Angeregt von Zweitöchter möchte ich an ihrer Blogparade teilnehmen „deine neue Rolle als Mutter“, ihren tollen Beitrag findet Ihr hier.
In den meisten Fällen gibt es auch ein Leben vor den Kindern, jedenfalls, wenn man halbwegs geplant und nicht als Teenager Mama wird. Obwohl ich mir einbilde, mich vorher mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben, war doch das Ausmaß der Veränderung riesig und manches vorher unvorstellbar, wie die Stärke der Gefühle.
Wie hast Du in Deine neue Rolle als Mutter gefunden? Das klingt jetzt vielleicht ziemlich plump und blöd, nämlich ziemlich problemlos. Ich denke aber, das lag an einigen Faktoren. Erstens hatten schon manche Freunde Kinder und wir durften auch mal an ihrem Familienleben teilnehmen. Unsere Kinderwunschzeit war auch nicht ganz kurz (dazu kommt auch bald ein Beitrag) und da ich schwanger im Beschäftigungsverbot war, war das Jahr sowieso schon aufs Kind ausgelegt. Außerdem spielt aus meiner Sicht eine große Rolle, dass ich vorher ein unstetes Leben hatte. Ich war Studentin (nun auf Magister nach einigen Wechseln) und habe Teilzeit (20 Stunden, in den Semesterferien tendenziell eher 40) gearbeitet. Es gab also keinen wirklich so geregelten und „normalen“ Tagesablauf. Ich hatte zwar einen Dienstplan, aber es kam eigentlich einmal die Woche vor, dass meine Kollegin ausfiel oder sonst aus einem Grund der Anruf kam, dass ich bitte kommen soll. So war jeder Tag anders und ich musste flexibel reagieren, außerdem haben viele Freunde ebenfalls studiert und teilweise auch recht parallel Kinder bekommen. So war mit Baby nicht mein Umfeld fremd oder anders, sondern ich habe mich eben zum großen Teil mit den gleichen Frauen getroffen wie vorher, mit Studentinnen und eben Mamas in Elternzeit. Es ist sicher schwerer, wenn man aus einem Vollzeitberuf kommt, wo das Leben sehr geregelt ist. Generell waren Kinder mein Lebenstraum und somit war ich auch bereit dafür, mein Leben zu verändern und mich umzustellen. Unser Großer hat es uns aber auch sehr leicht gemacht, er war pflegeleicht und schlief direkt ziemlich gut.
Womit hattest Du Probleme? Da muss ich wirklich überlegen. Vielleicht damit, keine „Pause“ mehr zu haben. Jedenfalls keine geplante und jede Mama kennt es, man hat sich grad Essen gemacht oder einen Kaffee und dann weint das Baby. Oder die Tatsache, dass ich nicht mehr meine Tasche greife und das Haus verlasse, sondern dass das gern 30 Minuten Vorbereitung braucht und dann das Baby in letzter Minute spuckt oder die Windel voll hat. Außerdem irritiert es mich, dass ich für viele „Mama von X“ bin und offenbar keine eigenständige Person mehr. Oder die Erwartungshaltung anderer, die zu erfüllen man gedrängt wird. Zum Thema Dreifachmama habe ich neulich einiges geschrieben.
Welche gut gemeinten Ratschläge wurden Dir gegeben? Überraschend wenige. Allerdings bin ich gerne ignorant und nehme Ratschläge an, die mich interessieren, aber sonst nicht. Nervig fand ich immer das „Du musst aber Stillen“ und „Stillen ist DAS BESTE fürs Baby“. Besonders von Kinderlosen, die eben nicht in meinem Körper steckten. Ich wollte nicht Stillen und wusste, wie es mir gut geht. Aber einen wirklich guten Ratschlag (und nur den einzigen) gab es von Freunden mit zwei Kindern „gewöhn dem Baby nie absolute Ruhe und Dunkelheit zum Schlafen an, denn die Bedingungen kannst Du nicht immer erfüllen“.
Wann war bei Dir der Zeitpunkt gekommen, als Du anfingst andere Wege zu gehen? Was waren die Auslöser? Eigentlich von Anfang an. Obwohl, doch, im Krankenhaus haben wir uns die erste Nacht nicht getraut, unser Baby mit ins Bett zu nehmen. Aber jedes Mal, wenn wir ihn abgelegt haben, fing er an zu Weinen. Wir haben also nicht geschlafen und die Schwester fragte uns am nächsten Morgen entsetzt, warum wir ihn nicht auf uns gelegt hätten und gekuschelt, er habe doch in mir gelebt, natürlich (!) wolle er nicht alleine da liegen. Eigentlich total logisch, aber wir hatten all die Hinweise zur „sicheren Schlafumgebung“ so in uns. (Daher bitte nicht als Ratschlag verstehen, unser Sohn schlief auf uns und später in Bauchlage).
Was machst Du oder würdest Du heute anders machen? Eigentlich nicht wirklich viel. Anfangs noch mehr Besuch abwehren und mir da keinen Druck machen lassen. Dass alles ziemlich leicht war, lag aber eben auch an nicht so leicht beeinflussbaren Faktoren, unserem absoluten Anfängerbaby und meinem flexiblen Leben vorher. Ein Baby bestimmt einen fremd und man muss flexibel sein und auch manche seiner Grundsätze mal über Bord werfen. Ein andere Thema, aber was ich anders machen würde, sofort den Kaiserschnitt wählen und nicht erst nach 45 Stunden Wehen. Dann hätte ich die ersten Stunden mehr wahrgenommen.
Jede Mama ist anders und daher ist es immer schwer, allein die Definition der Rolle und wie man es lebt, variiert und es gibt kein Optimum für alle. Den Weg zu finden, den Kindern gerecht zu werden, ihnen Priorität zu geben, aber ohne sich selbst zu verlieren oder aus den Augen zu verlieren, ist aus meiner persönlichen Sicht das Ideal. Was ich sehr schade finde, ist der teilweise geringe Respekt, der einem als (Vollzeit)Mama begegnet, wobei das teilweise mehr über die eigene Mutterrolle dieser Frauen aussagt als über die eigene. Genauso ist es traurig und übel, wenn über Mütter geurteilt wird, die sich nicht erfüllt fühlen oder Schwierigkeiten haben, sich zu finden. Man ist auch nicht automatisch eine schlechte Mama, weil man einen Teil seiner Zeit woanders verbringt, ob bei der Arbeit, beim Sport oder bei Hobbys. Aktuell begegnet einem das Thema „Regretting Motherhood“ doch öfter, wobei ich da auch eben wieder nur Extreme sehe, entweder man bereut oder man ist komplett erfüllt.
Vielleicht wäre auch in Gesprächen mehr Offenheit und Toleranz in Kursen gut und nicht zu urteilen, damit weder Mamas, die Schwierigkeiten haben, sich schämen, sondern ein offenes Ohr finden, aber auch Mamas, die ihr Leben perfekt finden, nicht gleich als Angeber oder Lügner verurteilt würden? Wie geht es Euch mit Eurer Mutterrolle?