Wer mich „in echt“ kennt, erlebt es öfter mit. Ich habe zu Situationen und Menschen irgendwie ein Bauchgefühl. Eigentlich immer. Allermeistens stimmt mein Bauchgefühl. Man könnte es Intuition nennen. Manchmal geht es darüber hinaus. Ich glaube nicht an esoterische Dinge. Aber manchmal kann ich Situationen vorher „sehen“. Das kann man natürlich auch rational erklären, ein bißchen Lebenserfahrung habe ich. Außerdem kenne ich Personen in meinem direkten Umfeld oft gut.
Bauchgefühl gut oder schlecht
Ich kenne mich selbst gut. Nach der ersten Schwangerschaft wusste ich jeweils auch ohne Schwangerschaftstest, dass ich schwanger bin. Typische Symptome hatte ich nie. Es war immer ein „Bauchgefühl“ und ich war früh wach. Beim Großen damals am 31.12.2008 hatte ich einen negativen Test, aber ein Bauchgefühl. Wegen dieses Bauchgefühls habe ich nur um Mitternacht angestoßen und sonst auf Alkohol verzichtet. Trotz des eindeutig negativen Tests.
Wenn ich Recht behalte bei Dingen, die positiv sind, dann freue ich mich. Aber es gibt eben auch das richtig miese Bauchgefühl. Da hätte ich dann gern unrecht.
Dieses miese Gefühl
Manchmal begegnen mir Menschen, die mir buchstäblich Bauchschmerzen machen. Teilweise ab der ersten Situation. So ein richtig mieses ungutes Bauchgefühl, aber ohne, dass ich konkret sagen könnte, was da nicht okay ist. Dieses Jahr ist mir mal wieder so eine Person begegnet. Ich habe sogar direkt mit einigen anderen gesprochen. Die sagten mir, dass sie sich das nicht vorstellen könnten. Es war für mich wie ein Unfall, den ich beobachte, aber hilflos daneben stehe. Denn manchmal kommen Menschen in eine Position, in der sie Macht bekommen.
Ich merke, wenn jemand nicht die Wahrheit sagt, Informationen vorenthält und versucht, Fallen zu stellen, vielleicht auch, um die eigenen Defizite zu überspielen. Aber nicht immer habe ich die Möglichkeit, dies zu verhindern. Mein Bauchgefühl sorgte aber dafür, dass ich Dinge gesichert habe und ein naiv Sachen glaube, wenn jemand lügt. Ich bin vieles, aber nicht naiv. Und eben immer ehrlich und vielleicht zu direkt.
„Achtsamkeit“ oder die Fassade
Besonders, wenn Menschen sich so besonders wholesome geben und nach Aussen überfreundlichst säuseln, schrillen bei mir Alarmglocken. Ich bin lange genug auf Social Media unterwegs, um mir ein Bild gemacht zu haben, dass viele Dinge Werbebegriffe sind. Oder als solche gebraucht werden. Wenn in einem Profil-Bio was von „Achtsamkeit“, Body Positivity oder „female empowerment“ steht, ist öfter genau das die Fassade, die verbirgt, was wirklich dahinter ist. Denn diese Begriffe, so wichtig sie eigentlich sind, bringen Follower, Likes und Aufmerksamkeit. Natürlich gibt es auch authentische Profile, die wirklich achtsam sind oder wirklich positiv. Aber es ist eben gern auch Teil des Selbst-Marketings. Genauso, wie manche feministisch tun und eigentlich andere Frauen mobben und hassen. Profile mit gekauften Follower*Innen fallen mir dann auch auf.
Ein Radar für Lügen und Täuschungen
Ich war immer schon sehr aufmerksam, wenn Menschen lügen. Grundsätzlich empfinde ich plumpe Lügen als Beleidigung meiner Intelligenz. Ich merke es. Nicht immer spreche ich es an. Manchmal ahne ich auch, warum eine Person lügt. Denn wir alle scheitern mal irgendwo. Ich bin durchs Latinum gefallen und habe ein geschmissenes Studium. Es gibt Menschen, die damit bei sich nicht leben können und da Erfolge, bestandene Prüfungen und ein freiwilliges Aufgeben erfinden. Völlig unnötig. Oder dann wird eine Trennung als aktiv beschrieben, obwohl sie verlassen wurden. Ehen und Leben werden auf Instagram als perfekt inszeniert. Niemand muss alles teilen, ich entscheide auch, was ich teilen möchte oder nicht. Nur ich verstehe nie, warum man Themen dann nicht weg lässt? Keine*r muss über Bestehen oder nicht Bestehen einer Prüfung Auskunft geben. Man kann auch eine Ehe im Netz völlig weg lassen. Aber warum lügt man aktiv? Man kann einfach weglassen.
Manchmal schützt mich mein Bauchgefühl und manchmal eben nicht
Als ich 2018 noch einmal schwanger war, was unser viertes Kind gewesen wäre, war mein Bauchgefühl mies wie noch nie. Bei unseren drei Kindern hatte ich jeweils Angst, dass es nicht gut gehe. Denn als Diabetikerin war es eben eine Hochrisikoschwangerschaft. Bei der vierten Schwangerschaft wusste ich, es geht nicht gut. Ich behielt Recht. Missed Abort bei 11+0.
Auch ist meine Menschenkenntnis meiner Ansicht nach gut, aber ich merke auch Dinge nicht. So hat jemand vor 20 Jahren erfolgreich Gaslighting bei mir gemacht. Vermutlich nicht einmal aus böser Intention. Ich habe das erst vor wenigen Jahren realisiert. Aber die Folgen merke ich immer noch. Einen Horrorurlaub 2016 wollte ich vorher absagen, weil ich davon ausging, es würde furchtbar. Ich wurde überredet. Es kam schlimmer als ich befürchtet hatte. Obwohl mein Bauchgefühl fast immer stimmt, traue ich mir nicht immer. Dazu kommt aber auch, dass ich es hasse, wenn mir etwas unterstellt wird, also interpretiere ich auch ungernst in das Verhalten anderer Menschen. Denn ich habe keine Deutungshoheit über andere. Daher gibt es bei mir auch keine hidden messages. Ich meine, was ich sage, ganz ohne Subtext. Daher ärgert es mich, wenn jemand dann behauptet, ich meine etwas anderes.
Situationen und Menschen einschätzen
Mein Bauchgefühl schützt mich aber auch. Ich habe eine gute Intuition, wem ich Dinge erzähle oder bei wem ich Themen meide. Oder ich kann gut einschätzen, welche Menschen oder Situationen „sicher“ sind. Wie beispielsweise die Sache mit dem Fast Food kaufen, was zum Eklat mit Bizzidad führte. Gleichzeitig finde ich nicht komisch daran, auch cishet männliche Freunde zu haben. Bei denen fühle ich mich sicher, also auch im Sinne davon, dass es keine unangenehmen Situationen gibt. Sonst würde ich sie nicht treffen. Genauso gibt es Menschen, die ich lieber meide.
Manche Menschen sind überrascht, wie oft mein Bauchgefühl richtig liegt, auch, wenn sie mir etwas erzählen. Denn nicht immer kann ich es über ein Gefühl hinaus begründen. Eine Freundin nutzte Tinder und meistens hatte ich Recht, welche Männer verheiratet waren und das nicht erwähnten. Für sie wichtig, denn für sie war es ein No Go.
Dieses Jahr hatte ich auch so einen Impuls etwas zu fotografieren, wie ich es hinterlassen habe. Es war genau richtig. Diese liebenswürdige Person zerstörte ihr eigenes Eigentum und versuchte es mir unter zu schieben. Denn meine Menschenkenntnis warnt mich lautstark vor diesem Menschen, auch aus anderen Gründen. Wieder auch so eine Person, die eine total pseudo-coole Fassade hat, auf die viele naiv reinfallen und sich blenden lassen. Dahinter verbirgt sich ein ganz fragiles männliches Ego, das eigentlich Mitleid bräuchte, wenn es nicht so bösartig wäre. Auch da bestätigt sich meine Intuition, wer sich da benutzen lässt, egal, wie plump die Taktik eigentlich ist.
Das Bauchgefühl der Kinder bestärken & trainieren
Ich finde es wichtig, dass auch die Kinder auf ihr Bauchgefühl hören und es dabei auch üben. Eben in noch sicheren und begleiteten Situationen. Sie erkennen oft schon sehr gut, ob ein Mensch ehrlich ist. Mit dem Großen ist inzwischen Thema, Orte und Situationen einzuschätzen. Mit 19 war ich mit Freunden in Dublin. Wir sind falsch abgebogen und waren in einer sehr problematischen Gegend. Für meinen damaligen Freund und mich war klar, Klappe halten, also nicht Deutsch sprechen, gradeaus gucken und weiter gehen. Unser Freund redete laut Deutsch und guckte Leute an. Es passierte nichts. Aber ich möchte, dass meine Kinder wissen, was für sie sicher ist und was nicht.
Kinder Situationen einschätzen lassen
Neulich in Berlin haben wir darüber geredet, dass es wichtig ist, sowas einschätzen zu können. Abends gingen wir Spazieren. Auch über die Oberbaumbrücke, weil wir das Modell im Technikmuseum gesehen hatten. Der Große sprach mich an, er wisse, was ich meinte. Da stünden Leute beobachtend an den Pfeilern, einer habe seinen eigenen Stehtisch dabei. Er würde nur am hellichten Tag auf dieser Brückenseite gehen. Danach nur auf der Seite ohne dunkle Ecken und Nischen. Es geht nicht darum, Angst zu haben, sondern Risiken einzuschätzen. Beispielsweise wann eine Taxifahrt besser ist, auch, wenn das teuer ist. Oder man anruft und sich abholen lässt. Oder als Gruppe fest zusammen bleibt.
Auch bei der Situation am einsamen Shoppingcenter erklärte er Bizzidad deutlich, dass er ein Mann sei und für ihn manche Situationen daher nicht gefährlich. Im Zweifelsfall sollen die Kinder lieber eine Situation meiden und uns oder eine andere Person anrufen. Denn „better safe than sorry“. Bei einer betrunkenen Person steigt man nicht ins Auto. Ich hoffe, wenn sie sich jemals in eine ungute Situation bringen, holen sie lieber Hilfe, statt Angst vor Ärger zu haben.
Lebenserfahrung
Manches ist einfach Lebenserfahrung. Ich bin 42 und habe viele Menschen kennengelernt, Orte und einfach Sachen erlebt. Aber ich denke, das Bauchgefühl ist mehr als das. Trotzdem höre ich nicht immer auf mein Gefühl, manchmal denke ich, das darf eben nicht so sein. Später ärgere ich mich über mich selbst. Hört Ihr auf Euer Bauchgefühl?