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Kind beim Coronatest: Mitbestimmungsrecht der Kinder – auch in der Pandemie

Einige haben es beim Wochenende in Bildern mitbekommen. Unser Mittlerer war beim Coronatest. Er hatte einen Schnelltest. Dazu kamen viele interessierte Nachfragen, aber auch wildeste Unterstellungen. Einer unserer Grundsätze im Familienleben ist, dass unsere Kinder eine Meinung haben dürfen und die relevant ist. Es kommt natürlich aufs Thema an: im Auto angeschnallt sein, ist nicht optional. Generell gelten grundsätzlich Regeln und Gesetze. Aber sie haben Mitbestimmungsrecht und Bedürfnisse. Es beginnt bei Kleinigkeiten wie ihrer Frisur, Kleidung und wie ihre Zimmer aussehen. Dann geht es um Freunde, Hobbys und viele weitere Dinge. Wir leben momentan in dieser scheußlichen Pandemie, die uns alle betrifft. Die Kinder betrifft es eben auch. Daher haben sie auch in dieser Zeit viele Entscheidungen bzw. wägen mit uns ab.

Demokratische Familie – Mitbestimmungsrecht

Wenn wir Urlaub planen, bedenken wir die Interessen aller Familienmitglieder. Genauso gilt das für das, was wir im Urlaub so erleben. Im Freundeskreis scheinen das andere Familien ebenso zu bedenken. Unser ganzes Leben ist die Abwägung aller Interessen. Die Kinder habe ein Mitbestimmungsrecht bei allem, was sie betrifft. Das zeigt sich in Kleinigkeiten wie dem Essen oder unseren Unternehmungen. Aber eben auch in grundsätzlichen Fragen.

Eine Basis für Mitbestimmungsrecht: Informationen

Immer, aber grade jetzt sind natürlich eine Basis für eigene Entscheidungen, die Tragweite haben, Wissen und Informationen. Es gibt ziemlich konsequenzenlose Entscheidungen, wie ein T-Shirt in rosa oder blau? Eine Wandfarbe können wir ebenfalls ändern (haben wir auch bei allen drei Kindern schon). Aktuell informieren sich die Großen bei Logo! Kindernachrichten und auf unterschiedlichen Wegen über die Pandemie. Beim Großen ist es auch in der Schule durch die Lehrkräfte Thema und er ist großer Fan der Videos von Mai Lab. Wir reden auch miteinander und klären Fragen auf, zeigen aber auch, was eben nicht absolut klar ist.

Mitbestimmungsrecht Corona-Test beim Kinder
Leben mit Kindern – sie informieren sich nicht nur in der Schule

Ich finde es schon ungut, wieviele Menschen Kinder mit 8 und 11 für völlig unwissend, naiv und unreflektiert halten. Natürlich ist die Komplexität der Zusammenhänge relevant. Der Kleine mit 5 versteht auch nur teilweise, was die Pandemie bedeutet, aber das Grundsätzliche versteht er und anhand seiner weiteren Fragen können wir das einschätzen, inwieweit er die Lage überblickt. Dass er Maske trägt, findet er völlig logisch, denn weder möchte er erkranken noch jemanden anstecken. Er fragte nur, woher denn plötzlich neue Krankheiten wie Corona kämen.

Der Große kann auch immer mehr und besser Quellen einschätzen, was seriös ist und was nicht. Abgesehen davon denkt er immer schon sehr logisch und wissenschaftlich.

Das Abwägen von Interessen – Nutzen vs. Risiko

Jetzt während der Corona-Zeit ist alles ein Abwägen von Nutzen vs. Risiko. Was ist uns wichtig? Weder leben wir komplett isoliert noch gehen wir unkalkulierbare Risiken einfach ein. Bei allem, was wir tun, wägen wir ab. Also auch die Interessen unserer Kinder. Natürlich gibt es sicher auch da Entscheidungen, die unerwartete oder unangenehme Konsequenzen haben.

Manche Risiken sind es aber eben wert. Unser Großer trifft seinen besten Freund. Sie tragen beide FFP2 Masken (oder neuerdings Wingguard), das Fenster ist auf. Das ist natürlich ein Risiko. Aber ich weiß, dass sich seine Familie verantwortungsbewusst verhält und das Risiko tragen wir, weil es für den Großen wichtig ist.

FFP2 Maske bei den Kindern - Mitbestimmungsrecht
Die Kinder tragen nun FFP2 Masken, wenn sie unter Menschen gehen oder geschlossene Räume betreten wie Treppenhaus etc.

Musiker-Kinder – ihr Mitbestimmungsrecht

Unsere Kinder lieben Musik. Sie lernen aus freien Stücken Instrumente, weil sie musizieren wollen. Mir war das mit dem digitalen Unterricht sehr lieb, denn bei uns geht es nicht um „Leistung“, sondern um die Freude an der Musik. Eine Weile war Musikunterricht in Präsenz nicht erlaubt und der Untericht war digital. NRW erlaubt aber wieder Musikschulen in Präsenz zu unterrichten. Unsere Kinder haben jeweils Einzelunterricht und die Instrumentallehrer Hygienekonzepte.

Da es unseren Kindern wichtig ist und in diesem Fall kein digitaler Unterricht mehr angeboten wurde, „durfte“ der Mittlere zum Unterricht. Er trägt, wie gesagt, FFP2 Maske, der Lehrer ebenfalls, es gab Abstand im großen Raum in der Musikschule und es wurde gelüftet.

Junior Uni ist digital - Mitbestimmungsrecht Risiko vs. Nutzen abwägen
Junior Uni digital

Risiken gibt es natürlich dennoch

Jetzt hat es uns eben mal eingeholt. Der Lehrer wurde Freitag positiv getestet. Der Mittlere war Montag dort. Wie gesagt, mit FFP2 Maske. Laut Gesundheitsamt gilt er gar nicht als Kontaktperson, da er Montags dort war. Außerdem war er unter 30 Minuten dort und mit FFP2 Maske. Es gibt also keine Quarantäne und keinen vorgeschriebenen Test. Quarantäne war sein großer Horror, nachdem er schon im September Quarantäne dank Schule erleben musste.

Es war ein Risiko, das wir eingegangen sind. Wir hatten anders als beim Präsenzunterricht die Wahl. Allerdings finde ich dort die Bedingungen und das Hygienekonzept sowieso anders als 15 Kinder in einem geschlossenen Raum ähnlicher Größe, bei denen gemeinsam gegessen wird, sie über Stunden im Raum sitzen und wir nicht abwägen dürfen. Auch tragen nicht alle Kinder bzw. kaum Kinder FFP2, teilweise nicht mal medizinische Masken. NRW besteht auf Präsenzpflicht.

Corona-Test fürs Kind

Die Nachricht kam und der Mittlere sorgte sich akut. Was, wenn er krank wäre? Oder wieder in Quarantäne muss? Er möchte weder krank werden, noch irgendwen in unserem Haushalt dann infizieren. Dass Kinder selten schwer erkranken, weiß er. Unsere Kinder folgen aber den Medien und sind sich bewusst, dass ich Risikogruppe bin, genauso wie die Oma und dass auch Kinder schwer erkranken könnten.

Corona-Test fürs Kind
Auf zum Coronatest

Also fuhr Bizzidad mit dem Mittleren nach Solingen zum Corona-Test. Es handelte sich um einen Schnelltest. Uns ist völlig klar, dass diese Test nur eine bedingte Aussagekraft hatte und nur eine Momentaufnahme ist. Der Mittlere wusste vorher, wie der Test abläuft, Bizzidad wurde beruflich schon mehrfach getestet. Natürlich hatte er Angst, aber die Angst, es nicht zu wissen, war größer, er wollte getestet werden. Ein PCR Test ergäbe auch wenig Sinn, er würde uns Geld kosten und wir würden Tage auf ein Ergebnis warten. Bis zu einem Ergebnis hätte er neues Infektionsrisiko in der Schule gehabt. Es gibt keine wirkliche Sicherheit. Das ist uns klar.

Im Testzentrum waren sie übrigens super lieb, er stellte noch Fragen und war neugierig und der Test (durch die Nase) war unangenehm, ging aber schnell. Er wurde noch gelobt, wie toll er es gemacht habe, oft würden Erwachsene mehr Theater machen. Sie brauchten auch nur einen Versuch, bei Kindern planen sie mit drei Versuchen und viel Zeit. Sein Ergebnis kam dann per Mail und war negativ.

Ändern wir das Mitbestimmungsrecht jetzt?

Wir werden an unserem Verhalten nichts ändern. Wir wägen bei allem Nutzen vs. Risiko ab und versuchen, die Risiken dann möglichst klein zu halten. Wie die ganze Zeit halten wir uns an alle offiziellen Corona-Regeln und darüber hinaus. Aber ein Rest-Risiko bleibt eben doch. Die Kinder erleben so viele Einschränkungen und verzichten auf viele Dinge, wie eben ziemlich alle Kinder momentan. Sie wägen auch für sich ab, was ihnen wichtig ist und zeigen ihr Verständnis auch durch ihre jeweils differenzierte und reflektierte Meinung. Wir diskutieren hier auch noch, ob wir mit meinem Attest die Beurlaubung vom Präsenzunterricht versuchen wollen. Denn auch da haben die Kinder Mitspracherecht. Dem Großen wäre es lieb, gehen zu dürfen, aber, wenn es Mutationen an der Schule gebe oder eine noch höhere Inzidenz, möchte er nicht mehr in Präsenzunterricht. Die Schulen aktuell zu öffnen, findet er ohnehin eine „beschissene Idee“.

Auch bei gesundheitlichen Fragen, die Ermessensspielraum bieten und wo viele Faktoren mit spielen, haben unsere Kinder Mitspracherecht. Sie möchten nicht sich oder andere Menschen infizieren. Rational wissen sie, dass sie dann keine „Schuld“ tragen, weil sie sich an Regeln halten und Masken tragen. Darüber reden wir auch miteinander. Emotional möchten sie aber nie in die Situation kommen, jemanden infiziert zu haben.

Immerhin eine coole Location beim Test – es war sicher nicht der letzte Corona-Test

Die Bedürfnisse der Kinder

Mir wurde teilweise geraten, dass unsere Kinder doch einfach „blau machen“ sollten. Das liegt nicht in ihrer Natur. Sie haben einen moralischen Kompass und wir entscheiden keine Dinge, mit denen sie sich unwohl fühlen. Zumindest aktuell nicht, es ist immer eine Abwägung von vielen Variablen und dazu kann sich unsere Meinung auch ändern. Unsere Kinder wollen nicht entgegen der Präsenzpflicht „schwänzen“. Das wäre das letzte Mittel. Sie wünschen sich aber wieder Aussetzung der Präsenzpflicht und Distanzlernen zu dürfen.

Wir haben jetzt noch mal angefragt, ob der Instrumentalunterricht doch weiter online stattfinden kann. Aber unsere Kinder müssen nicht auf alle Dinge verzichten. Ihre Freunde sind ihnen wichtig und auch ihre Interessen. Junior Uni machen sie schon nur digitale Kurse. Schwimmen entfällt. Treffen mit vielen verschiedenen Freunden ebenfalls. Wir wägen Gesundheitsschutz vs. ihre seelischen und sozialen Bedürfnisse ab bzw. sie haben da eben Mitbestimmungsrecht. Bisher finde ich, machen sie das richtig gut.

Ich bin weiter für eine Lern- statt Präsenzpflicht in den Schulen mit sicheren Präsenzangeboten. Aktuell finde ich es aber mehr als absurd, dass beispielsweise das Gymnasium sich seinen phantastischen digitalen Unterricht zerschießen muss, damit die Kinder im Gebäude Unterricht haben für 6-7 Stunden die Woche. Dafür dann das Risiko einer Infektion? Unter völlig anderen Bedingungen als kurzen Instrumentalunterricht mit Maßnahmen zu zweit.

Haben Eure Kinder in solchen Fragen Mitbestimmungsrecht?

4 Gedanken zu „Kind beim Coronatest: Mitbestimmungsrecht der Kinder – auch in der Pandemie“

  1. Wir haben unsere jüngere Tochter gefragt, ob sie vor drei Wochen wieder in den Präsenzunterricht wollte. Ausnahmsweise konnte man in Bayern die Kinder befreien. Dies wurde sogar bis Ostern verlängert.
    Allerdings hätte sie dann am Unterricht nicht teilnehmen können und keinen digitalen Unterricht erhalten. Und sie macht im Juli ihren Abschluss.
    Für sie war klar, sie geht trotz Asthma hin.
    Da alle anderen Schüler ab heute doch nicht dazu kommen (Inzidenz über 100 in der Stadt), bleiben Schule (sind eh nur zwei Klassen) und Züge ziemlich leer. Das beruhigt mich.
    Und es geht ihr gut. Sie geht jeden Tag mit 28 anderen Schülerinnen in den Turnraum.
    Ab Montag gibt es wohl wöchentliche Tests. Ich hab nichts dagegen, habe nur Angst vor evtl doch falsch pos Ergebnissen und dem Schrecken dazu…..

    1. Dass es keinen digitalen Unterricht gibt, ist dann auch absurd. Generell dieser Druck und diese Entscheidungen und dass 1 Jahr nicht wirklich genug für sichere Bildung passiert ist.

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