Werbung ohne Auftrag* Wir wissen noch immer nicht, welcher Tag von wievielen Tagen Quarantäne heute ist. Denn die schriftliche oder offizielle Information des Gesundheitsamts fehlt weiterhin, wann denn die Quarantäne endet.
Es schockiert mich aber etwas, was es für Kommentare auf Social Media zu meinem ersten Beitrag über die Quarantäne gibt. Teilweise offenbar, ohne meinen Beitrag überhaupt zu lesen, denn, was da für Beleidigungen, Unterstellungen und Beschimpfungen kommen, ist heftig.
Kommentare auf Social Media
Ich würde ein „krankes Kind“ isolieren. Der Mittlere ist nicht krank. Ihm geht es super. Er ist auch nicht „isoliert“, sondern separiert.
Ich bin „herzlos“. Quarantäne ist eine offizielle Anordnung, nicht unser Herzenswunsch. Bei einer Pandemie ist es wichtig, dass wir alle solidarisch die Maßnahmen tragen, auch, wenn wir einzelne Dinge übertrieben finden.
Dann solle ich mich mit ihm separieren. Ich bin hier alleine mit drei Kindern, besonders der Kleine braucht mich auch und ich bin und bleibe Risikopatientin (dazu unten mehr). Unser Mittlerer würde mich auch nicht gefährden wollen und bei mir einen Krankenhausaufenthalt oder gar meinen Tod in Kauf nehmen.
Wir sollten uns ALLE isolieren. Unser Großer hat Schulpflicht. Wir können (und wollen) ihn nicht einfach Zuhause behalten. Einkaufen und Kinder versorgen muss ich auch. Abgesehen davon sollen wir die Kinder separieren.
Der Papa solle einfach seinen Job schmeissen und nach Hause kommen Uns hat die Coronakrise finanziell massivst getroffen. 4 Monate keine Aufträge. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, dass er es ohne konkreten Grund wie eine wirkliche Erkrankung hin wirft. Ich kann auch von Zuhause arbeiten.
Wie furchtbar alles ist und wir sollten das alles ignorieren und „aufwachen“. Wir finden das alle auch nicht toll. Nur haben wir diese Pandemie und wenn sich alle so verantwortungslos verhalten, wie teilweise von mir gefordert wird, müssen wir uns nicht wundern, wenn Menschen sterben. Wir nehmen Corona sehr ernst. Wenn Leute die Fakten ignorieren wollen, habe ich dafür kein Verständnis.
Unser Kind sei krank und unglücklich und traumatisiert. Der Mittlere ist nicht krank (Beitrag lesen würde da helfen) und ihm geht es prima. Ich habe ihn dazu in meiner Insta-Story interviewt und nehme Euch aktuell mehr als sonst mit in unseren Alltag. BloggerMumOf3Boys ist mein Account. Da ich die Kinder nicht erkennbar zeige, bleiben es weiter natürlich Ausschnitte.
Wie geht es ihm nun?
Der Mittlere spielt fröhlich Lego und macht seine Schulsachen und liest. Ich zeige sein Gesicht hier nicht, aber ich glaube, man kann teilweise erkennen, dass er grinst. Natürlich findet er es doof, dass er nicht direkt mit seinen Brüdern spielen darf, sondern alleine spielt. Gleichzeitig findet er lauter Lego wieder und ist schwer beschäftigt. Es ist nicht ganz logisch, weil die Jungs bis zur Quarantäne sowieso zusammen geklebt haben und auch in einem Raum geschlafen. Aber nun gilt die Anordnung („Bitte versuchen Sie ihn soweit wie möglich von anderen Familienmitgliedern fernzuhalten“) und es ist uns räumlich möglich und ihm geht es damit noch gut.
Natürlich reden wir miteinander und er teilt sich ohnehin mit. Er kennt die Maske aus dem Schulalltag und ihn stört es nicht, dass ich bei ihm Maske trage, wenn ich im Zimmer bin oder dass er mit Maske rum läuft. Außerdem ist er nicht so ein Kuschelkind, daher fehlt ihm da bisher wenig.
Dem Mittleren geht es prima. Er ist absolut nicht unglücklich. Gestern gegen 17:30 wurde ihm dann doch mal langweilig, aber dann durfte er Tablet gucken. Außerdem habe ich sein Lieblingsessen Fischstäbchen gekocht. Er ist ganz zufrieden eingeschlafen. So ganz ist ihm die Dauer noch nicht bewusst, wir wissen auch nicht, wieviele Tage es noch sein werden. Und noch mal: er ist nicht krank. In seinen Worten „ich find das gar nicht so doof“.
Dank moderner Technik spielen sie auch seit heute zusammen, mir fiel erst heute wieder die Kommunikation des Lockdown Lights wieder ein: Spielen per Facetime. Das haben sie von März bis Juni auch mit ihren Freunden gemacht und der Große facetimed täglich Stunden mit seinem besten Freund (der ebenfalls in Quarantäne ist).
Unser langer Flur ist auch ein Vorteil, jeder ist vor seiner Zimmertür und sie zeigen sich Sachen und machen den üblichen Blödsinn.
Fehlende Information
Mich ärgert weiter, dass Familien damit alleine gelassen werden. Ein Coronafall im schulischen Umfeld und eine Quarantäne waren absehbar und es wird noch öfter passieren. Wenn der Papa hier wäre, könnten wir uns auch aufteilen. Ist er aber nicht. Es gibt viele Eltern, die alleinerziehend sind oder aus beruflichen Gründen ein Elternteil mit den Kindern alleine ist.
Wir warten, wie alle Familien der Klasse, weiter auf schriftliche Infos oder Anrufe, wann die Quarantäne endet, wann getestet wird und wie es weiter geht. Das ärgert mich massiv.
Der bizzidad hat inzwischen zumindest eine Information und die haben wir schriftlich: er darf den Mittleren mit dem Auto abholen und er darf die restliche Quarantäne in unserer Berliner Wohnung verbringen, dann mit Papa. Der ist nämlich anders als ich kein Risikopatient. Außerdem haben wir privat ein Testkit bestellt. Das ist nur für unsere Sicherheit, obwohl wir für uns sicher sind, dass der Mittlere nicht infektiös ist. Ein negativer Test verkürzt nicht seine Quarantäne. Die Quarantänezeit halten wir ein.
Wir halten uns an alle Maßnahmen
So, wie wir Maskenpflicht und die AHA-Regeln absolut befürworten, halten wir auch jetzt die Vorgaben ein. Es ist eine Anordnung des Gesundheitsamts und so lange es dem Mittleren damit gut geht, ist für uns alles in Ordnung.
Ich wundere mich auch über einige Kommentare, ich sollte doch Kuscheln und keinen Abstand halten. Wäre meinem Kind geholfen, sollte er symptomfrei positiv sein, er infiziert mich und ich lande mit schwerem Verlauf im Krankenhaus oder sterbe? Natürlich findet er blöd, dass er nicht den ganzen Tag mit seinen Brüdern zusammen klebt, nicht in deren Zimmern spielen kann. Aber er ist „separiert“, nicht isoliert, auch sonst spielt er mal einen Tag alleine.
Wir haben eine Pandemie und die ist einfach furchtbar. Aber hier in Deutschland haben wir bisher viel Glück gehabt. Die Präventionsmaßnahmen haben das ermöglicht. Und wir sind ein Teil dieser Gesellschaft und tragen unseren Teil dazu bei, dass sich das Virus nicht weiter verbreitet.
Ich mache der Politik Vorwürfe
Der Schule mache ich auch keine Vorwürfe, sondern der Politik, die nichts zum Schutz von LehrerInnen und Kindern macht. Es gibt keine Kleingruppen, keine Luftreinigungsgeräte, Masken nur teilweise und selbst die Masken, die Lehrerin und der Mittlere getragen haben, ändern jetzt nicht die Situation.
Dann reden PolitikerInnen von „mehr Disziplin“, die die LehrerInnen und Kinder zeigen sollen. Da werde ich richtig wütend. Was sollen die denn tun? Corona wird ziemlich sicher über Aerosole verbreitet. Selbst offene Fenster bieten nicht so viel Schutz. An vielen Schulen kann man Fenster nicht mal öffnen. Maskenpflicht fiel weg und gilt nur draussen (die Logik entzieht sich mir). Offenbar atmen Menschen am Platz sitzend nicht mehr? Es geht doch einzig und allein darum, dass es Kohorten gibt. Warum dann Lehrkräfte in so vielen Klassen unterrichten?
NRW besteht auf die Präsenzpflicht im Unterricht. Digitale Schule hätte das Gymnasium, die Grundschule ist nicht digital. Sie arbeiten daran. Aber auch das hat die Politik viele Jahre verschlampt. Es werden auch keine Kleingruppen mit viel Abstand und Luft gebildet. Stattdessen ist ganz normaler Unterrichtsbetrieb mit hohem Risiko für alle Beteiligten und es ist verpflichtend.
Familien bekommen grade kaum Unterstützung. Karnevalsvereine bekommen Geld, Schulen können gucken, wo sie Luftreiniger her bekommen. Fluggesellschaften werden ebenfalls unterstützt. Eltern müssen mit den Risiken leben und von heute auf Morgen sind dann Schulen geschlossen und sie müssen mit Quarantäne oder noch schlimmer, mit an Corona erkrankten Kindern leben.
Ich bin gefährdet
Ganz heftig finde ich aber auch die Vorwürfe mir gegenüber. Ich bin als Typ 1 Diabetikerin Risikopatientin. Für mich können Dinge, die für andere eben nur ein unangenehmer Infekt sind, richtig gefährlich werden. Natürlich betreibe ich Eigenschutz, denn meinen Kindern ist noch weniger geholfen, wenn ich schwer erkranke.
Für gesunde Menschen ist ein Magen-Darm-Virus fies. Aber für mich kann je nach Ausgangslage und ob mich jemand findet, das ganze im Krankenhaus oder gar tödlich enden im schlimmsten Fall. Daher gibt es hier auch kein Kuscheln, sondern Abstand, wenn jemand einen MDV hat. Der Papa ist nicht gefährdet, wenn er da ist, kümmert er sich. Aber er ist eben sehr oft nicht da. Ich möchte auch nicht, dass meine Kinder mich dann Morgens bewusstlos oder gar leblos im Bad finden.
Ich gehöre zu den Menschen mit einem deutlich erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19. Meinen Kindern ist das bewusst, dass sie keine gesunde Mama haben. Ihnen ist aber eben wichtig, dass ich sonst gesund bleibe. Ist es auch eine Belastung? Klar. Gleichzeitig bringt es ihnen aber auch noch zusätzlich mehr Verantwortungsbewusstsein und Rücksichtnahme bei und sie empfinden es nicht als schlimm. Sie möchten zur aktuellen Zeit auch nicht nur mich schützen, sondern sich, Oma und andere Menschen.
Wirklich traumatisch wäre es für die Kinder, wenn sie mich wissentlich mit etwas anstecken, das dramatische Folgen hat. Auch die Kinder nehmen dafür lieber etwas mehr physischen Abstand in Kauf. Denn Nähe ist nicht nur Kuscheln. Sie leben immer damit, dass bei bestimmten Erkrankungen mein Risiko höher ist und finden das normal
Und noch mal: dem Mittleren geht es gut. Er ist nicht krank und stattdessen bestens gelaunt.
*unbezahlte, unbeauftragte Werbung, Marken erkennbar, Markennennung, Verlinkung
Du machst das toll! Lass dich nicht von blöden Kommentaren runterziehen oder einschüchtern. Die Hetzer brüllen immer am lautesten!
Deinen Beitrag haben wirklich die wenigsten Facebook-Nutzer gelesen, wie es scheint. Was „Risikogruppe“ oder „-patient“ bedeutet, kann scheinbar von denen auch niemand nachvollziehen. Ich kann dich da sehr gut verstehen. Du möchtest schließlich für deine Kinder noch recht lange da sein.
Selbst wenn man eine Erkrankung überlebt, gibt es so viele schon bekannte Spätfolgen, mit denen man nicht leben möchte bzw. gar nicht, wie zuvor, kann.
Du liebst deine Kinder und willst nur das Beste für euch alle – 2 Wochen sind nicht die Welt. Macht weiter so und lasst euch die Zeit nicht lang werden!