Werbung ohne Auftrag* Ich weiß, im Blog wurde es in letzter Zeit immer stiller. Auch jetzt weiß ich nicht wirklich, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Aktuell bin ich einfach alles leid. Es zermürbt. Seit März steht das normale Leben Kopf und es ist kein Ende abzusehen. Es wird eher immer schlimmer. So viele verschiedene Baustellen und Probleme. Ich bin müde, erschöpft und habe keine Lust mehr. Die Beurlaubung der Kinder endet zum 9. und somit auch unsere Homeschool.
Die nötigen Maßnahmen?
Ich war und bin für harte Maßnahmen, weil ich sie für notwendig halte. Allerdings finde ich nicht alle Maßnahmen nachvollziehbar und richtig. Der Mittlere, der Kleine und ich waren diese Woche im Naturkundemuseum. Andere hatten berichtet, wie gut das Hygienekonzept sei. Also haben wir es gewagt und haben, bevor sie schließen müssen, ein Zeitfenster gebucht. Man muss nämlich vorher buchen. Im Museum ist Maskenpflicht und ich habe es noch nie so leer gesehen. Es fehlten auch Exponate, die interaktiven Angebote waren gesperrt und in einigen Räumen waren Fenster geöffnet. Vielleicht waren 30 Leute gleichzeitig mit uns im ganzen Gebäude? Aber die müssen nun schließen. Dabei sehe ich selbst als (über)vorsichtige Risikopatientin dort ein extrem geringes Risiko. Ich höre es auch von anderen Museen: Abstand und Hygienekonzepte.
Kunst und Kultur haben seit März Ideen gesammelt. Natürlich gibt’s sicher auch welche, die keine guten Konzepte haben oder die Pandemie runter spielen. Aber es trifft nun ALLE. Egal, wie gut deren Konzept war, wie sicher und wie kreativ. Es zerstört Existenzen.
Essen gehen?
Wir gehen seit März nicht wirklich Essen, wir waren im Sommer zweimal draussen Essen auf einer Terrasse. Ich war auch mit Freundinnen mal Abends weg, ebenfalls komplett draussen. Dennoch, wenn ich mich umgucke und an Restaurants vorbei gehe, haben viele die Tische reduziert, haben Abstände eingeplant oder bieten Essen draussen an Tischen an. In der Zeitung habe ich von einem Cafébetreiber gelesen, der zusätzlich Luftreiniger gekauft hat. Nun müssen ALLE schließen und dürfen nur noch Abholung oder Lieferung anbieten. Wir nutzen zwar sowieso nur Abholung und Lieferung, aber ich finde es extrem.
Meine Idee wäre ein Online-Buchungssystem, wo man nach Buchung einen QR-Code per Mail oder sonstiger Nachricht bekäme und diesen vorzeigen müsste. Die Daten würden aber woanders gespeichert und könnten nur, bei Bedarf, vom Gesundheitsamt eingesehen werden. Wenn ein Restaurant noch Kapazität hat, kann man auch vor Ort noch buchen.
Reichen die Maßnahmen überhaupt?
Ich habe heute einen Bericht gelesen, dass man in UK, wo die Maßnahmen noch deutlich härter als bei uns sind, von sehr langsamem Sinken der Zahlen aus geht und eventuell nur 20%. Denn Schulen bleiben geöffnet.
Ich vermute sowieso, dass sich sehr viel ins Private verlegen wird und der Lautstärke hier Nachts nach haben sehr viele Leute das letzte Wochenende vor dem „Wellenbrecher“ noch intensivst genutzt.
Ignoranz und Radikalisierung
Problematisch sind meiner Meinung nach auch eher die Leute, die ununterbrochen alles noch maximal Erlaubte ausreizen. Die große Mehrheit folgt den Maßnahmen. Allerdings ist gleichzeitig da diese Radikalisierung, die mir Angst macht. Letztes Wochenende war hier keine 100m von unserer Wohnung ein Sprengsatz, mutmaßlich von Gegnern der Maßnahmen.
Generell, diese Menschen meinen, dass sie ungestört andere Menschen gefährden dürfen. Es ist mir völlig unklar, wie man sich wegen so eines Stück Stoffs und Einschränkungen so ereifern konnte. Denn, bis jetzt hatten wir sehr wenige Einschränkungen,. Dank der Ignoranz zu vieler Leute haben wir aber wieder exponentielles Wachstum und nun sind härtere Maßnahmen nötig. Intensivstationen sind voll, in der Schweiz gibt es schon Triage. Unser Gesundheitssystem droht zusammen zu brechen. Wollen wir so viele Tote? Kann man nicht mal in unsere Nachbarländer gucken? Oder in die USA?
Hebt die Präsenzpflicht auf!
Mein Hauptproblem ist aber, dass Deutschland weiter auf geöffnete Schulen mit Präsenzpflicht besteht. Dieses preussische (?) Prinzip haben so viele so verinnerlicht, dass keinerlei Diskussion möglich ist.
Ich bin für Aussetzung der Präsenzpflicht. Schulen komplett zu schließen sehe ich als letzte Maßnahme. Aber so oft wird genau das unterstellt. Mir fehlt da eine Differenzierung. Stattdessen wird munter unterstellt.
Schulen sicher machen
Wir haben eine Quarantäne hinter uns. Das war schon ätzend genug und ich glaube, einige Eltern machen sich da Illusionen, wie das abläuft.
Ich habe schon einmal ganz ausführlich darüber geschrieben, wie ich mir Schule wünsche. Individueller, freier und flexibler.
Aktuell bin ich für ein neues Konzept:
- bis zu einer Inzidenz von 200 Schulen grundsätzlich offen lassen
- Aussetzung der Präsenzpflicht hin zu einer Lernpflicht
- Präsenzangebote aufrecht erhalten
- Betreuung und Notbetreuung anbieten
- Unterricht in festen Kleingruppen mit nur wenigen Lehrkräften pro Klasse
- kürzer Unterricht, viel frische Luft, aber Betreuungsangebote
- digitaler Unterricht und alternativ schriftliche Aufgaben als Wochenplan oder Monatsplan
- egal, ob Präsenzunterricht oder Homeschool, es gibt Abgabetermine für alles. Wer unentschuldigt Abgaben verpasst, kann wieder Präsenzpflicht bekommen
- das Risiko sinkt für ALLE, wenn weniger Kinder in den Klassenräumen sind
- Maskenpflicht in allen Innenräumen
- Ausstattung mit digitalen Endgeräten inklusive mobilem Internet für alle
- erlauben von festen kleinen Lerngruppen im privaten Bereich für gemeinsame Homeschool
„Aber Ihr seid privilegiert“
Ja, ich bin mir unserer Privilegien durchaus bewusst. Daher bin ich nicht pauschal für komplette Schulschließung, auch, wenn die uns entgegen käme. Der Große geht auf ein Gymnasium mit richtig guter, durchdachter digitaler Schule. Beim Mittleren ist bis auf die ANTON-App alles auf Papier. Als er im Mai/Juni Zuhause blieb, haben wir Montags seine Aufgaben abgeholt, er hat sie als Wochenplan erledigt und am Freitag/Montag wieder abgegeben.
Nicht alle Eltern können oder wollen Homeschool leisten. Nicht alle Kinder lernen gern für sich. Aber es darf nicht sein, dass man Eltern und Kinder und Lehrkräfte dazu zwingt, dass sie Stunden mit 30 anderen Personen ohne Schutzmaßnahmen in einem Raum sitzen und sich und ihre Angehörigen gefährden.
Ich verstehe nicht, wieso es Kindern Nachteile bringen soll, wenn sie mit weniger Kindern in einem Klassenraum sitzen. Generell bin ich für kleinere Klassen und mehr individuelle Förderung, auch ganz ohne eine Pandemie im Nacken. Aber zur jetzigen Zeit wäre es für ALLE besser, wenn die Zahl der anwesenden Personen sinkt. So ist das Risiko geringer und die Lehrkräfte können individueller auf die Kinder eingehen, die in der Klasse sitzen.
Keine Präsenzpflicht – dafür Lernpflicht
Daher bin ich dafür, dass die Präsenzpflicht ausgesetzt wird und Familien entscheiden, welche Angebote sie nutzen wollen. Sind statt 30 Kindern nur 15 anwesend, sinkt ihr Risiko ebenfalls. Die Schulen müssten aber den Mehraufwand in Kauf nehmen, nachvollziehbar und strukturiert den Unterricht zu planen und diese Aufgaben, Erklärungen und Material zugänglich zu machen.
Ob im digitalen Unterricht oder am Lernort Schule, es braucht Unterstützung für Kinder, die Zuhause weniger Unterstützung erhalten können. Unser Schulsystem war leider noch nie fair. Chancengleichheit besteht nicht. Daher sollte, soweit wie möglich, weiter auch Präsenzunterricht angeboten werden und eben auch eine Verpflichtung dazu, sollte das Zuhause lernen nicht funktionieren.
Kontakte reduziert
Wir reduzieren unsere Kontakte freiwillig massiv. Meine Kinder würden aber gern auch die Oma sicher sehen oder den besten Freund treffen, ohne, dass das ein Risiko für sie oder andere Menschen ist. Wir versuchen, dass wir Menschen draussen treffen.
Der Großteil unserer Kontakte ist aber Schule und KiGa. Darunter eben auch Kinder von Coronleugnern oder Menschen, die aus anderen Gründen Maßnahmen nicht befolgen. Masken trägt man zum Schutz anderer. Es bringt meinen Kindern aber nur bedingt etwas, dass sie Maske tragen. Übrigens auch der 5-jährige Kleine problemlos.
Ich möchte auch ab und zu Menschen treffen. Momentan führe ich ein Kontakttagebuch, obwohl ich die Menschen an einer Hand abzählen kann, die ich in den letzten 14 Tagen (fast komplett draussen) gesehen habe.
Mir geht die Kraft aus
Ich kann langsam einfach nicht mehr. Wir schränken uns seit März massiv ein. Die Kinder sind so vernünftig und einsichtig. Wir wollen alle unser Leben zurück. Stattdessen kämpfen wir mit dem Schulsystem. Ich gehöre zu den Menschen mit erhöhtem Risiko für schweren Verlauf. Ich möchte weder schwer erkranken, noch Long Covid und schon gar nicht sterben. Aber mich schützen kann ich nur bedingt. Mein Diabetes ist da und ich gehöre zu den Leuten, wo es dann heisst, ich wäre doch „sowieso gestorben“. Jedes Menschenleben sollte zählen. An meinem Diabetes sterbe ich übrigens nicht einfach so.
Es fehlen Highlights und alles kostet Kraft. Manches wäre gar nicht nötig noch eine zusätzliche Baustelle zu sein. Finanziell hat uns Corona ebenfalls stark getroffen. Es macht müde. Ich finde nicht alle Maßnahmen gut und richtig, aber ich befolge sie.
Noch nie habe ich so gehofft, dass meine Meinung falsch ist. Aber die aktuellen Zahlen habe selbst ich nicht für jetzt erwartet. Man hat über Karl Lauterbach und seine Prognose geschimpft. Die leider komplett zugetroffen hat. Wir haben jetzt die Zahlen, die Angela Merkel für Weihnachten errechnet hat. Es wird schlimm werden. Ganz schlimm. Dazu werden Menschen radikaler und gewalttätiger. Ich verstehe den Frust der Kunst, Kultur und Gastronomie. Da kann ich auch nicht die kompletten Schließungen verstehen. Aber das Hauptproblem sind die Leugner diese Pandemie, die einfach die Realität nicht erfassen können oder wollen. Ich nenne sie auch die „nicht gradeaus denken Wollenden“.
Wie seht Ihr die kommende Zeit? Was wünscht Ihr Euch?
Die wunderbare Julie von Puddingklecks hat auch über die aktuelle Zeit geschrieben.
Ich will nicht nach Hause fahren, zeitweise alleine mit den Kindern in der Pandemie sein, während sie in die Schule müssen, wo weiter die einzige Maßnahme Lüften ist (Grundschule) plus Masken (Gymnasium). Die Empfehlungen des RKI ab einer Inzidenz von 50 (Wir haben Zuhause fast 200) werden von der Politik ignoriert.
*unbezahlte, unbeauftragte Werbung, Markennennung, Marken erkennbar, Verlinkung
Vielen Dank für deinen Beitrag.
Ich kann alles sehr gut verstehen.
Ich war jetzt lange sehr ruhig und zuversichtlich, aber seit gestern bin ich wieder angespannt. Wenn ich Bilder von beatmeten Menschen inkl ECMO sehe, berührt es mich, weil ich so was schon hinter mir habe. Lange her, aber bei all diesen Bildern kommen die Ängste zurück.
Und gerade sitze ich Zuhause auf der Couch nach meiner Fuß OP und muss sehr gut überlegen, ob meine Freundin wirklich einen Krankenbesuch machen darf bzw soll, wenn wir nicht raus können. Es wäre Balsam für meine Seele. Aber wir sind alle verunsichert.
Doch gleichzeitig schicke ich meine Tochter täglich mit dem Zug zur Schule und sie sitzt zu dreißigst im Klassenzimmer.
Mein Mann hat auch viele Kontakte zu jungen Menschen und da immer mehr Personal fehlt, sind es noch mehr als früher.
Ich hab das Gefühl, ich kann mich einschränken, wie ich will, aber schützen kann ich mich trotzdem nicht und was mir gut tut, wird verboten.
Hoffen wir das Beste und bleiben gesund.
LG Tanja