Werbung ohne Auftrag* Nun ist schon eine Quarantäne-Woche des Mittleren um. Der ist nämlich seit Dienstag in Corona-Quarantäne. Eine Lehrerin wurde bei den Reihentests positiv getestet. Er hatte diese Lehrerin zuletzt am 25. September. Mit Maske. Dennoch gelten 14 Tage Quarantäne für ihn. Die komplette Schule wurde geschlossen. Wir haben uns genehmigen lassen, dass er vom Papa nach Berlin geholt werden darf, wo der Papa arbeitet.
Das ist die Quarantäne – kaum Infos
Wir sind immer noch ein wenig verwundert, wie die Kommunikation und die Infos kommen. Es gab einen Standart-Brief, den die Schule weiter leiten musste. Dann einen unerfreulichen, nicht konstruktiven Anruf des Servicecenters der Stadt. Freitag erfolgte dann ein Anruf des Gesundheitsamts, dass sie nun täglich anrufen würden, auch am Wochenende. Der Mitarbeiter war aber freundlich und kompetent. Kein Anruf am Wochenende. Heute habe ich den Anruf verpasst, weil ich es gewagt habe, Duschen zu gehen.
Bisher gab es auch keine offizielle Post oder schriftlich das End-Datum der Quarantäne. In der Rundmail hiess es noch, alle Kinder würden getestet, ohne negativen Test liefe zwar die Quarantäne aus, aber das Kind dürfe die Schule nicht besuchen. Allerdings steht im selben Schreiben, die Quarantäne laufe nicht automatisch aus, sondern werde aufgehoben. Uns wurde telefonisch der 9.10. genannt. Einigen Eltern wurde gesagt, nur Kinder mit Symptomen würden getestet. Wir haben privat ein Testkit bestellt, werden aber nur testen, wenn wir aufgefordert werden oder der Mittlere doch Symptome zeigen sollte.
So läuft es bei uns
Informationen laufen also von Eltern zu Eltern und ich habe mich im Netz informiert. Aber so vieles ist widersprüchlich. Ich persönlich finde die Maßnahmen etwas überzogen und gleichzeitig bin ich wütend: unsere Kinder werden in den Schulen nämlich nicht geschützt. Die Lehrkräfte ebenfalls nicht. Es gibt weder Kleingruppen, noch hybride Angebote mit eLearning noch technische Maßnahmen.
Auf Social Media kamen einerseits Unterstützung und etliche Hilfsangebote, gleichzeitig aber auch ganz viel Hass und üble Unterstellungen. So wurde behauptet, unser Drittlklässler würde krank isoliert. Wir halten uns an die Vorgaben, dass er nicht raus geht. Durch das super Wetter in Berlin konnten wir hier bisher gut mit weit geöffneten Fenstern und Balkontüren leben. Wenn der Mittlere mit den Geschwistern oder uns engeren Kontakt hatte, mit frischer Luft und Maske. Da er nun 11 Tage symptomfrei ist, spielen und schlafen die Kinder ab jetzt wieder zusammen. Seine Temperatur messe ich täglich im Ohr.
Unsicherheit, Schule und Alltag
Aber ich merke schon, wie unsicher wir sind. Was ist denn seine „normale“ Körpertemperatur? Hat er da grad geniest? (2 Sekunden später niese ich. Oh. Blüten). Wirkt er müder als normal?
Der Mittlere war zu keinem Moment „einsam“, „krank“ oder „unglücklich“.
Da die Schule regulär geschlossen ist, hat er Homeschool. In der Grundschule ist das relativ wenig digital. Allerdings haben sie nun in der Anton App Klassengruppen eingerichtet und es wurden Aufgaben eingestellt. Es gibt einen Wochenplan und einen Haufen Zettel zum Ausdrucken. Außerdem sollen die Kinder ein Buch lesen. Da wir hier nur Sachbücher haben, hat er sich ein neues Buch einer seiner Lieblingsreihen bestellt. Generell nutzen wir hier sehr Lieferdienste. Denn der Mittlere darf nicht raus. Was auch zu Unsicherheit führt, sind die Infos, die andere Eltern der Klasse erhalten haben, nämlich, dass die Kinder gar nicht alleine ohne Eltern sein dürfen. Also, keine Einkäufe, keine Gassi-Gänge bei Hundebesitzern und was Alleinerziehende machen? Ich habe dazu versucht, die Grundlage zu googeln, aber nichts gefunden.
Digitale Schule und Homeschool
Am Gymnasium des Großen sind nun leider einige Corona-Fälle aufgetreten. Daher haben wir wie bereits vor Wochen abgesprochen und mit meinem Attest geklärt, auch den Großen aus dem Präsenzunterricht genommen. Er besucht nun die digitale Schule seines Gymnasiums. Das bedeutet, der Unterricht wird für ihn gestreamt. er sitzt entweder sozusagen an seinem Platz oder die Lehrkraft stellt das iPad näher zu sich.
Sein Unterricht beginnt ganz normal um 7:45 und er hat die selben Stunden wie seine Klassenkameraden. Unterrichtsmaterialien mailen ihm die Lehrer vorher oder während des Unterrichts. Ich bin sehr dankbar, wie seine Schule das regelt und wie sehr man auf unsere individuelle Situation mit mir als Risikopatientin ein geht.
Schule im eLearning
Unser Großer wäre gern bei seinen Freunden, meint aber, er wäre dafür, dass alle wieder in die digitale Schule gehen. Anders als viele andere Schulen hat seine großartige Schulleitung (zwei Informatiker) und ein unheimlich engagiertes Kollegium das nämlich richtig gut hinbekommen. Natürlich hat es auch hier und da mal gehakt. Es wurden und werden aber immer schnelle und gute Lösungen gesucht.
Der Große kann sich im Unterricht beteiligen, bekommt alles mit und genoss gestern den Vorteil, dass er dank Glasfaser viel schneller recherchieren konnte als die anderen Kinder. Er wollte aber fair bleiben und nutzte nur die im Schul-WLAN erlaubten Seiten.
Leider fehlen ein paar Materialien. So hat er sein Mathebuch aus Versehen wieder ausgepackt. Kleinigkeiten wie Malblöcke haben wir jetzt bestellt. Der Große erzählt, dass einige seiner Freunde auch sagten, ihnen sei die Situation nicht mehr geheuer und dass sie aus der Schule raus wollten.
Lernplattformen und selbständiges Lernen
Die Grundschule nutzt iServ noch nicht, aber immerhin nutzen sie nun die Anton App. Der Große hatte schon während der kompletten Schulschließung Aufgaben über die Anton App und einige Lern-Websites. Seine Schule hat die Videokonferenzen nun schon länger erprobt und im Einsatz.
Aber natürlich liegt es auch in unserer Verantwortung. Die Kinder müssen sich teilweise mehr selbst organisieren, zumindest der Mittlere. Dafür konnte der heute ausschlafen, während der Große schon am PC saß. Wir haben auch den Komfort, dass der Große ein iPad und einen Laptop hat. Den Laptop und die Schulbratsche hatte der bizzidad schon vor 2 Wochen mit nach Berlin genommen. Jetzt streamt der Große auf dem iPad den Unterricht und ruft parallel auf dem Laptop die Arbeitsblätter etc. auf. Er kontaktiert eigeninitiativ seine Lehrer wegen Infos und Arbeitsmaterialien.
Bald sind Ferien – wie geht’s weiter?
Viele fragen uns, wie es nach den Ferien weiter gehe. Ich weiß es nicht. Wir beobachten mit großer Sorge die steigenden Infektionszahlen. Es wird definitiv nicht die letzte Quarantäne gewesen sein. Wir sehen am Gymnasium, wie gut sie vorbereitet sind (sie haben auch im März von Freitag zu Montag die digitale Schule aus dem Boden gestampft). Aber ich sehe auch die Belastung der Schulleitung und Lehrkräfte. Sie alle müssen noch so viel mehr leisten als sonst und ich bin sicher, sie haben auch Plan B, C und D schon bereit.
Für uns Familien ist es dasselbe. Wir durften den Mittleren nach Berlin zum Papa bringen. Nun sind wir beide Elternteile, die sich abwechseln und kümmern können. Wie machen das Alleinerziehende? Es geht um Betreuung, Geld und Alltag. Für uns wäre es finanziell der Super-GAU, wenn bizzidad in Quarantäne müsste. Unsere Kinder finden Quarantäne ebenfalls nervig. Wir hatten hier am Wochenende über 20 Grad und der Mittlere durfte nicht raus. Wie kann man Kinder, Lehrkräfte und Familien schützen und besser unterstützen? Welche Maßnahmen sind an Schulen nötig? Denn die Maskenpflicht im Unterricht wurde abgeschafft und Schulen dürfen sie nicht durchsetzen. Schulen bekommen keine Luftreiniger und dürfen weder teilweise digitalen Unterricht machen noch nur in Kleingruppen in Einhaltung der AHA-Regeln arbeiten.
Ich wundere mich etwas, wie leise Familien in der Wahrnehmung geworden sind, seit wir wieder beim Regelbetrieb sind. Sehen viele die Probleme und Gefahren nicht, die uns bevor stehen? Oder fehlt uns allen einfach die Kraft, zu unserem Alltag noch laut zu werden und Forderungen zu stellen?
Wie geht es Euch? Hattet Ihr schon Quarantäne-Kinder?
*unbezahlte, unbeauftragte Werbung, Marken erkennbar, Markennennung
3 Gedanken zu „Digitale Schule – Homeschool in der Corona-Quarantäne“
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