Werbung ohne Auftrag* Seit Wochen ist es wieder ein großes Thema: Kinderfotos im Internet. Die Bandbreite der Standpunkte liegt zwischen „absolut kein Hinweis auf das Kind“ bis hin zu „mein Kind auf dem Töpfchen“. Dazu gab es eine Kampagne, in der sich Erwachsene in peinlichen Situationen gezeigt haben, die manche Eltern von ihren Kindern zeigen. Was mir in der Debatte persönlich aber fehlte, waren Nuancen.
Persönlichkeitsrechte vs. Darstellung
Aus meiner Sicht haben Kinder Anspruch auf Privatsphäre und es gibt generell Persönlichkeitsrechte, die zu beachten sind. Natürlich gibt es leider Eltern, die da keinerlei Hemmungen haben und absolut alles zeigen, auch nackte Kinder oder absolut peinliche Situationen. Die Bilder werden dann oft ohne jegliche Privatsphäreeinstellungen ins Internet gestellt.
Das Internet vergisst nicht
Es ist eine naive Vorstellung, dass man einfach so schon veröffentliche Bilder aus dem Netz wieder verschwinden lassen kann. Je nachdem, wo sie hoch geladen wurden, bleiben sie bestehen. Oder sie wurden bereits geteilt und die Verbreitung ist ggf. nicht mehr kontrollierbar. Nicht alle Server stehen in Deutschland und entsprechend sind auch nicht immer alle Daten nach hiesigem Recht gesichert. Überhaupt können Daten gehackt werden.
Überlegungen, was man von den Kindern veröffentlicht
Grundsätzlich finde ich, darf das Leben von Kindern auch geteilt werden. Wir leben einfach in einer vernetzten Welt, Familien und Freunde wohnen an unterschiedlichen Orten. Aber dabei sollte immer der Gedanke eine Rolle spielen, dass Fotos eben auch weiter verbreitet werden könnten als man gedacht hätte.
Mein Weg
Bei allem, was ich im Blog poste, seien es Fotos oder Infos über das Leben der Kinder, überlege ich für mich gut, ob und inwieweit ich es öffentlich machen möchte. Andererseits wird einem als Mamabloggerin auch vorgeworfen, man zeige eine rosarote Scheinwelt. Ich schreibe auch negative Dinge, wie über meine Fehlgeburt. Bei den Kindern reflektiere ich deutlich mehr, welche Details ins Internet dürfen und welche nicht. Da geht es nicht um eine Scheinwelt, sondern ihre persönlichen Rechte auf Privatsphäre.
Daher ist mein Weg, dass ich nur Bilder mit nicht deutlich erkennbaren Gesichtern poste, zumindest die Augen sind nicht zu sehen. Außerdem gibt es im Internet keine Namen der Kinder.
Die Hexenjagd
Was mir aber an der Debatte, so sinnvoll sie ist, überhaupt nicht gefällt, ist die Schwarz-Weiß-Malerei. Mamas bei Instagram und in Blogs werden für ihre Entscheidungen angegriffen. Es wird pauschalisiert, Kinder würden generell nicht ins Internet gehören. Das Leben mit Kindern grundsätzlich in Social Media zu einem Tabuthema zu machen, halte ich aber nicht für den richtigen Ansatz. Leben mit Kindern gehört dazu.
Es gibt etliche Eltern, die aus meiner Sicht einen guten Weg gefunden haben. Manche zeigen dabei deutlich mehr als ich von ihren Kindern, aber auf eine unaufdringliche Weise und mit bewusster Auswahl der Bilder. Natürlich gibt es auch Accounts und Blogs, die meine persönliche Grenze deutlich überschreiten. Aber da greife ich doch niemanden an. Auch sie treffen bewusste Entscheidungen. Außerdem gibt es einige wenige Mamas, die aus meiner Sicht die Kinder wirklich zu sehr und meiner subjektiven Meinung nach zu persönlich zeigen. Da ist meine einfache Konsequenz: entfolgen. Wenn Euch also Blogs oder Instagram Accounts zu weit gehen, statt die Mamas mit einem Shitstorm zu überziehen, entfolgt und fertig. Man muss wirklich niemanden fertig machen. Einige Kommentatoren werden da ganz fies persönlich und feiern sich selbst.
Es gibt immer unterschiedliche Standpunkte
So, wie einige mir schon heile Scheinwelt vorgeworfen haben, gibt es umgekehrt auch mal Vorwürfe, meine Kinder seien „nur Fotomotiv“ und unser ganzes Leben sei nur auf Social Media ausgerichtet. Die Kinder wissen, dass ich blogge und wir besprechen Themen und auch Fotos. Meistens profitieren die Kinder davon und sowieso macht es ihnen Spaß wie grade erst auf den Trunki Koffern über den Flughafen gezogen zu werden.
Aber statt andere Mamas für ihre Entscheidungen fertig zu machen, sei es nun wegen Stillen oder Nicht-Stillen, dem Geburtsmodus oder dem Umgang mit einschneidenden Erlebnissen wie einer Fehlgeburt oder eben wegen Kinderbildern, können wir uns nicht einfach gegenseitig unterstützen? Alle wollen das Beste für ihre Kinder und lieben ihre Kinder, da braucht man keine Vorwürfe von Aussen.
Einfach überlegen: möchte ich so gesehen werden?
Vielleicht hilft der einfache Grundsatz: möchte ich selbst in der Situation so gezeigt werden? Bei Themen über die Kinder kann man sich überlegen, ob man dies über einen selbst im Internet lesen wollen würde. Ansonsten ist so vieles Ermessenssache und ich lese auch viele Blogs gern, die es anders handhaben als ich. Wenn meine persönliche Grenze überschritten wird, ist es mein Problem und nicht das der jeweiligen Bloggerin.
Neulich beim Grüffelo Event habe ich eine Mamabloggerin und Instagrammerin getroffen. Sie zeigt ihre Kinder, aber auf eine Art, dass ich es dezent, angemessen und angenehm finde. Ihr Gesicht habe ich erkannt, die Gesichter ihrer Kinder nicht. Es gibt eben viele Wege und ganz viele Graustufen zwischen Schwarz (gar kein Kind zeigen) und Weiß (das Kind in allen Lebenslagen hochauflösend im Portrait).
*unbezahlte, unbeauftragte Werbung. Eventuell erkennbare Marken, Markennennung und Orte. Dieser Beitrag wurde nicht gesponsert oder beeinflusst.