Werbung ohne Auftrag* Ich liebe die Farben Rosa und Pink und Lila. Immer schon, egal, wie uncool es war. Die Lieblingsfarben unseres Kleinen sind schon lange Rosa/Pink und Türkis/Petrol. Wenn er sich etwas aussucht, ist es meistens eine der Farben. Oder er konfisziert meinen Sonnenhut, der genau diese Farben hat, weil er den schön fände. Seitdem trägt er meinen Sonnenhut. Farben sind nämlich für alle da.
Gendering bei Kindersachen
Neulich war in einem Onlineshop, den ich eigentlich mag, eine hübsche Hose als „für Mädchen“ beworben. Ich habe dann mal gefragt, warum da nicht einfach nur „für Kinder“ stünde. Einige Kommentare waren aggressiv, das sei doch kein Problem, andere stimmten zu. Ich sehe da nämlich sehr wohl ein gesellschaftliches Problem, wenn man Kindern von Geburt an Farben, Spielsachen, Kleidung und Verhaltensweisen zuordnet, weil diese ihrem biologisch zugeordneten Geschlecht entsprechen.
Ab Geburt werden Bodys und Shirts mit „lustigen“ Slogans bedruckt und Farben eindeutig zugeordnet. Rosa für „Mädchen“ und Hellblau für „Jungen“. Abgesehen davon, dass niemand dann schon weiß, ob sich das Kind männlich, weiblich oder divers zuordnet, sind es doch einfach nur Farben. In vielen Läden hängt Kleidung separiert für Mädchen und für Jungen. (Übrigens einer der vielen Gründe, warum ich Hug & Grow (Werbung, Kooperation 2019) so mag, sie haben Kleidung „für Kinder“)
Farben sind für alle da – seine Liebe für Rosa ist prima
Ich verstehe wirklich nicht, warum es eine Rolle für andere Menschen spielt, ob sich mein Sohn eine grüne, blaue oder rosafarbene Hose wünscht. Er selbst ordnet sich als Junge ein. Denn, wo er sich zuordnet, ist ganz allein seine Entscheidung. Sollte eins unserer Kinder sich anders zuordnen, ist es so, ob als eine Phase oder dauerhaft.
Aber aus meiner Sicht ist es noch absurder, von Lieblingsfarben oder Lieblingsspielzeug auf das Geschlecht zu schließen. Wenn er sich irgendwo etwas in Rosa aussucht, bekomme ich so oft das Feedback, das sei toll, dass er das dürfe. Denn offenbar erlauben das viele Eltern nicht. Da werden die Kinder in Genderklischees gedrängt.
Naive und glückliche Kindheit
Auch wegen unseres wunderbaren Kindergartens und des direkten Umfelds hat der Kleine da eine ganz naive Meinung. Ihm gefällt, was ihm gefällt. Er liebt Dinos, Star Wars und Autos. Aber eben auch alles in rosa. So ist sein Zimmer seit einem Jahr rosa gestrichen und er findet es toll. Neulich hat die Oma ihm neue Sachen nähen sollen und er suchte bei den Stoffbeispielen die rosafarbenen Stoffe aus.
Auch sind seine Haare lang (er meint, Haare schneiden täte weh) und er trägt Haarspängchen und findet sich total schick. Er versteht absolut nicht, warum ihn Menschen als Mädchen gendern. Für ihn gibt es dafür gar keinen Anlass. Er bezieht das nämlich nicht auf Farben oder Frisur, sondern er sagt, er sei ein Junge, dann ist das so.
Mir macht daher die bevorstehende Einschulung etwas Bauchschmerzen. In unserem tollen KiGa wird nicht geurteilt und sie leben da ein respektvolles Miteinander. Dann trägt er eben rosa und hat lange Locken. In der Schule befürchte ich Hänseleien und dass er nicht mehr so er sein kann, wie er es bisher ist.
Bunte Kinder – auch Rosa
Unsere Kinder dürfen sein, wie sie sind. Sie dürfen sich ihre Sachen selbst aussuchen. Ich weiß nicht, wie lang diese Lieblingsfarben noch aktuell sind. Wenn ihm die Sachen nicht mehr gefallen, ist es so. Im April hat er ein neues Fahrrad bekommen als er Radfahren konnte und bei der Farbauswahl schwankte er lang zwischen Pink und Petrol. Letztendlich wurde es petrol-glitter. Aber ja, er hätte auch ein pinkes Fahrrad bekommen. Im worst case hätten wir es umlackiert. Bei den ersten Schulranzen Recherchen präferiert er einen grünen Dino-Tornister. Aber sollte er dann Pink wollen, bekommt er den.
Neulich haben wir uns Wollwalkjacken gekauft. Eigentlich hat er eine. Wir haben ihm aber kurzentschlossen eine zweite im selben Rosa wie meine gekauft und er hat sich so sehr gefreut. Wenn sie ihm nächsten Winter nicht mehr gefallen sollte, verkaufen wir sie eben.
Mir ist bewusst, dass es auch ein Luxus ist, dass wir uns das erlauben können und es ihm ermöglichen. Auch ein Vorteil ist, dass er der Jüngste ist, es muss keiner seiner Brüder auftragen (die finden seine rosa Sachen hässlich). Sie dürfen ihre Vorlieben für Blau- und Grüntöne genauso ausleben.
Kinder zu Respekt und Offenheit erziehen
Farben sind eins der vielen Beispiele, genauso wie die Haarlänge. Es geht eigentlich noch tiefer, „Jungen“ und „Mädchen“ werden unterschiedliche Interessen und Spielsachen zugeordnet und auch Verhaltensweisen. Wieviele Menschen sagen Jungen, dass ein Mann nicht weinen dürfe? Mädchen werden als empathischer gesehen. Gleichzeitig werden von vielen Jungen aber als stärker und intelligenter empfunden.
Können wir nicht selbst vorleben, dass jeder sich Farben, Kleidungsstil, Frisur und Interessen aussuchen kann? Dass man nicht Kindern ein Geschlecht und dessen gesellschaftliche Attribute aufdrücken muss? Genauso wie man Menschen in ihrer Rolle und Verschiedenheit zu akzeptieren hat. Mich schockieren bei Twitter oft die Kommentare und der Hass gegenüber trans Menschen. Ich habe einfach zu akzeptieren, welchem Geschlecht (oder keinem) sich ein Mensch zuordnet. Mir nimmt es nichts von meinem Selbstverständnis als hetero-cis Frau, wenn ein Mensch LGTBQ+ ist. Wir sind alle Menschen und sollten uns mit Respekt gegenüber treten.
Es fängt bei Kleinigkeiten wie Farben an, geht aber eben so viel tiefer. Maike hat bei mir auch einen wunderbaren Gastbeitrag zu gendergerechter Sprache geschrieben.
Wie seht Ihr das?
*unbezahlte, unbeauftragte Werbung, Markennennung, Marken erkennbar, Erwähnung einer früheren Werbung, Verlinkung
Danke hierfür! Ich finde das ganz wichtig, dass man das anspricht und aufbricht. Meine Jungs wollten auch mal Röcke haben..also hab ich welche bei ebay gekauft..blauer tüll mit Glitzer. Mein großer wollte Nagellack, als ich welchen hatte. Für Mädchen normal, ich musste mich rechtfertigen. Er durfte aber.. auf einer Hochzeit wurden wir dafür auch gelobt, dass wir das erlauben. Als ihm andere Kinder auslachten, wollte er keinen mehr.. ich finde es soo schade,dass wir Rollen vorgeben und weitergeben. Und dann wundern wir uns, warum man als Mutter gefragt wird, ob man noch arbeitet? Und ich merke an mir selbst, qir verwurzelt es ist..wie sehr man selber unbewusst das vorlebt, Sprüche bringt..versuche das zu ändern. Bewusstmachen ist der erste Schritt .
Vg
Steffi
So absurd ich es finde, dafür gelobt zu werden, dass man es „erlaube“, dass ein Junge rosa Sachen tragen möchte, so absurd ist erst die Tatsache, dass es Leute gibt, die es tatsächlich verbieten. Was für ein unnötiger Stress und Streitpunkt. Dafür hätte ich die Energie ja gar nicht, weil ich es so lächerlich finde, wegen einer Farbwahl Verbote auszusprechen. Merci für den Artikel – ist wirklich ein gesellschaftliches Problem. Denn Gleichberechtigung fängt bei dieser binären Denkweise an – die es aufzulösen gilt, wenn wir unseren Kindern wirklich eine bessere Zukunft wünschen!
Toller Beitrag, vielen Dank dafür.
Unser Sohn hat lange Zeit am liebsten die Prinzessinkleider seiner großen Schwester getragen, kombiniert mit einem Feuerwehrhelm und blauem Nagellack. Die Erzieherinnen fanden das immer super, aber aus unserem privaten Umfeld gab es schon sehr viel Kritik.
Merkwürdigerweise haben wir genauso viel Kritik dafür bekommen, dass die Große solche Kleider besaß und Lilifee und alles rosa-pinke liebte.
Für uns war es die perfekte Gelegenheit unseren Kindern beizubringen, dass nur sie alleine entscheiden dürfen wie sie sein möchten.
LG, Ela