Werbung ohne Auftrag* „Man lernt nicht für die Schule, sondern für das Leben“, diesen Spruch habe ich schon als Schülerin gehasst. Natürlich stimmt, es, eigentlich sollte man für sich lernen, aus Freude am Lernen, aus Interesse und um Sachen zu vertiefen. Praktisch läuft es aber etwas anders ab. Je nach Schulform wird wenig gefragt, was das Kind interessiert und was ihm liegt. Dazu kommt schon in der Grundschule Leistungsdruck, denn es gibt einen Lehrplan und Tests und ab der 3. Klasse gibt es hier auch Zeugnisse mit Noten. Der Notenspiegel ist schulintern und so können die Noten für die gleiche Punktzahl an verschiedenen Schulen unterschiedlich ausfallen. Aber „Lernen“ beschränkt sich eben nicht nur auf die Schule, sondern auf eigentlich alles und es muss nicht bewertet werden.
Lernen im Leben – indirektes Lernen
Wir alle lernen, sowohl Kinder als auch Erwachsene, jedenfalls hoffe ich das. Am Vorbild lernt man Sozialverhalten und auch Konfliktlösungen, die Kinder lernen von Kindern und von uns Eltern und wir Eltern lernen von und mit den Kindern.
Außerdem gibt es viele Anreize, „Lernen“ ist teilweise als Begriff negativ behaftet. Man hat das Bild vor Augen, wie jemand am Schreibtisch lernt. Dabei lernt man am Leben. Man bereitet zusammen Essen zu, die Kinder lernen dabei Lebensmittel kennen, lernen vielleicht sogar Kochen und eventuell etwas über gesunde Ernährung. Man unterhält sich über Tagesgeschehen und teilweise auch die Nachrichten, auch hier lernen die Kinder, allein an der Interaktion mit anderen Menschen, in Gesprächen. Sprachentwicklung läuft über Gespräche mit dem Kind.
Zusammen unterwegs
Dazu gibt es so viele interessante Ziele. Wir gehen nicht in den Zoo, weil die Kinder dort etwas lernen, trotzdem lernen sie indirekt. Angefangen bei Tierarten über vielleicht auch kritische Gedanken, wie die Tiere gehalten werden (sollten) und wie Tiere an unterschiedliche Umgebungen angepasst sind.
Man kann im Wald spazieren gehen, dort gibt es Blätter, Kastanien und diverse Pflanzen, man sieht im Laufe des Jahres wie ein Feld bestellt wird, das Getreide wächst und später geerntet wird. Dieses Jahr hat es Anfang des Jahres einen schweren Sturm gegeben und so kamen Fragen zu den Schäden im Wald und welche Folgen es für die Umwelt hat. Auf Umweltthemen kommen wir nahezu automatisch, wenn im Wald mal wieder Müll liegt. Globale Erwärmung wird auch direkt ein Thema zum Greifen und was Natur für eine Bedeutung hat.
Ins Museum gehen
Außerdem gehen wir auch gern mal in Museen, weniger Kunstmuseen, so wertvoll ich eigentlich auch Kunst finde, unsere Kinder interessieren sich besonders für Natur und Technik. So ist dann für die Kinder der Besuch eines Museums ein Highlight, inzwischen sind Museen auch nicht mehr so passiv zu besuchen, wie in meiner Kindheit. Es gibt so viel zu entdecken und auch zum selbst auszuprobieren.
Einige Museen fanden wir besonders toll, das Science Museum in London, das Scottish National Museum in Edinburgh, das Deutsche Technikmuseum in Berlin und das Naturkundemuseum ebenfalls in Berlin. Kleinere tolle Museen hat aber fast jede Stadt, es müssen nicht immer die berühmten Museen sein, auch das kleine retro Naturkundemuseum in Lille fanden sie toll. Unsere Kinder erkennen Ausstellungsobjekte aus Museen in ihren Büchern oder auch mal im Fernsehen wieder. Der Roboter, den man berühren und mit dem man sprechen durfte, bleibt natürlich besonders in Erinnerung.
Wir haben die privilegierte Situation, dass wir nun schon ein paar Reisen machen konnten, manche Familien sind natürlich örtlich beschränkter, während andere deutlich ausgefallenere Ziele besuchen können als wir.
Interessen in Büchern vertiefen
Wir sind alle ziemliche Leseratten, vermutlich haben die Kinder das von mir. Bei uns gibt es zu Themen immer Bücher, man kann Bücher beim Buchhändler des Vertrauens kaufen oder auch in einer Bibliothek ausleihen.
Mal lesen wir vor, mal liest der Große selbst, sie haben Tiptoi Stifte und gucken manchmal auch einfach die Bilder. Lesen bildet. Wenn hier ein neues Thema auf kommt, gucken wir erst mal, was wir für Bücher darüber haben und was eventuell noch interessant sein könnte. Die Kinder haben immer Ideen, welche Bücher sie noch haben möchten. Dem Großen hilft das in der Schule im Sachunterricht schon sehr, wobei sein Schwerpunkt deutlich auf Naturwissenschaften liegt. Wir haben diverse Bücher über das Wetter, Weltall oder Maschinen.
Die Junior Uni
Hier in Wuppertal haben wir die Junior Uni, inzwischen haben viele Städte ähnliche Konzepte. An der Junior Uni werden Kurse aus allen möglichen Fachbereichen angeboten, in einem bunten, hellen Gebäude. Die Kurse kosten sehr wenig Geld, damit nicht nur die Kinder aus den gutbürgerlichen Familien Kurse besuchen können.
Unsere beiden Großen haben nun schon begeistert Kurse besucht, sei es, die Schwebebahn aus Fischertechnik zu bauen, Lego-Roboter zu bauen oder Raketen zu konstruieren. Die Dozenten sind mit Herz und Seele dabei und die Kinder haben riesigen Spaß und lernen dabei so viel, Miteinander, Gruppenarbeit und immer auch fachlich etwas. Der Mittlere hat neulich mit seinem Kurs Wasserräder gebaut und in der Wupper ausprobiert. Der Große war mit einem Kurs in der Schwebebahn-Leitstelle und in der Werkstatt.
Spielen = Lernen
Ehrlicherweise finde ich, dass das Wichtigste ist, dass Kinder spielen. Unsere Kinder dürfen natürlich auch mal Fernsehen oder am Tablet spielen. Auch der Umgang mit Medien ist „Lernen“ und ich halte auch Formate wie Kindernachrichten für Bildung. Dennoch glaube ich, dass das Beste ist, frei zu spielen. Mal alleine, mal mit Freunden. Mit Bausteinen (ob Kunststoff oder Holz) üben sie ihre Geschicklichkeit, räumliches Denken und Phantasie. Mit Spielwelten entwickeln sie ebenfalls Phantasie und empfinden Situation nach, sie üben Rollenspiele. Wenn sie draussen toben, sind sie einfach nur Kind und nutzen ihren Körper. Mit der Kugelbahn oder beim Zusammenbau von Lego, arbeiten sie mit Plänen oder machen eigene Konstruktionspläne im Kopf. Zusätzlich übt Spielen die Konzentration und mit Freunden bauen sie ihre sozialen Kompetenzen aus. Was will man denn mehr?
Und was ist mit „Fördern“?
Wir fördern eigentlich nicht gezielt. Die Kinder dürfen, soweit es möglich ist, ihre Interessen vertiefen. Der Große lernt Gitarre und Harfe und der Mittlere hat im Kindergarten musikalische Früherziehung. Sie gucken gerne Bücher, bauen mit Lego oder spielen Playmobil. Genauso toben sie im Garten und matschen mit Erde. Der Kleine war in einem Spielkurs und kommt nun in den Kindergarten.
Dabei „fördern“ wir aber eher das Kind sein. Dass sie Spaß haben, die Welt entdecken und sich mit Sachen beschäftigen, die ihnen wichtig sind. Freunde treffen gehört auch dazu. Das Ziel ist niemals, dass sie deshalb in der Schule besonders gut sind oder gute Noten haben. Das ist eventuell ein Nebeneffekt, denn in Sachkunde ist der Große durch sein gesammeltes Wissen wirklich sehr gut.
Den Druck raus nehmen
In der Schule herrscht genug Druck und auch unter Eltern habe ich oft den Eindruck , dass ein unheimlicher Druck besteht, dass die Kinder „gefördert“ werden müssen. Es gibt ab frühestem Alter „Talentförderung“ und eine Freundin durfte sich sagen lassen, ohne einen Babykurs schade sie der Entwicklung ihres Kindes.
Wenn ein Kind ganz durchschnittlich entwickelt ist, ist für mich die beste „Förderung“ einfach das Kind seine Interessen leben und vor allem Spielen zu lassen. Bei unserem Großen war es lange die Feuerwehr, er kennt sich bestens aus. Nur, wenn ein Kind wirklich Defizite hat, ob motorisch oder psychisch oder kognitiv, dann kommt für mich „Förderung“ im klassischen Sinne auf. Dass man sein Kind unterstützt und ihm hilft, dass die Probleme nicht größer werden als nötig. Nicht jeder ist sprachlich talentiert, ein Musiker oder das Fußball-Ass. Das ist auch gut und richtig so.
Aber jedes Kind sollte so unbeschwert es geht aufwachsen dürfen. Natürlich gibt es Probleme und Sorgen, die sich nicht vermeiden lassen. Aber das Kind ohne dessen ausdrücklichen Wunsch von Geige zum Chinesisch Unterricht zur Talentschmiede zum Tennis und weiter zu schicken und dazu noch Nachhilfe, weil es nicht in allen Fächern eine 1 hat, das geht für mich weit am Ziel vorbei.
Fördern wir doch einfach das unbeschwerte Kind sein, das Spielen und die Freude am Lernen?
Mit meinem Text „Spielen ist Lernen“ bewerbe ich mich für den scoyo ELTERN! Blog Award 2018.
Dieser Beitrag ist nicht gesponsert oder bezahlt. Da ich eigene Beiträge, Scoyo und die Junior Uni verlinke, ist er dennoch als „Werbung“ gekennzeichnet, außerdem werden Markennamen genannt.
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