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„Farben sind für alle da“ – Selbstbestimmung bei Kindern

Werbung ohne Auftrag* Vor einiger Zeit habe ich schon einmal darüber berichtet, dass wir „mehrfarbig“ (leider nicht mein Begriff) erziehen. Wir haben drei Jungs, die auch oft dem Klischee eines Jungen entsprechen. Aber eben nicht immer und wir geben uns Mühe, dass wir sie nicht in eine Rolle drängen. Genauso versuchen wir, sie offen zu erziehen, dass sie auch bei anderen nicht werten. Jedes Kind sollte so sein dürfen, wie es sein will. Ob nun Junge, Mädchen oder genderfluid und alles dazwischen. Das gilt natürlich auch für Erwachsene.

Haarspängchen

Das Thema ist bei uns grade wieder aktuell, da der Kleine neuerdings Haarspängchen trägt. Seine Haare sind lang und sind vor den Augen, dass er nicht mehr richtig sieht. Da er die Haare nicht schneiden lassen möchte, hat er sich für Haarspangen entschieden.

Erster Versuch am Wochenende mit einer Spange von mir – er fands super

Damit kam schon das erste „Problem“. Er wünschte sich Haarspängchen mit Dinos drauf. Dinos liebt er über alles. Es gibt Haarspangen aber größtenteils in Rosa und mit Blümchen, Einhörnern oder Pferden. Wir waren also Shoppen und er hat sich Spängchen ausgesucht. Nun hat er also Katzen, Einhörner und Pferde. Er findet sich total schick.

Mit einem selbst ausgesuchten Katzenspängchen

Selbstbestimmung unserer Kinder

Wir versuchen, immer, dass unsere Kinder sehr viel selbst entscheiden dürfen. Der Kleine möchte nicht, dass wir seine Haare schneiden, also schneiden wir die Haare nicht. Bei Themen, wo es um Sicherheit oder langfristige Konsequenzen geht wie Anschnallen im Auto, Fahrradhelm oder Zähne putzen, argumentieren wir und setzen uns zur Not durch. Zum Glück sind sie da alle einsichtig. Aber zum Beispiel hasst der Kleine Duschen. Daher duschen wir ihn so selten wie nötig. Er stinkt nicht und wenn die Haare zu fettig werden, muss er. Aber wie seine Brüder alle zwei Tage? Nein. Welche Kleidung sie tragen und Dinge wie ihre Frisur entscheiden die Kinder. Es ist ihr Körper. Genauso frage ich sie, ob ich sie knuddeln oder küssen darf oder ob sie kuscheln mögen. Ich finde Grenzen setzen sehr wichtig, nicht nur bei der Prävention von Missbrauch.

Den Anzug hat er ausgesucht

Die Reaktionen von Aussen

Unser Kindergarten ist ein bißchen „anders“. Nämlich anders toll und mit wunderbaren Erzieherinnen. Gegenseitiger Respekt und sozialer Umgang sind dort wichtig. Daher kam kaum bis keine große Reaktion auf seine Haarspängchen im Kindergarten. Es wurde einfach hingenommen und er findet sich todschick.

Es gibt leckere Muffins auf dem Kindergeburtstag

Nun waren wir gestern auf einem Kindergeburtstag. Einige anwesende Kinder (älter als der Kleine) haben sofort kommentiert, dass er als Junge Haarspängchen trage. Zum Glück hat die phantastische Gastgeberin direkt eingegriffen und das im Keim erstickt. Der Kleine hat es nicht mal mitbekommen. Ich befürchte schon ein wenig, dass er wegen Reaktionen anderer irgendwann nicht mehr das schön findet, was ihm gefällt.

Morgendliches Ritual: Spängchen aussuchen

Farben, Motive und Spielsachen

Wir handhaben es immer schon so, dass wir betonen, dass jeder jede Farbe und jedes Spielzeug mögen darf. Der Kleine hat einen lila-pinken UV-Anzug und hatte als Kleinkind rosa Krabbelschuhe. Alles selbst ausgesucht. So, wie die Kinder all ihre Sachen selbst aussuchen. Es nervt mich extrem, dass gern auf Produkten, Regalen oder sonst wo dick „für Jungs“ und „für Mädchen“ drauf steht. Bei Mädchen gilt es aber meistens als „cool“, wenn sie sich dem Genderklischee entziehen, während Jungs dem Klischee entsprechen sollen. Unser Großer bevorzugt übrigens Blautöne, der Mittlere liebt Rot und Grün, der Kleine ist da noch deutlich bunter unterwegs und sucht sich eben auch oft Rosa aus.

Selbst ausgesuchte Hausschuhe – er wählt alle Schuhe selbst aus

Das Umfeld prägt

Wir leben in einem sozialen Gefüge mit anderen Menschen. Natürlich prägt das. Wenn der Kleine keine Spängchen mehr tragen möchte, kann er damit aufhören. Aber ich hoffe trotzdem, dass er weiter in einem Umfeld lebt, in dem er so sein darf, wie er ist. Nämlich ein Kind.

Beim Spielen genug sehen

Das Ganze zieht sich dann hoffentlich auch weiter durch die Schule und durch das Leben. Dass meine Kinder offen sind und andere Menschen nicht in Rollen stecken. Es geht nicht nur um Farben, sondern um Menschen. Respekt vor LGBTQ+, Menschen, die nicht in eine Schublade passen, im Idealfall Menschen gar keine Schublade verpassen. Damit sie Teil eines offenen und bunten Umfeld sind, in dem jeder Mensch akzeptiert wird wie „they“ (gibts dafür einen deutschen Begriff?) ist.

Es geht im Endeffekt um so viel mehr als nur ein Haarspängchen oder eine Farbe. Aber im Kleinen fängt es eben an. Nicht umsonst gibt es die #rosahellblaufalle

Ist es bei Euch großes Thema? Dass Dinge nur „für Jungs“ oder „für Mädchen“ sind? Oder erzieht Ihr gar bewusst genderneutral?

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11 Gedanken zu „„Farben sind für alle da“ – Selbstbestimmung bei Kindern“

  1. Hachja.. Die Haarspangen.. Ich stehe regelmäßig fassungslos vor diesem rosa Regal im Laden.. Vielleicht möchten ja auch Mädchen nicht nur rosa tragen?!? Aber das ist ein anderes Thema. Wir haben bisher (ab nächster Woche eins mehr :-)) zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Und beide haben sehr eigene Vorstellungen von dem was sie gerne anziehen möchten. Das empfinde ich als Riesenglück, denn dadurch habe ich jetzt schon oft gemerkt, dass die meisten Vorstellungen einfach bei uns Erwachsenen im Kopf sind. Die Kinder gehen da sehr natürlich und unkompliziert dran wenn man sie lässt. Bei uns war es vor allem das Thema Kleider. Mein Sohn (der ältere von den beiden) liebt Kleider. Und so habe ich für ihn Kleider besorgt und genäht. Er trägt sie mit größter Selbstverständlichkeit und hat bisher auch soweit ich weiß keine blöden Sprüche hören müssen. Klar, fremde Erwachsene sprechen mich öfter mal auf die beiden „Töchter“ an und gucken etwas verdutzt wenn ich deren Namen sage.. Aber so richtig seltsame Antworten habe ich auch noch nicht bekommen. Ich bin sehr gespannt wie sich das Thema weiterentwickelt. Sehr erstaunt war ich neulich, als das Kind aus dem Kindergarten kam und erzählte dass rosa Sachen nur für Mädchen sind. Wer weiß wo er das aufgeschnappt hat. Wir haben dann viele Beispiele gesucht und gefunden die zeigen, dass alle Farben für alle da sind.
    Herzliche Grüße, Anna

    1. Liebe Anna, danke für Deinen ausführlichen, tollen Kommentar! Ich finde es immer schön, wenn Eltern es handhaben wie wir und das auch von den Kindergärten gar nicht groß zum Thema gemacht wird. Das mit dem „rosa für Mädchen“ kam vermutlich eher von einem Kind. Es ist so schade, wenn Kindern ihre Begeisterung und ihr Geschmack madig gemacht wird. Das mit den Beispielen von Euch find ich eine super Lösung. Liebe Grüße

  2. Hallo Anna,

    danke für deinen wertvollen Beitrag! Ich bin Mama eines 2 1/2 jährigen Jungens. Über das Thema „Mädchen- Sachen/ Jungen- Sachen“ denke ich nach, seitdem ich vor den Trinkflaschen bei DM stand und es nur eine Rosafarbene gab. Mein erster Impuls war, das Geschäft ohne Flasche zu verlassen. Doch dann kam mir der Gedanke, wieso mein Sohn eigentlich kein rosa Trinkflasche haben sollte. Wer eigentlich festgelegt hat, dass rosa und lila Mädchenfarben sind und ob es nicht an der Zeit ist, anders darüber zu denken. Ich habe sie ihm gekauft.

    Wenn mein Sohn soweit ist, soll er die Farbe seiner Kleidung, Spielsachen, etc. selbst auswählen. Ich finde es aber wichtig, ihm alle Farben „anzubieten“, was aber allein dadurch erschwert ist, dass Jungenkleidung (fast) immer blau, grau oder grün ist…

    Ich finde es schön, wie ihr mit dem Thema umgeht. Kinder sollen sich frei entwickeln dürfen.

    Liebe Grüße
    Lilly

    1. Liebe Lilly! Danke für Deinen Kommentar! Ich muss sagen, bei kleinen Dingen habe ich nie gezögert, aber jetzt wollte er das neue Fahrrad in Pink. Das Fahrrad ist teuer und für die nächsten 2 Jahre mindestens, da sollte er es länger mögen, wir können nicht die Farbe wechseln wie bei Schuhen, die einfach schnell zu klein werden. Aber als ich zu dem Ergebnis gekommen bin, sein Fahrrad, seine Entscheidung, hat er sich dann doch für Türkis entschieden. Kindergartenrucksack durfte er auch frei aussuchen und schwankte zwischen Pink und Grün. Am Ende wurde es Grün, weil der mit Dinos war. Der Große hatte übrigens auch einen pinken Schnuller und der Kleine hat auch pinke Haarspangen und die Oma musste ihm einen rosa Mundschutz mit Eulen nähen, weil er meinen (zu groß) in dem Design wollte. Ich find Deine Einstellung super! Liebe Grüße

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