Es scheint grad ein hitzig diskutiertes Thema unter Eltern zu sein, ich habe es öfter in Foren und bei Facebook gelesen, jetzt aber ganz akut bei Das Nuf und Tollabea hat es ebenfalls aufgegriffen auf ihrer Facebookseite. „Darf“ man Geschwisterkindern zu Geburtstagen oder Einschulung der anderen Geschwister etwas schenken? Unter einigen Eltern scheint das gradezu gleichbedeutend mit Kindervernachlässigung und Zucker in Lebensmitteln zu sein. Solch heftige Standpunkte und solche Kommentare liest man sonst eher beim Thema Brei oder Stillen vs. Flaschennahrung. Ich habe zu dem Thema meine deutliche Meinung
nämlich: es geht keinen etwas an! Weder ist man toller noch schlechter, wenn man einem Kind eine Freude ausser der Reihe macht. Warum muss man da über andere urteilen und derart vehement auf einem Standpunkt beharren? Dann heisst es noch, es sei eine „neue Erfindung“. Zu meiner Einschulung 1985 (jetzt dürft Ihr gern rechnen, wie alt ich bin) haben meine Cousine und mein Cousin jeweils auch eine Mini-Schultüte von meiner Mutter bekommen. Ich habe mich dadurch absolut nicht zurückgesetzt gefühlt, es war mein Tag, ich stand absolut im Mittelpunkt und habe sowieso mehr Geschenke bekommen (ich erinnere mich noch gut an die Herzkette, die ganz unten in meiner Schultüte war). Wäre es für die beiden „schlimm“ gewesen, nichts zu bekommen? Ebenfalls nein. Daher, es gab für sie eben auch eine kleine Freude.
Was sind diese Geschwistergeschenke denn eigentlich, außer eben einer kleinen Freude ausser der Reihe? Kleine Freuden können materiell sein, aber natürlich auch ideell. Freuen sich die lautstarken Kritikerinnen selbst nicht, wenn ihr Partner oder ihre Eltern oder ihre Freundin ihnen etwas mitbringt? Sei es eine Blume, der Lieblingstee oder auf dem Spielplatz ein Becher Kaffee? Hauptsächlich sagt sowas doch aus „hey, ich hab an Dich gedacht“ = Du bist mir wichtig. Das kann man auf verschiedenen Wegen zeigen, es muss nicht materiell sein. Aber trotzdem freut man sich meistens über die Aufmerksamkeit.
Gibt es bei uns Geschwistergeschenke? Ja. Heute (ich schreibe grad am 1.9.) hat unser Großer Geburtstag. Er bekommt viele Geschenke, darf über den Tag bestimmen, darf das Essen aussuchen und wer eingeladen wird und bekommt besonders viel Aufmerksamkeit. Kurz: er steht im Mittelpunkt. Seine Brüder haben auch beide einen Wunsch erfüllt bekommen (einmal Duplo und einmal Lego). Nehmen sie dem Großen irgendwas weg? Ganz sicher nicht. Heute ist übrigens auch einer der beiden besten Freunde des Großen da und gleich kommt der Cousin und beide bekommen auch eine kleine Kleinigkeit. Warum? Einfach eine kleine Freude, denn die größte Freude machen sie uns und dem Großen durch ihre Anwesenheit. Denn darum geht es doch bei Geschenken? Jemandem eine Freude machen.
„Muss“ man Geschwistern etwas schenken? Nein, natürlich nicht. Das kann doch jeder handhaben, wie er möchte. Warum sollte ich darüber urteilen, es geht mich nämlich im Endeffekt absolut nichts an. Wenn ich aber die Interpretationen lese, was einige Kritikerinnen meinen, was die Kinder „lernen müssen“, kann ich nur erwidern, man kann auch „lernen“, dass man andere teilhaben lässt und nicht alles nur für sich will. Das können unsere übrigens prima, letzte Woche in England hatte der Große noch 10 Pfund vom letzten Englandurlaub. Er wollte sich ein Magazin kaufen, sein kleiner Bruder wollte auch eins und ich habe keins ausser der Reihe kaufen wollen, also hat der Große von seinem Geld beide Magazine gekauft und beide waren glücklich, denn Teilen kann auch Spaß machen.
Warum müssen eigentlich manche kleinen Themen so schwarz-weiß und hart diskutiert werden? Es fügt einem Kind weder einen Schaden zu, ein Geschwistergeschenk zu bekommen, noch schadet es, keins zu bekommen. Wenn ich dann die Wut einiger Eltern lese, dass zum Beispiel Großeltern den Geschwistern etwas mitbringen, bin ich verständnislos. Denn darin sehe ich das größere Problem, es wird aufgerechnet und statt da in Ruhe drüber zu reden, dass man sich das anders vorstellt und ob man da keine Lösung finden könne, die den Erziehungswünschen der Eltern nicht konträr geht, wird bei Facebook wutentbrannt gepostet, als hätte irgendwer ihrem Kind etwas schlimmes angetan. Ja, meine Kinder sind verwöhnt. Mit Liebe, Aufmerksamkeit und auch materiell. Aber wir hoffen, dass wir auch erreichen, dass sie dies zu schätzen wissen und eben auch teilen und anderen eine Freude machen. Bisher klappt das ziemlich gut. Wir machen gern eine Freude, das kann sein, dass man ein Kapitel mehr vorliest, als eigentlich abgemacht war, ein Eis oder ein Ausflug oder eben eine Kleinigkeit. Wenn andere Eltern das anders halten, ist es eben so. Ich bin da ganz offen und wünsche mir umgekehrt eben auch diese Offenheit.
Eine kleine Schultüte gab für den Mittleren übrigens auch, passend zu seinem eigenen KiGaStart. Und zur Geburt der Geschwister haben wir jeweils gebeten, dass man lieber dem Großen etwas mitbringt, da das Baby sowieso mehr Aufmerksamkeit bekommt und er es viel mehr wahr nimmt, dass er jetzt nicht mehr der Mittelpunkt ist. Auch da handhaben es alle Familien unterschiedlich und das ist auch gut so.
Wie ist es bei Euch? Gibt es Geschwistergeschenke? Oder seid Ihr vehement dagegen? Bei uns im Freundeskreis sind sie relativ üblich. Und heute eben auch ein „bester-Freund-Geschenk“ und ein „Cousin-Geschenk“.
Bei uns gibt’s keine expliziten Geschwistergeschenke, aber auch so immer mal was zwischendurch, vorallem Bücher. Vielleicht ändert sich unsere Handhabung aber auch mal. Da hängt mein Seelenheil nicht von ab.