Irgendwie habe ich grade das Gefühl, dass die Zeit rast. Vermutlich wegen der Ferien, mich entstresst es, keine Schule einplanen zu müssen und dazu Arbeit und Kinder. Neben dem echten Job blogge ich aber auch wieder mehr, ich bin grade misogyne und toxische Strukturen und Verhaltensweisen unendlich leid. Daher ging es diese Woche darum, dass ich dann halt „eine schlechte Mutter“ bin, aus Sicht irgendwelcher Aussenstehender. Ich wage es, keine Kinder mehr zu wollen und in Berlin zu arbeiten. Viele fragen uns: nein, wir sind und bleiben nur Teilzeitberliner, auch, wenn ich lieber in Berlin bin.
Alle Wochenenden in Bildern gibts wie immer bei Grossekoepfe.
Samstag, 31. Juli
Ich habe grottig geschlafen, mein Blutzucker mag mich nicht. Auch das ist Leben mit Diabetes.
Eigentlich wollten wir bis Sonntag in NRW bleiben, aber Bizzidad muss auf einen Dreh. Zum Glück können wir einen Tag eher in die Airbnb Wohnung. WG geht nicht, die Mitbewohner sind da und wir wollen die Ferien zu fünft verbringen. Also fährt Bizzidad mit dem Auto und allen Sachen vor und wir fahren komfortabler ICE. Unsere Kinder fahren lieber Zug.
Diesmal bleibt auch die Bratsche Zuhause. Mal 2 Wochen nichts üben. Eigentlich übt der Große täglich.
ich stelle mal wieder fest, wie unfassbar sich manche Männer verhalten. Mein Kleid und meine Absätze sind keine Einladung und ich habe drei Kinder dabei? Meinetwegen sollen sie gaffen, aber kann mann dabei nicht die Klappe halten?
Ich erkenne den Sinn des Trends für neurotypische Kinder nicht ganz, aber der Mittlere und der Kleine wollen unbedingt welche.
Wir sitzen jedenfalls komfortabel und niemand fragt wie Donnerstag „wem gehören denn die ganzen Kinder?“. Heute sitzen wir zusammen. Leider hat das Bistro defekte Kühlung und geringere Auswahl. Es gibt keine Pommes. Ich habe noch nichts gegessen.
ich höre Musik.
Aber es schmeckt und ich hatte keine Lust auf Essen bestellen. Da es eine Airbnb Wohnung ist, gibt es hier keine Fotos, auf denen viel von der Wohnung zu sehen ist. Kurzfassung: wunderwunderschön. Wir sind alle verliebt in diese Wohnung. Groß und typischer Berliner Altbau und liebevoll eingerichtet.
Sonntag, 1. August
Mein Blutzucker spinnt weiter. Sonst war die Nacht gut. Bizzidad meint, das bequemste Bett in Berlin bisher. Unsere eigene Matratze hat er meiner Meinung nach zu hart gekauft. Er holt noch die Kaffeemaschine aus dem Auto und muss dann los zum Dreh.
ich verfolge auf Twitter und beim Volksverpetzer, was sich in Berlin tut. Es sind wieder Leerdenker unterwegs. Wie der Große später fragt, was wollen die eigentlich? Wir haben eine Pandemie, die wir alle scheiße finden. Corona ist da. Selbst die Kinder lachen spöttisch, ob diese Leute Realitätsverlust hätten, wo wir denn in einer Diktatur seien. Ob die Leute wüssten, was eine Diktatur sei? Offensichtlich nicht. Niemand fürchtet hier wegen einer Meinung um Leben und Freiheit. Aber diese Leute bedrohen andere und wünschen Menschen den Tod und mit der widerlichen Holocaust-Verharmlosung möchte ich nicht anfangen. Da mischen sich Verschwörungsideologen, Nazis und Antisemiten. Man demonstriert nicht mit Nazis und Antisemiten. Jedenfalls sind wir unsicher, ob wir raus wollen und ich gucke genau, wo die unterwegs sind.
Wir machen uns auf den Weg, Spielplätze suchen. Das hier ist zwar auch Mitte, aber weiter weg vom sonstigen Berliner Zuhause. Wir finden zwei tolle Spielplätze, der dritte, noch näher gelegene wird grade neu gemacht und ist gesperrt.
Ich gucke diesmal genau, wer so unterwegs ist und checke bei Twitter, wo die Demos sind. Denn offenbar wurden Polizeisperren durchbrochen und die Lage ist wenig übersichtlich. Wenn ich deren Hass und Auftreten auf Social Media sehe, möchte ich denen noch weniger in die Arme laufen.
Ich höre Musik und die Kinder spielen.
Die Sonne kommt wieder raus. Ich überlege, ob ich einen Beitrag über Sexismus, Misogynie und fragile Egos anfange. Stattdessen diskutieren wir noch, was wir heute Abend essen. Wir haben Zutaten für Wraps und für selbstgemachtes Pesto, alternativ Amrit bestellen oder den Mammam hier um die Ecke ausprobieren. Aber eigentlich will ich nicht mehr raus. Wir durften schon Mittwoch die Schlüssel abholen und waren da bereits sicher: wir fühlen uns hier wohl. Ich muss bei Gelegenheit mal die Preise der Illustrationen nachgucken. So schön.
Laut Medien sind die jetzt in Kreuzberg und am Alex. Wir genau dazwischen. Aber, upsi, jetzt regnets stark.
