Redaktioneller Beitrag Ich habe mich lange gesträubt und war der Meinung, ein Handy für den 8-jährigen Drittklässler sei Blödsinn und überflüssig. Bzw. waren wir uns da einig, dass er kein Handy braucht und wenn ich teilweise Erstklässler sehe, die am Schultor schon ihr Handy in die Hand nehmen und Kinder, die statt miteinander zu spielen und sprechen, am Handy kleben, weiß ich auch nicht, ob ich Handys für Kinder unbedingt optimal finde.
Zunehmende Selbständigkeit des Kinds
Neulich habe ich über die zunehmende Selbständigkeit der Kinder gebloggt, wie „gluckig“ will und sollte ich sein? Dass unsere Kinder „digital natives“ sind, ist sowieso klar und auch gut so. Nun wurde Weihnachten das ausrangierte alte iPhone meines Mannes frei, dass ich bis vor 2 Jahren hatte, ebenfalls ein Erbstück von meinem Lieblingsonkel. Der Große geht kurze und vertraute Wege alleine, zum Harfenunterricht, zu seinem Freund im Stadtteil, zum Gitarrenunterricht und natürlich zur Schule und nun immer öfter zum Fußball. Bald starten auch wieder seine Kurse an der Junior Uni und da nicht mehr Winter ist und auch seine Geschwister Termine haben, wird er sicher auch mal alleine hin fahren oder nach Hause.
Warum ein Handy für ein Schulkind?
In den letzten Wochen gab es die Situation öfter, dass hier mal wieder die Schwebebahn nicht fuhr. Alles, was wir im Alltag machen, ist zu Fuß auch erreichbar, es dauert aber länger. Einmal saß er dann fröhlich noch in der stehenden Schwebebahn, als der Hausherr ihn aufsammelte, da die Mutter, deren Sohn er trifft, gemeldet hatte, dass die Bahn nicht fuhr und er bisher auch nicht zu Fuß angekommen sei (nun habe ich mir einen Twitteralert eingestellt, wobei kurzfristige Störungen da nicht gemeldet werden). Da haben wir geklärt, dass er bitte los läuft, es dauert halt etwas länger. Selbe Situation als die Mutter seines Freunds die Jungs beim Fußball abholen wollte und ungeplant laufen musste, über eine andere Mutter konnte dann den Kindern die Botschaft übermittelt werden, dass sie abgeholt werden und bitte warten.
Was für ein Handy und welcher Tarif?
Da wir nur iPhones haben und er es gut bedienen kann, war klar, dass er eins der alten ausrangierten iPhones bekommt. Denn ich kann die Apps von meinem Account laden und es ist mit mir verbunden. Ein aktuelles Modell wäre uns zu teuer, besonders auch, falls er es verliert.
Wir haben erst überlegt, ob er eine weitere Partnerkarte zu unserem Familienvertrag bekommt, da sind die Kosten allerdings höher und auch das Risiko, falls es gestohlen wird und jemand mit seiner Handykarte telefoniert. Daher haben wir uns für eine Prepaidkarte entschieden mit 1GB LTE Datentarif, damit er jederzeit auch in einen Fahrplan schauen kann und uns, die Oma oder befreundete Eltern erreichen kann. Er hat Privatsphäre, ich habe nicht vor, die Ortung im Alltag zu benutzen, schließe aber nicht aus, dass es mal Situationen geben kann, wo ich nachsehe, zum Beispiel, wenn er irgendwo in einer Betriebsstörung der Schwebebahn hängt und wir schauen, wie er nach Hause kommt. Natürlich weiß er, dass das technisch möglich ist, ich möchte mein Kind nicht digital überwachen und erst recht nicht heimlich.
Dass er eine Karte der Telekom bekommen hat, liegt alleine daran, dass wir dort die Verträge haben, man kann genauso eine günstige Prepaidkarte eines anderen Anbieters nehmen, ob Vodafone, o2, Tchibo, Aldi oder was auch immer. Vorteil seiner Prepaidkarte ist auch, dass er eine festgelegte Festnetznummer immer auch ohne Guthaben anrufen kann.
Spielregeln für den Handygebrauch
Nun wird der Große also öfter mit Handy unterwegs sein. In der Schule ist es von der Schule als auch von uns komplett verboten, wenn er es dabei hat, bleibt es ausgeschaltet unten in der Tasche. Ich möchte auch nicht, dass er es direkt am Schultor raus holt, wenn er es dabei hat.
Natürlich findet er die Möglichkeiten total cool, dass drei Spiele auf dem Handy installiert sind und er Fotos machen und verschicken kann. Wir haben darüber gesprochen, dass er das Handy auch ausserhalb der Schule bitte nicht dauernd vor der Nase hat, aber natürlich darf er auch über das Handy Musik bzw. Hörspiele hören und auch mal damit spielen. Eine Lern-App ist ebenfalls installiert.
Wir haben auch geklärt, dass er es nicht überall rum erzählt und dass ein Handy nichts ist, was man unbedingt überall rum zeigt. Wenn er doch zum Handyzombie wird, werden wir über andere Regeln sprechen müssen, aber zunächst gibt es nur die Vorgabe: kein Handy in der Schule. Die ersten seiner Freunde haben nun aus den gleichen Gründen wie er ein Handy und ich finde es sogar gut, wenn sie bald anfangen, sich auch mal Nachrichten zu schreiben, immerhin übt das auch das Schreiben von Texten.
Ab welchem Alter ein Handy?
Genau darauf gibt es keine klare Antwort, jedenfalls aus meiner Sicht. Wenn ein Kind immer mit dem Auto zur Schule und zu Freunden oder Hobbys gebracht wird und dort wieder abgeholt wird, kann man diskutieren, wo es nötig ist. Für mich gehört auch eine gewisse Reife und Verantwortungsbewusstsein dazu, dass es Absprachen gibt, die eben auch eingehalten werden und dass das Kind das Handy überhaupt wirklich sicher bedienen kann. Es bringt nichts, wenn das Kind mit ausgeschaltetem Handy irgendwo steht.
„Braucht“ das Kind ein Handy ist eine sehr subjektive Frage. Genauso wie man fragen kann, ob wir alle ein Handy benötigen, früher kamen wir auch ohne aus. Für uns ist es jetzt der passende Zeitpunkt, denken wir. Unser Großer ist sehr vernünftig und ehrlich und vermutlich werden wir das Handy ohnehin selten nutzen, da er nur kurze Wege alleine unterwegs ist, aber je älter er wird, desto größer wird auch sein Radius werden.
Und mal ehrlich, ich hätte mir früher auch ein Handy gewünscht, wenn ich irgendwo gern länger geblieben wäre und eben nicht mal schnell Zuhause fragen konnte. Oder wenn meine Mutter telefoniert hat und ich nur das Besetztzeichen hörte.
Wie siehts bei Euch aus? Haben Eure Kinder ein Handy oder seid Ihr komplett dagegen? Und in welchem Alter gab es das Handy? Ich bin gespannt auf verschiedene Konzepte.
Erstmal danke für diesen gut geschriebenen Beitrag. Jetzt mal zum Thema: ich selber habe zwei Kids im alter von 12 und 14 Jahren, genau wie du haben wir laaaaange mit uns gerungen was dieses Thema angeht. Auch wir waren uns nicht sicher ob es ratsam ist, ob sich unsere Kinder nur noch mit dem Handy beschäftigen etc. aber deine Angeführten Punkte ließen auch uns dafür stimmen, es fallen Busse aus oder der schon längst erwartete Nachwuchs verspätet sich aus irgendwelchen gründen. Als Eltern sitzt man dann Zuhause und wird verrückt. In unserem Fall gab es das Handy zum 10. Geburtstag und das mit allen Funktionen was soviel bedeutet wie Mobiles Internet, WhatsApp, Facebook &CO. Unser Konzept: Die Komplette Administration lief über uns, sprich Passwörter und Accounts, es gab lange,ausdauernde Gespräche mit unseren Kids wie man mit Persönlichen Daten umgeht und diesen ganzen Kram. Auch das wir als Eltern das rege treiben im Netz sowie verschickte und erhaltene Nachrichten kontrollieren können wurde besprochen. Eins ist klar, wenn man als Eltern seinen Kindern ein Smartphone anvertraut, muss man mit Überraschungen rechnen, man muss sich im klaren sein, das Kinder Ausprobieren und das Internet erkunden! Stück für Stück lösen wir die Kontrollen und lassen unsere Kinder ihre Technik selbst kontrollieren. Sein wir doch mal realistisch, die Technik ist heute überall zugegen, so muss man doch selbst bei Spielzeugen für Kleinkinder schon irgendwelche Daten aus dem Netz laden (TipToy). Fazit: Moderne Kommunikationstechnik ist auch für Kinder aus den verschiedensten gründen unumgänglich! In welcher Form und Umfang das geschieht kommt meines Erachtens auf den Entwicklungsstand des Kindes an, den kennt jeder Elternteil am besten und sollte diesen in die Entscheidung mit einbeziehen.
Hallo Laschy, Danke für Deinen Kommentar!
Ich habe auch Einschränkungen aktiviert, also können weder Apps geladen werden, noch Accounts bearbeitet. FB ist noch kein Thema, WhatsApp ist aber installiert zur Kommunikation mit uns und den Großeltern.
Es kommt aus unserer Sicht auch auf das Kind an, wir werden sehen, wie es läuft. Musik hören und Nachrichten schreiben darf er, Webseiten besucht er bisher nicht und bei Spieleapps fragt er.
Natürlich geht es auch ohne, aber mit deutlich stressfreier. Ich steckte einmal mit den beiden Kleinen in der Innenstadt fest, weil keine Bahn mehr fuhr, zum Glück habe ich dann die Mutter seines Freunds erreicht, wo er war, sonst hätte er alleine Zuhause gestanden. Wenn ich weiß, dass ich ggf nach ihm komme, lege ich einfach einen Zettel hin, wo ich bin und dass ich gleich da bin.
Eigentlich war der Plan aber auch eher so ab 10 Jahren.
liebe Grüße!