Hier im Blog ist es still, stiller, als ich es eigentlich plane oder will. Denn die nicht-virtuelle Welt hat uns voll im Griff. Bizzidad und ich arbeiten beide, er Vollzeit und ich Teilzeit. Dazu kommen drei Kinder, die noch Zuhause betreut sind, zwei davon haben Homeschool. Wir pendeln zwischen NRW und Berlin, dazwischen Homeoffice. Es gibt diese Momente, in denen ich aber gar nicht mehr die Kapazität habe, mir Gedanken und Sorgen zu machen. Denn eigentlich sind die Sorgen riesengroß. Sonne, Wind, Regen und Regenbögen, das Maiwetter passt zur Situation.
Ungeimpft zurück in den Präsenzunterricht
Donnerstag und Freitag müssen unsere Kinder abwechselnd in den Präsenzunterricht. Ich verdränge den Gedanken, weil es mir einfach eigentlich zuviel ist. Sie sind ungeimpft. Wenn, kommt eine Impfung für ab 12-Jährige zeitnah. Der Große ist noch 11. Eine Impfung für den Mittleren und den Kleinen wird es nicht geben.
Die Test“strategie“ in NRW halte ich weiter für ein potentielles Superspreader-Event. Der Mittlere bekommt dann diese Lollitests. Man kann/darf offenbar nicht widersprechen. Denn die Kinder ziehen gemeinsam in einem Raum die Maske ab. Ab 31. Mai in voller Präsenz. Also 30 Kinder in einem kleinen Klassenraum. Was soll da bloß schief gehen? Schutzmaßnahme sind weiter nur Lüften und Maske. Nach bald 1,5 Jahren Pandemie ist das das Beste, das unserer Politik einfällt? Die Lobby, die generell Schulöffnungen fordert, ist laut. Warnungen von Experten verhallen. Es scheint egal zu sein, dass Präsenzunterricht und Schulpflicht nicht für alle alleinseligmachend und gut ist.
Wir jonglieren den Alltag – das Kartenhaus könnte einstürzen
Wie labil unser Kartenhaus alias Familie vs. Arbeit ist, habe ich vor wenigen Wochen gesehen. Der Mittlere hatte einen Kruppanfall und klang danach so kehlig. Bizzidad ist also mit ihm zum Kinderarzt, denn fahrlässig verhalten wollen wir uns nicht. Der Kinderarzt hat auf unseren Wunsch einen PCR-Test gemacht. Beim Warten auf das Ergebnis wurde mir klar, welches Chaos ausbrechen könnte. Meine 2. Impfung wäre ausgefallen, der 1. Impftermin des Bizzidads, wir hätten alle in Quarantäne gemusst. In Berlin gibts immerhin genug Lieferdienste. Aber Arbeiten und überhaupt die Pendelei? Der Test fiel negativ aus, das Ergebnis war wirklich nach 24 Stunden da.
Bizzidad und ich jonglieren mit Zugfahren und wer wann wo ist und was mit den Kindern ist. Ich habe zwar wie immer Plan B und Plan C im Hinterkopf, die sind aber mehr als suboptimal.
Wie geht es weiter?
Ich habe Bauchschmerzen. Wer ungeimpft ist, hat ein immer größer werdendes Risiko, sich mit Corona zu infizieren. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass die Kinder einen akut schweren Verlauf haben, aber Long Covid kommt auch bei Kindern vor. Wir sind gezwungen, sie diesem Risiko auszusetzen. Beim Großen klappt die digitale Schule wunderbar, beim Mittleren sehen wir Schule ohnehin noch entspannter als sowieso schon und auch da tut sich was. Warum müssen die Kinder nun für 5 Wochen zurück in die Schulen? NRW besteht auf Präsenzpflicht, anders als Berlin, wo diese ausgesetzt ist. Allerdings bekommen dort Kinder wohl oft dann keinerlei Aufgaben und Anleitungen aus der Schule.
Viele fragen uns, warum wir nicht ganz nach Berlin ziehen. Zum aktuellen Zeitpunkt ist das keine Option. Wir sind befristet angestellt, mein eigener Vertrag läuft bis Juli, wir haben hier Eigentum, Familie und die wirklich guten Schulen der Kinder. Außerdem wägen wir grundsätzlich Interessen ab und für nicht sichere Jobsituationen reissen wir nicht die Kinder aus ihrem Umfeld. Ganz abgesehen vom Berliner Wohnungsmarkt und der Schulkrise.
Forderungen und Regenbögen
Wie gehabt möchte ich #BildungAberSicher. Ich will sichere Präsenzangebote und Betreuung für die Familien, die es benötigen. Aber ich fordere Aussetzung der Präsenzpflicht mindestens bis es Impfangebote für alle gibt. Ich will mit entscheiden und abwägen können, welche Kontakte wir haben. Unseren Kindern ist es wichtiger, ihre Freunde privat zu sehen. Aber mit unseren besten Freunden als zwei Familien draussen grillen oder in den Wald gehen? Verboten. Dass das Kind mit 29 weiteren Kindern, die teilweise fragwürdige Masken tragen oder sie zum Niesen runter ziehen, in einem Raum sitzt? Erzwungen.
Ich wünsche mir mehr Regenbögen. Es gibt Sonnenschein, wie dass ich durchgeimpft bin und ab Donnerstag voll aufgebauten Impfschutz habe. Dass immer mehr Menschen im Umfeld wie auch Bizzidad und viele Freunde mindestens die erste Impfung haben. Oder auch, dass wir alle (noch) gesund sind. Auch, wenn es oft Chaos ist und ich an Tagen wie heute den Kindern zum Mittagessen Nudeln auf den Tisch stelle und dann das Handy wieder klingelt. Dass Bizzidad und ich nächste Woche fliegenden Wechsel machen und gleichzeitig im Zug sitzen. Gleichzeitig bin ich froh über meinen Job und es macht mir Spaß neben Blog und Kundenberatung noch einen Hauptjob zu haben der mich fordert.
Nicht alles bunte Regenbögen
Aber die grundsätzliche Belastung und Sorge durch die Pandemie kosten Kraft. Langsam fehlt es an Energie politisch noch laut zu werden. Es verhallt doch sowieso ungehört. Die Aggressionen auf Social Media schaukeln sich hoch am Gendern und die Erwähnung von Impfung oder Maske triggern buchstäblich massivsten Hass und Misogynie.
Nebenbei, auch, wenn ich geimpft bin: ich trage weiter natürlich Maske und halte mich an alle Maßnahmen und bin für Aufrechterhaltung vieler Maßnahmen, da eben viele Menschen ungeimpft sind und weiter ein Restrisiko besteht, dass ich mich oder andere infizieren kann.
Wie geht es Euch momentan?
Wir wohnen auch in NRW und ich sehe den Schulöffnungen positiv entgegen. An unserer Grundschule wurde vor 2 oder 3 Wochen der Lollitest eingeführt und aufgrund der hohen Zuverlässigkeit dieses Tests (der ja mit der PCR Methode ausgewertet wird) fühlt es sich für mich sicherer an als vorher mit den Schnelltests. Unsere Große am Gymnasium profitiert zwar nicht davon, trägt jedoch FFP2 Maske und hat vielleicht bald die Chance geimpft zu werden, da sie über 12 ist. Mein Mann und ich haben auch schon die erste Impfung erhalten. Von daher fühle ich uns keinem enormen Risiko durch die Schulöffnungen ausgesetzt, im Gegenteil, es fühlt sich für mich sicherer an als jemals zuvor.
Mit einem gewissen Risiko zu Sterben muss man halt auch leben, da kommt wohl niemand dran vorbei. Sonst müsste man sich zu Hause einsperren und dürfte seine Kinder auch nicht auf den Straßenverkehr loslassen, geschweige denn selbst Auto fahren. Dabei verunglücken täglich zahlreiche Menschen.
Den Lockdown fand ich gut und richtig, aber wenn die Zahlen sinken, muss das Leben auch wieder weitergehen – so jedenfalls meine Meinung. Und ganz besonders möchte ich bei unseren Kindern nicht noch zusätzliche Ängste schüren, indem ich die Schulöffnungen in Frage stelle. Ich erlebe es gerade im Freundeskreis, wenn Eltern ganz besonders ängstlich und vorsichtig ist, dass es sich auf die Kinder übertragen und bei ihnen zu massiven Ängsten/Verlustängsten führen kann. Das ist dann auch nicht mehr „gesund“. Die Frage, welches das kleinere Übel, muss vermutlich jeder für sich selbst beantworten. Ich für mich kann das Risiko von Schulöffnungen sehr gut aushalten und freue mich für meine Kinder auf ein paar Wochen halbwegs normalen Alltag.
Wenn meine Kinder >12 wären, wäre ich auch beruhigter. Die Frage ist, ob die Zahlen wirklich sinken oder ob die Inzidenz eben nur unter Geimpften sinkt. Die bei Schulkindern scheint bisher weiter sehr hoch. Ich möchte Maßnahmen in den Schulen. Die Lollitests sind als PCR-Tests immerhin aussagekräftiger als diese unsäglichen Schnelltests. Aber sicher ist nichts und ich empfinde eine Pandemie nicht als normales Lebensrisiko. Wir würden uns nie verzeihen, wenn sie wegen dieser absurden Präsenzpflicht dann Long Covid erleiden. Dennoch dürfen sie natürlich gehen, auch der Kleine ist wieder im Kindergarten. Bei uns zählt nämlich besonders, was die Kinder wollen in Abwägung der Risiken. Maske tragen die Großen natürlich, der Kleine trägt im KiGa keine, weil wir es ihm natürlich überlassen und er sie beim Spielen nicht tragen möchte.
Warum sollte man den Lolli-Tests nicht widersprechen können/dürfen? Wir sind auch aus NRW und haben es gemacht. Erst kam von der Schule ein Schreiben, dass dies als Schulpflichtsverletzung zu werten sei. Ein Anwaltsschreiben später musste die Schule zurückrudern. – Verweigerung der Testpflicht ist keine Schulpflichtsverletzung. Unser Kind bleibt vorerst zu Hause im Distanzlernen. Das Risiko einer Infektion im Präsenzunterricht – noch dazu in voller Klassenstärke, wie ab dem 31.5. angedacht – ist uns zu hoch.
Warum sollte man den Lolli-Tests nicht widersprechen können/dürfen? Wir sind auch aus NRW und haben es gemacht. Erst kam von der Schule ein Schreiben, dass dies als Schulpflichtsverletzung zu werten sei. Ein Anwaltsschreiben später musste die Schule zurückrudern. – Verweigerung der Testpflicht ist keine Schulpflichtsverletzung. Unser Kind bleibt vorerst zu Hause im Distanzlernen. Das Risiko einer Infektion im Präsenzunterricht – noch dazu in voller Klassenstärke, wie ab dem 31.5. angedacht – ist uns zu hoch.
Das Problem ist ja, dass es dann keinen Distanzunterricht mehr gibt. Aber Du hast grundsätzlich recht, es ist alles so eine Abwägung. Es ist zermürbend. Unsere Kinder möchten aber keinen Stress mit den Schulen. Ich finde es politisch katastrophal, was da passiert.
Schwieriger Beitrag. Ihr seid als Eltern geimpft und habt gewählt, diese Pendelei auf euch zu nehmen. Ihr seid gut situiert. Ich schätze eure Vorsicht, aber es ist jammern auf sehr hohem Niveau.
Bei den Inzidenzen und Impfungen der Eltern von Einstürzen des Kartenhauses zu sprechen, finde ich komisch. Klingt eher nach Einstürzen der aufgebauten Welt. Für manche ist es der Weg und die Pandemie hat vielleicht auch allen ihre Vorlieben gebracht. Bei unseren Kindern liegen die Hobbies seit mehr als einem Jahr brach, da sind alle Kartenhäuser eingestürzt. Der Rest läuft und wir arrangieren uns, aber das ist einfach nicht gutzumachen, dass die gewohnte Freizeit weggebrochen ist…
Interessant, Arbeit und Geld fallen uns also so zu? Ist das so unvorstellbar, dass wir da keine andere Option haben? Wer diesem Blog folgt, bekommt auch mit, dass wir letztes Jahr 4 Monate coronabedingt kein Einkommen hatten, alle Aufträge abgesagt. Das ist auch eine luxeriöse Perspektive zu meinen, dass man sich Arbeit aussuchen kann. Zufällig sind unsere Jobs aber super, wir haben Glück, dass wir Arbeit haben, wieder Einkommen und das auch richtig gut ist. Dazu die nächste Unterstellung, wir seien „gut situiert“. Uns geht es okay, aber vielleicht sieht man das uralte, kaputte Auto nicht? Dass wir auf einem Schlafsofa schlafen, weil es an Platz fehlt? Wieso unser „Kartenhaus“ nicht einstürzt, wenn wir nicht Arbeiten können, kannst Du mir bitte auch erklären. Wie kommst Du zur nächsten Unterstellung, dass unsere Kinder nicht auch auf Hobbys verzichten bzw. damit klar kommen, dass diese Hobbys nur digital stattfinden? Die Pandemie ist ätzend für alle. Nebenbei ist es auch die nächste Unterstellung, ich würde „jammern“, ich stelle auf meinem Medium unsere Situation dar. Mehr nicht. Warum muss man über andere Urteilen? Was bringt Dir so ein undifferenzierter, unterstellender Kommentar hier?
Wir würden auch lieber nicht pendeln. Für befristete Aufträge aber die Kinder aus ihrem Leben reissen? Den Berliner Mietmarkt können wir uns nebenbei auch nicht leisten, eine 5-Zimmer-Wohnung.
Gerade was Long COVID betrifft hat unser Kinderarzt Entwarnung gegeben. Die Fälle sind wirklich selten, die meisten erholen sich trotzdem davon. Ich sehe es auch als Lebensrisiko. Unser Großer möchte sich gern impfen lassen, aber das kann zum einen noch wirklich lang dauern bis er dran ist. Zum andern finden wir, dass die Risikoabwägung eher gegen die Impfung spricht (er ist 12).
Wir haben zB auch immer die Großeltern besucht bzw sie kommen zu uns. Auch ihn Impfung – jetzt mit. Meine Mutter fand es schlimmer, die Jungs für lange Zeit nicht zu sehen, als an COVID zu erkranken und zu sterben. Inzwischen sind alle Erwachsenen geimpft.
Wir sind auch gerade im Urlaub im Ausland – mit Test. Wir gehen so langsam die ersten Schritte zurück ins Leben.
Schulmäßig läuft es auch gut – die Jungs werden 2-3x pro Woche getestet. Es gab bisher keinen positiven Fall. Ich fühle mich als Lehrerin durch diese Teststrategie plus Impfung sicher.
Was ich damit sagen will – der Weg zurück zur Normalität ist schwer, ungewohnt, macht manchen evtl sogar Angst. Aber wer möchte schon in Dauerschleife abtauchen und sich absondern? Ich möchte raus, Menschen treffen, im Lokal sitzen – einfach leben. Wer das nicht möchte, weil er Angst hat – ok, sein Bier. Jeder muss mit seinen Entscheidungen leben.
Ich wünsch euch einen schöne Woche! Viele Grüße aus der Schweiz!