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Ist ja „nur Diabetes“ – Leben mit Typ 1 Diabetes – Corona-Panik?

Vorweg, ich lebe ziemlich gut mit meinem Diabetes. Dank moderner Technik ist das Leben deutlich normaler und unkomplizierter als zur Anfangszeit 1999. Damals war jede Messung ein Fingerpieks, Insulin habe ich mit dem Pen gespritzt und musste erstens rechnen und zweitens 3x täglich ans Spritzen des Basalinsulins denken. Mit meiner Insulinpumpe ist die Basalrate einprogrammiert, die Pumpe hat auch meine Faktoren eingestellt, ich muss also nur daran denken, wann und was ich esse. Viel Flexibilität.

Disclaimer: ich bin Laie und gebe meine persönliche Erfahrung wieder. Dies ersetzt kein Expertenwissen und meine Infos sind ohne Gewähr. Bitte nutzt RKI etc. für Informationen.

Corona-Panik?

Aktuell geht es um die Medien nur um ein Thema: Corona. Jedenfalls gefühlt. Dabei geht unter anderem unter, was wir für ein massives Problem mit rechter Gewalt und Hass haben und auch die Situation der Flüchtlinge in Lagern wie Moria. Das Leid der Kinder wird kaum wahr genommen.

Mir fällt aber eben auch die Panik auf. Kerngesunde Menschen hamstern und verbreiten Fake-News. Bei Influenza gibt es auch geschätzt bis zu 25.000 Tote pro Saison, allerdings nicht alle nachgewiesen. Gegen Influenza sind wir geimpft, wie auch viele andere, was das Risiko senkt. Gegen Covid-19 gibt es bisher weder Immunität noch Impfung oder wirksame Medikamente

„Ihr seid doch alle nicht betroffen“

Die ruhig bleibenden Menschen haben natürlich in vielen Punkten Recht. Panik habe ich übrigens keine. Aber es wird immer davon geredet, dass „uns“ oder „Euch“ Corona nicht betrifft und keine Sorgen machen solle. Das gilt sicher für diejenigen, die kerngesund sind. Doch sind das nicht alle. In meiner Timeline sind Menschen mit Vorerkrankungen oder die ein Familienmitglied haben, dass immungeschwächt ist, beispielsweise wegen Krebs. Außerdem ist inzwischen bekannt (April 2020), dass auch kerngesunde, junge Menschen an Covid-19 sterben können. So auch Kinder.

Diabeteskram – Desinfektionsmittel gehört dazu

„Niemand braucht Desinfektionsmittel“

Eben nicht „niemand“. Im Alltag wasche ich meine Hände gründlich mit Seife. Immer, wenn die Gelegenheit dazu besteht. Das ist für mich ganz normal und wichtig und das bringen wir auch den Kindern bei. Richtiges Hände waschen wird jetzt netterweise auch erklärt (Dauer: 1-2x „Happy Birthday singen“, Hände richtig gründlich einseifen und auch auf Stellen wie unter den Nägeln, zwischen den Fingern und Daumen achten, gründlich abspülen und dann gut abtrocknen). Aber wozu braucht man Desinfektionsmittel? Erstens sollte man eigentlich Einstichstellen und Messstellen desinfizieren. Bei mir Zuhause vernachlässige ich das. Andere Diabetiker arbeiten aber den ganzen Tag „öffentlich“ oder Kinder mit Diabetes im Kindergarten haben andere hygienische Bedingungen als ich. Die sind darauf angewiesen. Dies gilt auch für viele andere Vorerkrankungen oder akute Krankheiten und Behandlungen wie Chemotherapie.

Hygiene unterwegs

Ich verbringe aber nicht den ganzen Tag Zuhause. Unter anderem nutze ich ÖPNV, da kann ich nicht meine Hände gründlich waschen, bevor ich zum Beispiel gegen Unterzuckerung etwas esse. Da hilft mit Desinfektionsmittel. Nebenbei geht es mir da nicht „nur“ um Corona, sondern es ist mein Alltag. Für Gesunde mag ein Magen-Darm-Infekt nur „nervig“ sein, für mich ist er potentiell im schlimmsten Fall lebensgefährlich. Darüber habe ich neulich ausführlich geschrieben, wieso man krank einfach Zuhause bleiben sollte.

Risikopatientin

Ich bin außerdem immer Risikopatientin. Offiziell gilt mein Immunsystem als geschwächt und ich habe immer höhere Risiken. Das galt sowohl in den Schwangerschaften mit Diabetes, die einfach aufwändiger und gefährlicher waren, aber auch beispielsweise für die Kürretage nach der Fehlgeburt, die bei mir stationär war. Aktuell wird es mir wieder vor Augen geführt, weil ich zwar vom Alter und Geschlecht bei Corona prozentual auf der deutlich besseren Seite stehe. Aber immer wird betont, dass es eben „nur Menschen mit Vorerkrankungen“ treffe. Aufgezählt werden dann Lungenkrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Inzwischen gilt aber auch das als überholt. Absolut sicher ist keiner, aber eben mit unterschiedlichen Prognosen und Prozentsätzen.

Insulin

Panik nicht, aber Sorge

Daher, mich trifft das fehlende Desinfektionsmittel etwas, da ich immer welches brauche. Allerdings haben wir noch etwas Vorräte. Mundschutz wollte ich nie kaufen, da er sowieso nichts bringt, auch das sieht man inzwischen anders. Normale Menschen, die nicht medizinisches Personal sind, sollten aber auf handgenähten Mund-Nase-Schutz zurück greifen und die echten, schützenden Masken denen lassen, die sie brauchen. Genähte Masken schützen nicht oder nur geringer vor Infektion, aber schützen andere vor Euren Tröpfchen. Experten sind unterschiedlicher Meinung, ob sie auch Selbstschutz bieten, wenn, dann geringen. Menschenansammlungen meiden ist mit Schulkindern auch schwierig bis unmöglich. Wir haben nun nicht gehamstert, aber auch, weil der Hausherr 3 Wochen weg ist, etwas mehr schwere Vorräte gekauft wie Nudeln und H-Milch. Außerdem habe ich geschaut, dass meine Vorräte mit Fruchtgummis wegen Unterzucker groß sind. Falls wir krank werden oder eine Quarantäne kommt.

Ich hoffe immer noch auf mein eigentlich recht gutes Immunsystem und dass die ganze Panik der Menschen unnötig war. Unser Gesundheitssystem halte ich nicht für Massen und Panik vorbereitet, dazu kommt eben, dass die privaten Panikkäufe auch wirklich Kranken und Krankenhäusern und Arztpraxis die Produkte wegkaufen. Daher, unschön finde ich die momentane Situation schon und es wird nicht beruhigender. Schulen sind weiter geöffnet (auch dies ist mit Stand ende März 2020 überholt). Es ist nicht optional, ob ich die Kinder schicke oder nicht. Es geht darum, die Infektionskette mindestens zu verlangsamen, damit die Kapazitäten unseres Gesundheitssystems ausreichen.

Schulen wurden dann doch noch geschlossen. Mich beruhigt es.

Update: Laut American College of Cardiology ist die mortality rate bei Diabetikern 7,3%.

2. Update 10.3.2020

3. Update 7.4.2020

Genauere aktuelle Informationen

Mir wurde lieberweise ein wirklich guter Zeitungsartikel (geschrieben von der Journalistin Natascha Plankermann, ich vermute aus der WR oder WZ von Anfang April) geschickt. Laut „Diabetes Update 2020“ mit 14 Referenten ist das Risiko, Covid-19 zu bekommen, für Diabetiker ohne weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen (besonders Bluthochdruck) nicht erhöht. Wer Medikamente nehme, solle die auf keinen Fall absetzen. Laut dem Leiter des Kongresses Stephan Martin scheinen diese eher vor dem Lungenversagen zu schützen. Ansonsten gilt: Abstand halten und sich an der frischen Luft bewegen.

Wer keine Folgeerkrankungen habe, habe keine „besondere Gefahr“. Wie immer gilt: besprecht Euer individuelles Risiko mit Eurem Facharzt. Zumindest mein Diabetologe hat den Praxisbetrieb so umgestellt, dass PatientInnen nur kurz im Wartebereich sitzen und möglichst wenige PatientInnen gleichzeitig warten. Außerdem bieten sie Telemedizin, wo es möglich ist.

Rezepte gibt es generell dieses Quartal auch ohne Arztbesuch und Vorlage der Krankenkassenkarte laut Kassenärztlicher Vereinigung.

Wie geht es Euch mit dem Thema? Seid Ihr in Sorge oder findet Ihr die Panik völlig übertrieben? Seid Ihr selbst kerngesund oder wie ich Risikopatientin?

Ansonsten empfehle ich für aktuelle, medizinische Korrekte Informationen sowohl das RKI und die tägliche Pressekonferenz mit Prof. Wieler als auch den NDR Podcast mit Prof. Drosten. Natürlich gibt es auch weitere Experten. Bitte achtet aber immer auf die Quelle der Information.

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