglich zu gestalten. Für mich selbst war die Orchesterfahrt auch immer ein riesiger Spaß mit viel Musik. Uns allen ist bewusst, wie privilegiert das ist.
Sind Eure Kinder oder Ihr auch Musiker? Oder wäre es ein Wunsch und es geht leider nicht?
Ach wie wundervoll. Die Begeisterung über Musik hört man bei deinem Bericht direkt raus.
Hier spielen auch alle drei Kinder Instrumente und ich finde es ganz klasse.
Aber Musikunterricht ist echter Luxus. Das besprechen wir auch mit den Kindern. Ich freue mich, dass wir es den Kindern ermöglichen können, aber es wäre wahrscheinlich auch mit das Erste was wir einschränken müssten, wenn es mal mau werden würde.
Die Große hat mit Klavier angefangen und spielt mittlerweile Saxophon, der Mittlere spielt Schlagzeug seit er 6 ist und jetzt im Orchester/ Orchesterkurs das Schlagwerk und die Kleinste hat jetzt mit Blockflöte gestartet.
Ich hab mal Gitarre gespielt und würde gerne Klavier oder Cello lernen (leider fehlt momentan die Zeit). Der Mann probiert sich gerne am Didgeridoo.
Bin gespannt, wie sich alles weiter entwickelt und hoffe alle haben noch lange Spaß daran.
Liebe Grüße…. Stine
Mein Mann kommt aus einer Musiker- Familie (Großvater Leiter der Musikschule & chorleiter, Vater hat später übernommen) seine Mutter war Kindergärtnerin und musste dort mind 2 Instrumente spielen. Mein Mann selbst hat 12 Jahre Klavier gelernt und es als abifach gehabt. Musik hat also einen großen Stellenwert. Ich nicht, bei uns waren alle total unmusikalisch. Ich musste mich in der Schule mit Blockflöte quälen, Gitarre hab ich als Teenager mal probiert…
Wir selbst haben ein e- Piano zu Hause, Oma ein Piano und Gitarre. Wird alles gern verwendet, die Kinder (4&6) klimpern und spielen halt eher noch
Musikgarten waren wir auch, 1&2 (1,5a-4a) der kleine quasi seit Geburt. Bei der Lehrerin von dort haben wir jetzt auch musikalische Früherziehung spielerisch ab 4 weil die örtliche Musikschule das erst ab 5 anbietet.
Die große ist jetzt in die Schule gekommen, wir werden mit Musikunterricht aber noch etwas warten, Schulanfang in Ganztagsschule war etwas viel, und mit den momentanen coronazahlen hier in ö fürchte ich, das über den Winter wieder alles eingestellt wird. Das frustriert dann nur alle. Sie soll jetzt erst mal gut in der Schule ankommen, im Frühjahr schauen wir dann weiter.
Sie würde gern Geige spielen, hat es aber noch nie probiert. Mein man meint, zum anfangen, Noten lernen und so wäre Klavier besser. Mal schauen…
Danke für Dein Feedback! Das kann ich verstehen, Schule ist auch echt Anfangs viel, hier auch, aber er hat bis auf einen Tag nur 4 Stunden. Daher ist alles etwas entspannter.