Zum Schuljahr 2022/2023 starteten unsere Kinder alle drei an drei verschiedenen Schulen in Berlin. Das Timing des Umzugs war in dieser Hinsicht gut zum 1.8.. Denn das absolute Highlight für die Jungs war, dass sie 8 Wochen Sommerferien hatten. Anders als viele Eltern finden wir Ferien und die Flexibilität entspannt. Die Schulsuche lief auch besser als erhofft.
Ich komme wenig zum Bloggen. Die Arbeit und der Alltag haben mich voll im Griff. Bizzidad pendelt zwischen Köln und Berlin und ist meistens nur das Wochenende bei uns. Ich arbeite theoretisch 30 Stunden pro Woche, dazu eben der Alltag als Familie, bin ich meistens alleine.
Die Suche nach Schulen in Berlin
Da wir schon länger in Berlin sind und hier vernetzt sind, war uns die Berliner Schulkrise bekannt. Wir haben so viele Horrorstories gehört von Familien, die keine Schulen gefunden haben oder deren Kinder sehr weite Wege hatten.
Unser Umzug war sehr kurzfristig, aber die Chance auf diese Wohnung wollten wir uns nicht entgehen lassen. 119m2, Balkone, KfW70 und direkt neben Freunden. Wer den Berliner Wohnungsmarkt kennt, versteht es. Der Vertrag hat nur den Haken, dass er befristet ist, weshalb wir unsere Eigentumswohnung auch befristet vermieten.
Der Mittlere hatte schon die Zusage und den Kennenlerntag am Gymnasium in NRW. Anders als in NRW wechseln Kinder in Berlin aber meistens erst zur 7. Klasse. Nur einige wenige Gymnasien bieten 5. Klassen und das ist dann oft elitär und es wird ein perfekter Notenschnitt erwartet. Den bietet keins unserer Kinder. Grundschule hätten wir Anrecht auf eine nahegelegene. Der Große brauchte eine 8. Klasse.
Schulplätze an einem Gymnasium
Bizzidad und ich haben also Gymnasien kontaktiert. Der Mittlere sah absolut nicht ein, in Berlin noch einmal in eine Grundschule zu gehen. Er wollte auf ein Gymnasium wie in NRW. Sein neuer Schulrucksack stand schon bereit und er hatte sich von der Grundschule verabschiedet. Wir suchten also parallel zwei Plätze, idealerweise am selben Gymnasium. Für den Mittleren gab es schnell eine Zusage und sie würden auch einen Platz für den Großen in einer 8. Klasse „schaffen“. Das Gymnasium des Mittleren liegt im Wedding. Zeitungsartikel berichten über die Schule. Sie haben jetzt ihre zweite 5. Klasse, da sie einen neuen altsprachlichen Zug beginnen. Statt Englisch wird, von der Humboldt-Uni begleitet, mit Französisch und Latein begonnen. Dafür sind nur 12 Kinder in der 5. Klasse.
Ganz glücklich waren wir aber mit dem Schulprofil für den Großen nicht. Für den Mittleren passt das Profil super, sie sind eher künstlerisch ausgelegt. Der Große ist Musiker, das Schulorchester ist sein Leben. Diese Schule hat kein Orchester. Wir haben ihn angemeldet, aber weiter gesucht. Dass der Mittlere an diese Schule geht, stand fest. Die Schulleitung machte auch einen extrem positiven Eindruck und der Mittlere war begeistert.
Zusage des Berliner Wunsch-Gymnasiums
Der Große hat als 2. Fremdsprache Latein. In Berlin scheint dies ungewöhnlicher zu sein als in NRW. So fielen sehr viele Schulen für ihn raus, da seine Sprachenfolge nicht passte. Die 7. Klasse zu wiederholen war keine Option, auch, weil es in den 7. noch weniger freie Schulplätze gab. Wir bekamen viele Absagen und für das Musikgymnasium reichte es nicht. Privatschulen sind nicht in unserem Budget.
Völlig überraschend bekam Bizzidad dann doch einen Anruf im Urlaub. Das gewünschte Gymnasium in Pankow hätte trotz seiner durchschnittlichen Noten einen Platz für unseren Großen. Sehr wahrscheinlich hat es eine Rolle gespielt, dass er Bratsche und Harfe spielt und diese Schule zwei Orchester hat. Generell liest sich das Schulprofil absolut passend zu ihm.
Eine Grundschule für den Kleinen
Das Bezirksamt hatte uns mitgeteilt, wir müssten den Kleinen an drei Grundschulen bewerben, sollten alle ablehnen, teilen sie einen Platz zu. Offenbar ist es so, dass sie nur ablehnen dürfen, wenn es wirklich keinen Platz gibt. Allerdings waren die Schulen in den Ferien. Richtig Ferien: zu. Es war absolut niemand erreichbar.
Letzte Woche Montag, also exakt eine Woche vor Beginn des Schuljahrs hat er dann einen Platz bekommen: an unserer gewünschten Schule, sogar in der gewünschten Klasse. Er kommt in eine jahrgangsübergreifende Klasse mit einem Kind, das er kennt. Seine Grundschule ist ca. 5 Minuten Fußweg von uns. Das einzige Problem ist noch, dass wir ohne Schulbescheinigung keinen Hortgutschein beantragen konnten. Er ist also aktuell „nur“ bis 13:30 betreut, was aber auch schon hilfreich ist. Jetzt hoffen wir, dass es schnell geht. Da ich mit den Kindern werktags meistens alleine bin und Bizzidad, sollte er in Berlin sein, tagsüber auch abwesend ist, brauchen wir die Option.
Ein neuer 1. Schultag x 3
Am Sonntag packten Bizzidad und ich dann also noch 3x Schultüten. Die des Mittleren und des Kleinen waren ohnehin beim Umzug mitgekommen. Für den Mittleren war sowieso ein Geschenk zum Start der 5. Klasse geplant. Aber so haben wir allen drei noch einmal kleine Geschenke gemacht. Der Mittlere bekam noch als richtiges Geschenk Bluetooth Kopfhörer. Er kommt mit den Kinderkopfhörern in runder Form nicht klar.
Montagmorgen brachte also Bizzidad den Kleinen um 7:45 zur Schule, ich brachte den Großen um 8:30 zu seinem Gymnasium und Bizzidad den Mittleren um 9 Uhr zu seinem Schulstart.
Alle drei hatten einen guten 1. Tag und fühlen sich bisher wohl.
Neuer Alltag in Berlin
Wir grooven uns noch etwas ein. Der Große kann fast eine Stunde länger Schlafen. Hier beginnt seine Schule um 8:30, meistens ist er gegen 15 Uhr Zuhause. Sie haben flexible Stundensdauer, daher ist es noch alles sehr überraschend, wann er da ist, da 6 Stunden nicht 6x 45 Minuten sind. Er kann entweder laufen (ca. 25 Minuten) oder mit dem Bus fahren.
Der Mittlere fährt ebenfalls Bus, der Weg wäre zu Fuß 30 Minuten, mit dem Bus ist er schnell. Seine Schule beginnt um 8 Uhr und geht ausser Mittwochs bis 16 Uhr. Der Stundenplan ist heftig, aber bisher gefällt es ihm sehr gut. Zu 12 Kindern ist es auch ein intensives Lernen und sie werden als die Kleinen schon betüddelt mit extra Pausenzeiten und mit Lehrerin eigene Mensazeit. Immerhin gab es Gestern Mittagessen, das er mochte. Denn davor „irgendeine komische Fischsauce. Aber bio“.
Den Kleinen bringe ich (noch), er muss um 7:50 in der Schule sein, der Unterricht beginnt um 8 Uhr. Abgeholt wird er dann um 13:30. So ganz blicke ich noch nicht durch, denn Gestern gab es beispielsweise kein Essen dort. Die Tage davor mochte er das Essen nicht.
Es wird sich hoffentlich alles einspielen, dieses neue Leben. Mein Tipp für Berlin: dran bleiben. Die Schulen anrufen, Mails schreiben und den Radius vergrößern. Und manchmal hat man dann einfach Glück.
Mein großer ist ja auch nach der 4. bereits auf ein Gymnasium gewechselt. Bedingung: Latein als 2. Fremdsprache und 3. dann vermutlich Französisch, wobei wohl im Raum steht, dass auch Spanisch möglich sein könnte. Das wäre ein Traum. Latein gefällt ihm… semi. Es ergibt wenig Sinn für ihn, für was er das später brauchen könnte, es ist zudem stupides auswendig lernen und das mag er gar nicht. Dementsprechend ist es sein Hassfach 🙂 Die Schule hätte übrigens auch ein Orchester gehabt *zwinker*.
Inzwischen ist er 7. Klasse. Kaum zu glauben.
Diesen Samstag schulen wir nun Nr. 2 ein und oooh, ich bin so wehmütig und hoffe inständig, dass er Schule ohne krasse Corona-Bedingungen kennenlernen darf.