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Schulen auf/Schulen zu – Maßnahmenchaos und Frust für Familien #CoronaEltern

Ich bin es grade so dermaßen leid. Die diversen Medien greifen zwar die Thematik der Familien in der Coronakrise auf, aber gefühlt ist alles für mich völlig undifferenziert. Auch der Austausch auf Social Media ist ziemlich schwarz-weiß. Es scheint nur die Option „Schulen komplett auf“ und die Möglichkeit „Schulen komplett zu“ zu geben oder ein pauschales Wechselmodell als alleinseligmachende Idee. Die einen beharren auf Präsenzunterricht mit Präsenzpflicht um jeden Preis, die nächsten finden jegliche Präsenzangebote gehören verboten.

Es wurde politisch verpennt an Familien zu denken

Ich bin so wütend. Trendbegriff wäre „mütend“. Dass die Pandemie anrollt, wissen wir seit Februar 2020. Seit der ersten, völlig überstürzten Schulschließung März 2020 ist insgesamt genau was passiert? Dauernd gibt es kurzfristige Entscheidungen, die oft zwar sinnvoll sind, aber die anders angekündigt waren.

Wo sind die tragfähigen Konzepte? Wo ist die Planungssicherheit für Familien? Es war nun über 1 Jahr Zeit. Zeit dafür, Konzepte zu entwickeln, Schulen Freiraum für schulscharfe Konzepte einzugestehen, Rechtssicherheit für digitalen Unterricht zu erstellen und sich darum zu kümmern, dass LehrerInnen und Kinder mit digitalen Endgeräten und in vielen Fällen Internetanschluss ausgestattet werden. Man hätte Luftfilter kaufen können, bauliche Veränderungen treffen und beispielsweise StudentInnen einstellen können, um in Kleingruppen lernen zu können.

Familien sind durch die Coronakrise und Schulschließungen besonders belastet
Lernen Zuhause

Ignoranz und Wissenschaftsleugnung

Nur, weil die Realität unschön ist, um nicht zu sagen: scheiße, ist sie bloß leider nicht unwahr. Kinder infizieren sich, erkranken besonders an B.1.1.7 auch schwer und infizieren ihre Familien. Dazu kommt, dass nicht „nur“ Erwachsene, sondern auch Kinder unter Long Covid leiden. Laut Berichten sind es ca. 80.000 Kinder in UK. Dr. Eric Feigl-Ding teilt oft bei Twitter ebenfalls mehr als besorgniserregende Studien.

Es hält sich aber die leider widerlegte Vermutung, dass Covid bzw. Long Covid „nur“ (allein dieser Gedankengang ist menschenverachtend) alte und kranke Menschen beträfe. Die Intensivstationen füllen sich mit Menschen meiner Generation <60. Immer mehr Menschen leider unter Long Covid. Auch Kinder sind betroffen. Kinder erkranken und/oder verlieren ihre Eltern. Es geht nicht darum, ob sie „Treiber“ der Pandemie sind (was Schulen laut Studien aus UK aber zu sein scheinen), sie sind aber unzweifelhaft Teil der Pandemie. In Schulen und KiTas treffen viele Menschen zusammen.

Trotzdem beharren immer noch Menschen darauf, Kinder und gesunde junge Menschen seien nicht betroffen und es sei nicht gefährlich für sie. Das ist falsch. Natürlich belastet die Pandemie Kinder und Jugendliche in vielerlei Hinsicht. Gesundheitlich und psychisch. Hier gibt es dazu einen guten Thread von Kinderpsychiater Dierssen, der die verschiedenen Aspekte beleuchtet, die Situation ist komplex.

Familien sollen sich schützen dürfen
Sie sind jung und gesund – das soll so bleiben

Politisches Versagen und Faktenleugnung

Armin Laschet verkündete:

Wir alle hatten die Hoffnung, aus der Erfahrung des letzten Jahres, dass die Zahlen sinken würden, wenn es wärmer wird. Das ist nervig

Armin Laschet am 24. März im Landtag NRW Link auf Merkur.de

Ich bekomme da nur noch Wut. Ja, auch ich empfinde langsam Wut ob der Ignoranz und Leugnung. Nein, „wir alle“ wussten, was uns blüht, zumindest, wenn man seit Dezember Experten wie Karl Lauterbach, Melanie Brinkmann, Sandra Ciesek oder Christian Drosten zugehört hat. Denn die haben genau diese Warnungen geteilt. (Nebenbei, ich kritisiere Laschet und diverse Coronaverharmloser – und nichterfasser wegen ihrer Meinung. Ich wünsche keinem von ihnen persönlich etwas Böses. Hass und Hetze sind immer falsch. )

Diverse Initiativen im Netz – gibt es „die“ Familien?

Im Internet wird heftig diskutiert und gestritten. Mir ist da vieles zu undifferenziert. Uns ist in unserer durchaus privilegierten Lage lieber, die Schulen sind komplett zu, als wenn wir die Kinder und uns diesem Risiko aussetzen müssen. Für unsere Familie ist Distanzunterricht super. Trotzdem sehe ich andere Familie und ihre Situation und es macht mich nur noch wütend. Denn Familien bleiben auf der Strecke.

Familien organisieren sich
Er liest gern und viel

Es kann und darf aber keine Lösung in dieser dritten Welle sein, Schulen mit Präsenzpflicht ohne Schutzmaßnahmen für alle zu öffnen. Das kostet knallhart Menschenleben und Gesundheit.

Eltern haben aber teilweise keine andere Möglichkeit als ihre Kinder in die Schulen und KiTas zu schicken. Ob sie das wollen oder nicht. Denn die paar mehr Kind-krank-Tage retten auch nur bedingt etwas. Familien brauchen Unterstützung. Familien brauchen Planungssicherheit und sichere Betreuung und Lernen für ihre Kinder.

Meine Forderungen für Familien

Disclaimer: Die Ideen sind nicht alle neu und nein, es sind nicht alle von mir, aber ich stelle hier meine Meinung dar.

  • Präsenzpflicht aussetzen bis die Inzidenz stabil <35 ist
  • sichere Präsenzangebote unter Schutzmaßnahmen
  • sichere Betreuungsangebote für alle, die sie benötigen
  • Schulisch geleitetete und kontrollierte Lernpflicht statt Präsenzpflicht
  • Luftreiniger und bauliche Veränderungen der Gebäude
  • Impfungen für alle Lehrkräfte, nicht „nur“ Primarstufe
  • sobald zugelassene Impfstoffe vorhanden: Impfungen von Kindern und Jugendlichen
  • Recht auf Distanzunterricht
  • kostenlose digitale Endgeräte und Internetzugang für alle schulpflichtigen Kinder
  • klare Regeln zu örtlichen Inzidenzen, wann Schulbetrieb ist und wann Schulen aus Infektionsschutz komplett schließen müssten
  • Coronaelterngeld für alle Familien, sowie klare Regelung zu Verdienstausfällen und Kündigungsschutz für Eltern
  • Wechselunterricht auf freiwilliger Basis in Kleingruppen
  • kostenlose Nachhilfe
  • tägliche Tests unter sicheren Testbedingungen durch geschulte Teams
  • SozialarbeiterInnen für Familien in Not, dazu niedrigschwellige Hilfsangebote

Und einfach mal mehr Logik in den Maßnahmen

Eine irische Studie ergab, dass fast alle Corona-Infektionen in Innenräumen stattfinden. 0,1% seien Outdoor passiert. Warum verschärft man Regeln also nicht drinnen, was Büros und Schulen sowie private Feiern/Treffen betrifft und lockert massiv draussen? Wir haben Frühling. Wir 5 dürfen je nach Region nicht mal eine andere Familie mit Abstand und Frischluft im Wald treffen. Was Menschen „heimlich“ Zuhause tun, sieht keiner. Es werden Orte wie Uferpromenaden geschlossen, es gibt Verweilverbote an Orten draussen. Dabei finden dort doch kaum Infektionen statt.

Familien müssen sich selbst um ihren Schutz kümmern.
Auch in Treppenhäusern oder im Fahrstuhl: wir tragen Maske

Warum schickt man, wenn es nicht nur um klassisches Lernen geht, nicht KiTas und Schulen nach draussen? Ein Waldausflug, eine Wanderung, draussen unter einem Baum sitzen? Da ist das Risiko gering. Genauso könnte man Kinder erlauben, ihre Freunde draussen zu treffen. Soziale Kontakte sind wichtig, aber sollten eben möglichst geringes Risiko haben.

So viele Dinge sind verboten, während Menschen maskenlos und ohne Abstand Demos veranstalten und die Pandemie komplett leugnen. Auch da noch ein Kommentar: man demonstriert nicht mit Nazis und Holocaust-Verharmlosern. Egal, worum es geht. Ich mache mich mit sowas nicht gemein. Man darf Sinn und Logik von Maßnahmen hinterfragen. Aber sobald sich das mit Nazis, sonstigen Rechten und Reichsbürgern vermischt, sollte man sich deutlich distanzieren.

Es geht um Gesundheit und Leben auch in Familien

Wir in NRW haben wieder eine Woche „gewonnen“, da die Schulen noch eine Woche im Distanzunterricht bleiben. Danach kommen die Tests.

Familien und Bildung
Ein kurzer Museumsbesuch mit Masken und Maßnahmen und viel Abstand. Wir haben Nutzen vs Risiko überlegt

Wir werden diesen Tests in der bisher angekündigten Form widersprechen und verweigern. 15 Kinder nehmen in einem Raum gleichzeitig gemeinsam die Masken ab. Corona verbreitet sich über Aerosole. B.1.1.7. braucht laut Experten <1 Minute zur Ansteckung. Aus meiner Sicht sind das potentielle Superspreader Events. 1 infizierte Person wird in dieser Teststrategie viele andere Personen anstecken. Unsere Kinder nehmen in geschlossenen Räumen die Masken nicht ab. Sie essen und trinken in der Schule schon länger auch nicht mehr. Denn der Ansteckungsrechner in Innenräumen, den beispielsweise die ZEIT anbietet, ist da sehr deutlich. Das ist kein Schutz. Wir wollen uns und unsere Familie schützen dürfen. NRW und andere Bundesländer wollen Kinder dazu zwingen, indem sie auf die heilige Präsenzpflicht bestehen, sich dem Infektionsrisiko auszusetzen. Laut Niedersachsen widersprechen sich aber offenbar Testpflicht und Präsenzpflicht. Wie das für NRW geregelt wird, ist weiter unklar.

Nebenbei fällt mir ohnehin auf, wieviele Leute weder das Prinzip von Aerosolen verstehen noch was exponentielles Wachstum ist. Die Kinder verstehen es übrigens… sie gehen eigentlich gern zur Schule. Aber noch „gerner“ sind sie gesund und wollen, dass die Pandemie endet und sie wieder sicher zur Schule können.

Ich bin geimpft – die meisten Familien nicht

Seit 10 Tagen bin ich geimpft. Meine Erstimpfung war mit BioNTech. Aber ich lebe mit vier ungeimpften Personen zusammen. Generell laufen die Impfungen in Deutschland langsam, auch, wenn das Tempo nun zunimmt. Aber meine Familie ist gefährdet und auch die Impfung bietet nicht absoluten Schutz und schon gar nicht gegen alle Mutationen.

Wir wollen uns schützen dürfen. Für mich gehört dazu, dass die Kinder unter aktuellen Bedingungen nicht an Präsenzunterricht teilnehmen und Zuhause lernen dürfen. Jedes Kind weniger im Präsenzunterricht macht aber auch diesen für diejenigen sicher, die diese Präsenzangebote brauchen. Nicht jede Familie kann Homeschool machen. Ich sehe unsere Privilegien, wir sind Muttersprachler, wir haben studiert, ich sogar auf Lehramt, wir haben die digitale Ausstattung und ich arbeite zeitlich sehr flexibel.

Kurzer Aufenthalt im Büro – mit Maske und Abstand mit vielen Maßnahmen

Daher wäre es doch besser, wenn Kinder aus Familien, bei denen Distanzlernen aus unterschiedlichen Gründen so nicht geht, in sichere Präsenzangebote gehen dürften. Wir nehmen potentielle Bildungsdefizite für Gesundheitsschutz in Kauf. Nebenbei ist der Große laut Klassenlehrer voll im Lehrplan, da seine Schule phantastischen Distanzunterricht anbietet. Das ist aber Leistung und Initiative der Schule, nicht der Politik.

Lernen anpassen – den Begriff und die Umsetzung

Schulen könnten mit Wochen- und Projektplänen arbeiten, die sowohl in Präsenzangeboten als auch als Distanzlernen mit festen Deadlines abgegeben werden. Dazu Videokonferenzen, die eben auch sowohl im Schulgebäude als auch von Zuhause verfolgt werden können. Aber eben mit sicheren Rahmenbedingungen für Lehrkräfte und anwesende Kinder mit Maskenpflicht.

Zusätzlich fehlt mir in der Wahrnehmung aber auch, was Kinder (und Familien) im letzten Jahr gelernt haben. Es ist so viel Anpassung, Flexibilität und Selbständigkeit. Unsere Kinder haben spätestens jetzt einen Crashkurs in Digitalisierung gemacht, schreiben Emails, nutzen diverse Plattformen, recherchieren, haben noch mehr Medienkompetenz, tippen Texte am PC, suchen sich Informationen, tauschen sich über Videoanrufe und Messenger aus. Die ganze Selbstorganisation und Planung war hier auch eine Lernkurve. Meint irgendwer, dass Kinder in Präsenz 6-8 Schulstunden a 45 Minuten konzentriert folgen? Jetzt arbeiten sie bewusst, im eigenen Tempo und können das flexibler gestalten. Die freiere Einteilung von Lernstoff tat hier gut.

Familien sind für Bildung auch mit verantwortlich wo die Politik versagt
Frösche im See beobachten – auch das ist Lernen

Der Mittlere hat Wochenpläne. Teilweise war Material noch nicht in Berlin, da hat er dann geschaut, welche anderen Aufgaben er vorziehen kann. Die Selbständigkeit ist deutlich gewachsen. Die Kinder verfolgen mehr Nachrichten und Politik (was aber auch ein Problem werden könnte, da die Verständnislosigkeit ob der Ignoranz, Wissenschaftsleugnung und Planlosigkeit rapide zunimmt).

Mein Verständnis, dass alle „Planung“ Hals über Kopf kommt, ist auch aufgebraucht. Denn, wenn man den Experten zuhört, ist der Verlauf der Pandemie ziemlich absehbar.

Wie geht es Euch mit den aktuellen Beschlüssen?

Linktipps zu anderen Blogs zum Thema Familien in der aktuellen Krise:

Mama & Co: Viola ist „Corona mütend: Wie uns Eltern langsam aber sicher die Kräfte verlassen“

StadtLandMama Gastbeitrag Fünf Kinder, Job und wieder Homeschooling: „Ich versuche, nicht den Verstand zu verlieren“

Grossekoepfe Kinder-Corona-Hoffnungen #Coronaeltern

Mamalismus Gestern

GanznormaleMama WENN MAN MIT ZU VIELEN BÄLLEN GLEICHZEITIG JONGLIERT…

3 Gedanken zu „Schulen auf/Schulen zu – Maßnahmenchaos und Frust für Familien #CoronaEltern“

  1. Super geschrieben! Ich sehe es in vielen Punkten ähnlich..es gibt Aktionismus bzgl. Joggen mit Maske. Auch mein Abendapaziergang, im nicht durchzustehen steht auf Kippe. Bzgl. Tests setzt man wiederum auf Freiwilligigkeit. Zitat meiner Freundin- mein AG wird doch keine Tests zur Verfügung stellen- kostet doch Geld… da passiert zu wenig. Niemand wird zum Testen gezwungen, aber dann kann ein Kind eben nicht in die Kita/Schule gehen. Auch das viel zu lange Zögern für den nötigen harten Lockdown…unfassbar. da wird Parteipolitik auf Rücken der Bevölkerung gemacht und wir reagieren, wenn wir nächste Woche 40k Fälle sehen..

    LG
    Steffi

    1. Ich kann nur für das Büro des Bizzidads sprechen, da sind schon bevor sie Pflicht waren Maßnahmen gewesen also über das Vorgeschriebene hinaus. Einzeln im Büro, Masken etc.. Ich finde halt an Schulen das uns angekündigte Testprozedere ein massives Risiko. Grundsätzlich bin ich auch für Tests, aber bitte durch geschultes Personal und sicher durchgeführt. Schnelltests haben kurze Aussagekraft und dann 2x die Woche bzw. einen „maximal 48 Stunden alten Test“. Der ist doch nach 6-12 Stunden nichts mehr wert? Und wieviele werden Ergebnisse fälschen. Das ist eine Scheinsicherheit, die mir Angst macht. Wir wollen die Kinder und uns dem Risiko nicht aussetzen. Ich fürchte auch, es wird die 40T Fälle überschreiten. Liebe Grüße!

  2. Hier auch NRW Mutter mit zwei Schulkindern. Ich lese seit zwei Tagen die Meinungen anderer Eltern, weil ich nach Menschen suche, die sich ähnlich Sorgen um ihre Kinder machen bezüglich des baldigen Präsenzunterricht trotz unzureichender Schutzmaßnahmen und fragwürdiger Teststrategien. Ich habe mittlerweile das Gefühl es sind viele… aber vielleicht täuscht das. Also erstmal Danke für Deinen Beitrag.
    Seit letzter Woche zerbreche ich mir den Kopf wie ich erreichen kann, dass meine Kinder nicht in die Schule gehen müssen. Ich bin jemand der sich sonst immer an die Regeln hält, das ist meine erste Rebellion. Ich stehe den Tests eigentlich extrem positiv gegenüber, so wie sie akutell umgesetzt werden soll, halte ich sie jedoch für Geldverschwendung und trügerische Sicherheit. Nun bin ich also versucht meine Kinder nicht in der Schule testen zu lassen, als zur Zeit vielleicht einzigen Weg die Präsenzpflicht auszusetzten.
    Auch bei uns funktioniert der Distanzunterricht gut – ich weiß, dass wir in dieser Hinsicht sehr priviligiert sind – warum also nicht die Eltern entscheiden lassen.
    Ich frage mich ob wir als Eltern nicht genug Stimme hätten? Die meisten die bisher mit den Maßnahmen konform gingen, sind doch die leise Mehrheit… Argh, ich bin frustiert.
    So genug wahlloses Gefasel, nochmal danke für Deine Beiträge es tut gut ähnliche Gedanken zu lesen.

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