Auf Social Media wird aktuell heftig diskutiert, ob Urlaub machen verantwortungslos sei. Vermutlich hat jeder die Bilder von Mallorca und nun aus anderen Ländern gesehen, auf denen Touristen (?) ohne jeglichen Abstand feiern. Es mehren sich Berichte aus voll besetzten Flugzeugen und immer mehr Länder machen auf. Aber ist denn jede Art zu Reisen risikoreich und unangebracht?
2019 gebuchter Sommerurlaub
Wir fahren jeden Sommer 1-2 Wochen in die Niederlande nach Zoutelande. Sogar seit 2015 immer in dasselbe Haus. Weil die Gegend gefragt ist, buchen wir immer schon im Sommer für den folgenden Sommer. Bezahlt war unser Urlaub so nämlich auch schon längst.
Risiken abwägen
Natürlich sind wir nicht einfach gefahren, lange war ohnehin nicht klar, ob man überhaupt Reisen darf. Die Anreise ist mit eigenem Auto. Unsere Strecke ist auch nicht so lang, dass man Pausen braucht. Wenn jemand auf die Toilette gemusst hätte, hätten wir kurz gehalten. Außerdem haben wir wie bei unserem langen Wochenende in Sankt Peter Ording mehr Sachen mitgenommen als sonst. Das Auto war also auch voller Lebensmittel.
Unser Ferienhaus steht alleine mit eigenem Zugang. Der Vermieter hat einen Schlüsselkasten (darauf steht übrigens Desinfektionsmittel). Dass dieser Urlaub etwas anders als sonst wird, haben wir den Kindern erklärt. Wir gehen nicht in Cafés oder Restaurants und ob das tägliche Eis klappt, konnten wir nicht versprechen.
Abstand und Rücksicht
Eigentlich kaufen wir zwar einmal groß ein, aber dann alle 1-2 Tage noch das, was fehlt. Baguette kaufen wir täglich frisch. Der örtliche Supermarkt ist aber auch in normalen Sommern komplett überfüllt. Daher haben wir am Tag der Anreise einen riesigen Einkauf gemacht und zwar im großen Supermarkt in der Stadt. Die Kinder haben im Auto gewartet und der bizzidad und ich sind schnell durch. Im Supermarkt waren nur Niederländer. Das mit dem Abstand halten (hier gibt es keine Mundschutzpflicht) funktionierte wunderbar. Jeder hielt die 1,50m Mindestabstand. Man wartet vor einem Gang, alle gehen zur Seite oder lassen vor.
Shopping im Urlaub
In sonstigen Jahren gehen wir öfter Bummeln und kaufen dann etwas oder eben nicht. Dieses Jahr sind wir einmal gezielt nach Middelburg gefahren mit einer Liste, was wir kaufen wollen und wo. Nur diese Läden haben wir angesteuert und das in der Mittagszeit bei tollem Wetter. In den meisten Läden waren wir die einzigen Kunden.
Meinem Eindruck nach brauchen die Läden aber dringend die Kunden. Ungewohnterweise war alles da. In sonstigen Jahren sehen die Kinder ein Design bei den Hoodiejacken und ihre Größe ist nicht da. Das Regal mit deutschsprachigen Kinderbüchern im Buchladen war voll. Als wir beim Optiker waren, gab er unaufgefordert Rabatt, weil wir drei Sonnenbrillen kauften.
Touristen im Dorf
Im Dorf sieht es anders aus. Auf den Strassen achten ein Sicherheitsdienst auf Abstand. Aber in den Läden? Wir sind da raus. An einer Ladentür steht, es dürften 16 Leute rein. Naja, ich zähle offenbar anders. Die Cafés sind voll, die Terrassen bieten aber auch Abstand. Wir holen nur Pommes oder Pizza ab, dann wartet man draussen.
Mein Eindruck ist, dass für so einige Deutsche „kein Mundschutz“ = „Corona vorbei“ zu bedeuten scheint. Rücksichtsnahme ist da oft nicht vorhanden oder ein Verständnis für Abstand. Mir macht das ziemlich Bauchschmerzen.
Auch hier versuchen wir, antizyklisch zu sein. Eis gibt es für unsere Kinder zu der Uhrzeit, zu der andere Familien zu Abend essen, eben vor dem Essen. So ist es leer. Gestern waren wir spät dran und sind umgedreht. Aber der Eisladen hat eine zweite „To Go“ Filiale, dort ist nur ein kleines Bestellfenster und es gibt weniger Sorten, dafür war dort Abstand möglich und es gab doch Eis.
Strände und Radwege
Der Strand ist breit. Auch hier gehen wir eher Nachmittags, aber dort ist mindestens 10m Abstand absolut kein Problem. Die WCs am Strand meiden wir, unser Haus ist nicht weit. Aber Strand fühlt sich an wie immer. Die Kinder spielen, laufen zum Wasser und bauen im Sand.
Radtouren funktionieren mit dem Kleinen so mittelmäßig. Nicht, weil es zu voll wäre, sondern weil ihm viele Wege zu uneben sind. Denn grundsätzlich sind auch Radtouren grad prima. Man kann Abstand halten, wenn man bestimmte Wege meidet. Auf unserer Tour nach Dishoek auf dem Radweg an der Landstrasse und nicht durch den Dünenwald sind uns nur wenige andere Räder begegnet. Die Kinder gucken immer gern in Westkapelle am Panzer und dem Schiff am Museum, aber dort war es voll, so dass wir direkt weiter gefahren sind.
Abwägung, ob man Urlaub macht
Wenn ich das Verhalten einiger Menschen sehe, würde mich eine erneute Welle nach dem Urlaub vieler Menschen nicht wundern. Aber es gibt natürlich auch ganz viele Menschen, die nicht auffallen, weil sie sich angepasst Verhalten und die Regeln befolgen. Besonders die Niederländer kennen die Strafen (390€) für nicht Befolgen der Maßnahmen. Durch fehlenden Mundschutz sieht es hier nur anders aus. Allerdings verstehe ich auch nicht, warum hier kein Mundschutz genutzt wird, da er nachweislich andere schützt bzw. das Risiko einer Verbreitung verringert.
Vor dem Urlaub haben wir uns auf den niederländischen Infoseiten informiert, was hier gilt und auch unser Vermieter rief an, wie es läuft.
Da wir Abstand halten, sehe ich hier kein höheres Infektrisiko als Zuhause. Weder für uns noch für andere Menschen, falls wir symptomfreie Überträger sein sollten. Hier gilt von Angehörige von verschiedenen Haushalten eben 1,50m Abstand und den befolgen wir konsequent bzw. gehen darüber hinaus. Die Perspektive des bizzidad zum Thema Urlaub 2020.
Verreist Ihr dieses Jahr?
unbezahlte, unbeauftragte Werbung, Ortsnennung, Marken erkennbar, Markennennung
6 Gedanken zu „Zoutelande 2020 – Urlaub in der Niederlande zu Coronazeiten“
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