WERBUNG enthalten* Es ist Mitte März und wir hatten ein Familienwochenende. Die Woche war für alle anstrengend, aktuell passiert so viel und Freitag war leider nötig, die nächste Woche komplett umzuplanen. Auch der beste Schulfreund des Großen ist positiv, daher testet sich der Große täglich. Immerhin ist es nun wärmer und oft sonnig. (Bei uns ist mit aktuellem Stand niemand positiv getestet).
Alle Wochenenden in Bildern findet Ihr bei Grossekoepfe.
Samstag, 19. März
Ein kleines Familienmitglied hat Laune und kreischt freundlicherweise alle wach.
Der Große hat Bratsche statt nächste Woche, Buzzidad fährt ihn und kauft noch mal ein paar Kleinigkeiten ein.
Wir machen dann noch die Fotos für eine Kooperation (daher hat dieser Beitrag hier auch eine Werbekennzeichnung). Ich trage nämlich die Statement Streetwear von TeeFee zur SUGAR KILLS Kampagne gegen Zucker in Kinderlebensmitteln.
Wir wollen eigentlich in den Wald nach Laaken. Der Mittlere und der Kleine schreien aber nach den Mammutbäumen und Feenhäuschen. Also entscheiden wir um, dass wir in den Forstbotanischen Garten fahren. Auf dem Weg fragen wir noch spontan unsere Wahlfamilie. Sie haben Zeit, die Kinder freuen sich auch riesig.
Dann mal ein kurzer Ausschnitt aus unserem Alltag. Solche Situationen kennt vermutlich jeder. Hier ist es aber die ständige Situation und dies nur ein Auszug. Denn Asperger macht sich hier im Großen, wie auch im Kleinen oft bemerkbar. (Dass ich das mit einfüge, war übrigens Vorschlag von Bizzidad selbst).
Wir fahren in Köln am Rhein entlang. Der Kleine entdeckt den Osterhasen auf der Schokoladenfabrik und kommentiert ihn, dass da doch der Schokohase sei. Bizzidad sagt, aber das sei doch Stollwerck. Ich weise darauf hin, dass das Schokoladenmuseum schon lange Lindt sei. Bizzidad meint, aber das sei das Stollwerck. Inzwischen sind wir etwas weiter. Ich sage, nein, das sei nicht das Stollwerck, das Stollwerck sei da rechts und zeige auf das Gebäude. Bizzidad wird leicht aggressiv, das sei nicht das Stollwerck, das sei die alte Hafenbehörde. Ich merke an, dass ich auf Konzerten im Stollwerck gewesen sei und das rechts sei das Stollwerck. Bizzidad beharrt weiter auf seine Sicht. Ich fühle mich verarscht, ich kenne das Gebäude. Wir fahren daran vorbei. Er schließt sich an, dass das das Stollwerck sei. Er meinte, er dachte, ich meine das Gebäude LINKS. Dass ich sowohl RECHTS sagte als auch drauf zeigte und das Gebäude kenne, war für seine Wahrnehmung egal. Beinahe dieselbe Situation hatten wir übrigens Freitag auch mit freien Parkplätzen „rechts“, woraufhin er mir unterstellte, ich meinte eine Einfahrt (die links wäre, ich kenne die Einfahrten hier und kann rechts und links unterscheiden), dann brabbelte er von „Fahrtrichtung“ (es war auch in Fahrtrichtung rechts). Ich sagte auch direkt, dass es sein könne, dass die Parkplätze zu klein seien. Er wurde völlig aggressiv, beharrte auf seine Wahrnehmung, brachte unlogische Erklärungen (er habe im Kopf schon gewendet und daher sei die Einfahrt rechts) und so läuft es meistens. Er verarbeitet Sprache und Informationen anders als wir anderen hier. Dann wird er aber aggressiv, obwohl er etwas nicht oder falsch verstanden hat und es lässt sich nicht mehr klären, weil er weiter auf sein Verständnis beharrt. (die beiden Parkplätze waren rechts, aber zu klein. Beides hatte ich gesagt).
Als wir aus dem Auto ausstiegen, fragte er MICH, wo SEIN Rucksack sei. In seinem Rucksack war das Picknick und die Trinkflaschen der durstigen Kinder. Natürlich vergessen wir alle mal etwas. MAL. Ich muss im Endeffekt alles überprüfen, was er machen oder mitnehmen will. Denn das ist eine Situation, die bei uns extrem häufig passiert. Er ging dann zu Rewe, neues Picknick und Wasser kaufen. Übrigens ist auch „das habe ich gemacht“ nicht verlässlich. Oft hat er es dann doch nicht gemacht, obwohl er vorher wütend beteuert hat, er habe es erledigt.
Nebenbei, sehr schön, wenn fremde Menschen als Laien meinen, er sei nicht auf dem Spektrum. Er ist hochintelligent und maskiert daher sehr viel. Die Diagnose ist nach mehrwöchigem Klinikaufenthalt bestätigt. Er hat definitiv Asperger (auch da, ja, ich weiß, dass der Begriff kritisch ist, aber er ist für Menschen verständlich). Im Job oder bei Arbeitsthemen ist er voll konzentriert und da passiert ihm sowas nicht, im privaten Bereich aber eben schon, da er sich hier nicht darauf konzentriert. Ich glaube, er vergisst seltener als ich Attachments an Mails zu hängen und solche Dinge.
Wir haben einen super schönen Nachmittag, ich denke nicht mehr groß an Fotos, außerdem poste ich keine Fotos mit anderen Kindern, denn drei Bilder mache ich schon.
Nun zieht es sich zu und wird windig. Der Kleine diskutiert. Seine Cousine hat nämlich ZWILLINGS-Dinos. Er braucht auch U-N-B-E-D-I-N-G-T genau diese Dinos und die kämen immer als Zwillinge. (Oma wird den gewünschten Flugsaurier kaufen, aber jetzt sind noch zwei weitere Dinos auf der Wunschliste). Wir hören es die komplette Rückfahrt.
Dann passiert noch eine Katastrophe. Der größte Dino des Kleinen hat eine Verletzung. Der Kleine ist untröstlich.
Die Lösung: Oma anrufen. Oma beruhigt den Kleinen sofort, dass sie das problemlos nähen könnte und es seinem Dino ganz sicher bald wieder gut gehe.
Ich war immer gegen Handyuhren. Warum ich meine Meinung geändert habe, dazu gibt es einen ausführlichen Beitrag. Der Kleine ist nun jedenfalls beruhigt und weint nicht mehr. Seine Handyuhr zeigt immer an, wie lange das Telefonat dauert. Bizzidad ist verständnislos, dass der Kleine noch 18 Minuten mit Oma quatscht. Er versteht nämlich generell das Prinzip von Sozialkontakten wenig bis gar nicht. Oder Rollenspiele der Kinder.
Noch ein Beispiel für das neurodiverse Denken von Bizzidad findet sich. Der Kleine redete mit Oma darüber, dass ihr Freund am 25. Geburtstag habe. Bizzidad ist irritiert „wie? Der wird 25? Häh? Oh. Am 25.!“. Bis zur Diagnose nannte ich das immer „Instanz im Hirn“. Wir Neurotypischen gleichen ab, ob es Sinn ergibt, was wir meinen zu verstehen. Er nimmt es so hin. Oft merkt er gar nicht, dass er etwas falsch verstanden hat, egal, ob es für ihn keinen Sinn ergibt.
Abends sind wir alle so müde, dass wir früh Schlafen gehen.
Sonntag, 20. März
Heute schlafen wir alle etwas länger.
Inzwischen ist auch der Große wach und wie immer sitzen unsere Kinder auf dem selben Quadratmeter.
Wir sind noch planlos, was wir heute machen wollen. Das Wetter soll später kippen.
Ja, wir haben noch Milch und Pflanzenöl.
Die Unwetterspuren sind krass. Zwei Brücken sind weg, sehr viele Bäume umgefallen.
Wir sind recht früh wieder Zuhause, aber etwas frische Luft und Bewegung taten gut. Die beiden Kleinen haben Morgen schulfrei.
Vielen Dank für deinen Einblick und Rückblick und euch eine gute Woche. LG Tanja