Unsere Kinder gehen alle in den gleichen wunderbaren Kindergarten. Leider nicht parallel, unsere Kinder haben einen Altersabstand von jeweils etwa 3 Jahren, so dass zur Einschulung jeweils der nächste seinen Kindergartenstart hat, da unser Kindergarten Kinder erst ab 3 Jahren aufnimmt. Ich persönlich bin auch keine Anhängerin von sehr früher externer Betreuung für meine Kinder und bin froh darüber, dass wir sie nicht mit frisch 1 oder 2 abgeben mussten. Natürlich muss es für jede Familie passen und daher bin ich für Wahlfreiheit, wann und wie man sein Kind betreuen lässt. Den Rechtsanspruch finde ich sehr wichtig, denn nicht jeder hat für sich die Wahl, ob aus finanziellen Gründen oder weil man gerne arbeiten möchte und dann sollte ein guter Kindergartenplatz zur Verfügung stehen.
Die mündliche Zusage haben wir im Dezember bekommen, dass auch unser dritter Sohn in unseren Kindergarten gehen darf. Wenn ich ehrlich bin, wir haben ihn nur in einem anderen Kindergarten angemeldet. Wir lieben unseren Kindergarten, als wir hier her gezogen sind, hatten wir ursprünglich einen anderen Favoriten, haben aber auch beim benachbarten Kindergarten im nächsten Stadtteil angemeldet. Vom ersten kam eine Absage und bei uns wurden wir genommen. Schon alleine der Grund hat mich gerührt. Wir haben den Platz bekommen, weil die (damalige) Leiterin meinte, sie hätte es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können, ein fremd zugezogenes Kind, das hier noch keine Freunde habe, nicht aufzunehmen. Und genau diese Einstellung zieht sich durch den gesamten Kindergartenalltag. Es geht so herzlich und fröhlich zu, dass man das Gebäude gar nicht schlecht gelaunt verlassen kann, es ist einfach warm und schön dort.
Mit unserem ersten Kindergarten waren wir nicht glücklich. Unserem frisch 3-Jährigen wurde in der Eingewöhnungswoche schon die Windel abgenommen und gegen unseren Willen täglich ausgezogen, der ganze Umgang war aus unserer Sicht nicht sehr herzlich und das Jahresgespräch brachte die Frage auf, ob sie wirklich unser Kind meinen. Daraufhin habe ich mir Feedback bei den Experten (Pädagogen und Psychologen im Freundeskreis) geholt, die unser Kind kennen, die auch alle verständnislos waren. Aber unser Sohn ging trotzdem gern, weil er viele Freunde hatte.
Nun kamen wir also hier an. Schon in der ersten Woche erzählte unser Sohn, er wolle zurück zu seinen Freunden, aber die Erzieherinnen seien hier viel netter, ich zitiere „die schreien uns nie an!“. Unser Kindergarten hier bietet nichts exotisches wie Englischunterricht oder Französisch, als wir anfingen, war er ein evangelischer Bewegungskindergarten. Was aber unseren Kindergarten wirklich ausmacht, ist das Team. Ich bin unseren Erzieherinnen jeden Tag dankbar für ihre Arbeit, wie sie liebevoll und mit endloser Geduld und Freude mit den Kinder umgehen. „Respekt“ ist hier das große Stichwort. Es herrscht gegenseitiger Respekt. Der ganze Umgangston ist nett und die Kinder lernen wunderbar, Konflikte verbal und konstruktiv zu lösen. Die Erzieherinnen behandeln die Kinder mit Respekt und Würde.
Unser Mittlerer kam ebenfalls mit Windeln in den Kindergarten. Es wurde keinerlei Druck aufgebaut, es wurde ihm ab und an freundlich vorgeschlagen, aber er wurde in Ruhe gelassen. Einmal bekam ich einen Anruf, er rieche ein wenig streng, sie dürften aber nicht nach sehen. Denn das ist der Punkt, sie haben ihn gefragt, ob sie ihn Wickeln dürften. Er sagte Nein. Sie haben ihm erklärt, dass er nicht den ganzen Tag so rumlaufen könne, dann würden sie mich anrufen (da war er vermutlich 2-3 Wochen dort, also noch neu). Denn kein Kind wird gegen seinen Willen angefasst und ausgezogen (natürlich würden sie ein Kind festhalten, wenn es vom Klettergerüst zu stürzen droht).
Konflikte und Probleme werden gemeinsam gelöst. Einer der Sätze, der auch mit nach Hause gebracht wurde, ist „was machen wir jetzt am besten“. Kinder bekommen Hilfestellung beim Lösen von Streitsituationen, wenn sie sie benötigen. Es prägt wirklich, man erkennt Kinder unseres Kindergartens am sozialen Umgang mit anderen. Allerdings reagieren sie ziemlich verständnislos, wenn Mitschüler im Streit zuschlagen oder treten und auf ihre Kompromissvorschläge nicht eingehen. Ich habe in unserem Kindergarten weder Schlägereien mitbekommen (natürlich haut mal ein Kind, dann wird aber der Streit geschlichtet) noch, dass ein Kind gemobbt oder fertig gemacht wurde.
Es gibt immer wieder tolle Projekte, die Kinder sind sehr viel draussen, es gibt Ausflüge, es gibt Aktionen wie „Wunsch-Wander-Woche“, es wird im Spätsommer geerntet und Obst eingekocht, es wird auch mal spontan gekocht oder gebacken. Bei der Einschulungsuntersuchung konnte der Große alles „das haben wir im Kindergarten gemacht!“. Es wird sehr viel frei gespielt, vorgelesen und es gibt einen Turnraum, der auch mal zum Schwarzlichttheater wird oder ein riesiges Bällebad darin steht. Die Erzieherinnen gehen auf alle Kinder ein und leisten unfassbar gute Arbeit. Genau deshalb ärgert es mich immens, dass so oft Qualität von Betreuung rein auf den Erzieherschlüssel beschränkt wird. Unser Kindergarten hat 2 Erzieherinnen auf 25 Kinder und dazu meistens noch 1-2 Praktikanten. Auf dem Papier ist das ein schlechterer Schlüssel als im ersten Kindergarten in der Kernzeit 3 Erzieherinnen auf 20 Kinder. In der Praxis ist die Qualität der Betreuung bei uns aber qualitativ kaum zu toppen, ich kann mir kaum vorstellen, was sie mit noch einer Erzieherin mehr mehr machen könnten. Sie sind so aufmerksam, fördern individuell, hören zu, spielen und haben offensichtliche Freude an ihrer Arbeit. Man bekommt regelmäßig beim Abholen Feedback und was mir auch auffällt, was Erzieherinnen und mein Kind erzählen, deckt sich. Die Perspektive variiert, aber es ist eindeutig gleich. Das war im alten Kindergarten ganz anders. Schön finde ich auch, dass unsere Erzieherinnen so vieles mit Humor nehmen und freudig schöne Erlebnisse erzählen. Man merkt, dass es bei allen wirkliche Berufung ist.
Umso mehr freue ich mich, dass nun ab August auch unser Kleinster in den Genuss kommt. Der Kindergarten bietet inzwischen noch zusätzliche Sachen an, man kann nun optional musikalische Früherziehung buchen, außerdem gibt es einen Gebärdensprachkurs und wie gehabt, externes Turnen. Uns ist die evangelische Orientierung und das Gemeindeleben wichtig, der Pfarrer ist aktiv im Kindergarten, es werden auch Gottesdienste mit gestaltet. Außerdem wird Inklusion ganz selbstverständlich gelebt. Während der Kindergartenzeit des Mittleren gab es den Wechsel der Leitung, jetzt gibt es natürlich einige Neuerungen, aber der Kindergarten ist geblieben wie er ist: herzlich, fröhlich und respektvoll.
Wir sind unseren Erzieherinnen dankbar für die tolle Arbeit, wie sie alle Kinder gleich offen behandeln und sie einen wunderbaren Umgang miteinander vermitteln.
2 Gedanken zu „Kindergarten – der Kleine wird bald Kindergartenkind“
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