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Wie gehts nach einer Fehlgeburt weiter? Umgang mit Fehlgeburten

Engelsflügel

Fehlgeburten sind leider ein Tabu-Thema, dabei ist es für Betroffene oft wichtig, darüber zu sprechen und viele sind unsicher, wie sie mit Eltern umgehen, die ihr Baby verloren haben. Bei frühen Fehlgeburten in den ersten Wochen wird oft gar nicht darüber geredet, weil nur wenige wussten, dass man schwanger ist. Aber auch diese Eltern trauern natürlich. Man freut sich meistens ab positivem Test, wenn das Baby gewollt war. Ab dem Test macht man gedanklich Pläne für die Zukunft und hat Hoffnung. Diese Hoffnung wird plötzlich zerstört. Es betrifft die Eltern, aber auch das Umfeld, ob Geschwisterkinder oder eben auch Freunde. Viele wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Ich hatte im April eine Fehlgeburt

Wir haben im April unser Baby Ende der 11. Woche verloren, vorher sah alles gut aus, dann blieb das Herz stehen, ein sogenannter „missed abort“, bei einer „klassischen“ Fehlgeburt endet die Schwangerschaft mit mehr oder minder starken Blutungen von alleine. Wir waren am Boden zerstört.

Natürlich reagiert jeder anders. Daher ist dieser Beitrag ganz subjektiv darüber, was mir persönlich hilft oder eben nicht. Jeder steckt es anders weg und jeder möchte danach nicht das selbe. Manche möchten vielleicht nicht mehr darauf angesprochen werden, andere möchten viel darüber reden. Aber auch, wenn Eure Freundin nicht darüber spricht, egal ist es ihr nicht.

Unterstützung im Krankenhaus

Schon bei der Diagnose der Fehlgeburt im Krankenhaus, am Sonntagabend, wurden wir sehr gut und sensibel behandelt. Auch da wurde angekündigt, dass jemand von der Sternenkinder Ambulanz käme und alle Babys bestattet würden. Als ich dann Montag ins Krankenhaus kam, waren auch alle sehr freundlich und einfühlsam. Alleine das war eine Hilfe. Jede Mitarbeiterin sagte bei der ersten Begegnung, dass es ihr leid täte. Man liest leider oft, dass mit den Frauen anders umgegangen wird, also auf einem Zimmer mit Schwangeren oder Frauen, die eine Abtreibung auf Wunsch hatten.

Mir tat das teure Einzelzimmer gut. Das kann sich nicht jeder leisten, als Angehörige wäre das zum Beispiel etwas, womit man unterstützen kann, also fragen, ob das gewünscht wäre. Denn da hatte ich Ruhe, konnte Weinen, Reden und musste nicht Rücksicht nehmen oder mit mit jemandem Unterhalten, mit dem ich nicht hätte sprechen wollen. Allerdings sind die meisten Ausschabungen ambulant, es kommt also auf die Situation an.

Die Sternenkinder Ambulanz

Das beste, was uns in der Situation passiert ist, war die Sternenkinder Ambulanz und ihre so herzliche, einfühlsame und wunderbare Mitarbeiterin. Allein der Gedanke, dass unser Baby beerdigt wird, hat mir viel Trost gegeben. Man selbst ist mit der Situation überfordert, wenn Ihr also nahestehend seid, vermittelt eventuell den Kontakt zu Eurer örtlichen Sternenkinder Ambulanz. Sie gehen so liebevoll mit den Babys um, egal, wie früh und jede Schwangerschaft zählt und sie kümmern sich auch um Frauen, die aus medizinischer Indikation einen Abbruch machen lassen müssen.

Von der Sternenkinder Ambulanz gab es auch Tipps, wie wir mit unseren Kindern umgehen und Erinnerungsstücke für sie und uns. Bei späteren Fehlgeburten organisieren sie einen Abschied und begleiten. Uns war wider Erwarten auch ein Abschied möglich, was in der 11. Woche selten ist. So hart es war, es hat beruhigt und hat uns bei der Trauerarbeit geholfen. Wir haben sogar Fotos. Auch da ist aber jeder anders, manche möchten möglichst wenig darüber wissen oder gar ihr Baby sehen.

Die Sternenkinder Ambulanz kümmert sich auch um die gemeinsame Beerdigung und Trauerfeier für fehl- und totgeborene Babys. Der Respekt und die Würde, wie mit uns und allen Sternenkindern umgegangen wurde, hat uns ganz viel gegeben.

Eine Trauerfeier oder Beerdigung für Fehlgeburten

Die Sternenkinder Ambulanz setzt alle Babys gemeinsam bei, es steht Eltern auch frei, ihr Baby selbst zu beerdigen. Die Trauerfeier war ökumenisch und sehr würdevoll und so traurig sie war, schön. Es heisst nicht ohne Grund „Trauer“Feier. Mir hilft es ungemein, zu wissen, dass mein Baby seinen Frieden und einen Ruheplatz gefunden hat. Wer sein Baby nicht beerdigen kann, für denjenigen gibt es auch symbolische Beerdigungen. Mir wurde auch im Umfeld davon berichtet, dass manche sich einfach eine symbolische Stelle in ihrem Garten suchen oder eine eigene kleine Abschiedszeremonie gestaltet haben.

Für unsere Kinder war es schön, am Ende die Luftballons in den Himmel steigen zu lassen und das Grabfeld für die Sternenkinder ist sehr fröhlich und kindgerecht gestaltet. Die Beerdigung war unheimlich hart, aber danach kam eine gewisse innere Ruhe. Die Trauer ist da, aber irgendwie ruhiger.

Wie können Freunde und das Umfeld helfen?

Ich weiß selbst aus Erfahrung, dass man sich hilflos fühlt und nichts falsch machen möchte. Daher, man macht nichts wirklich falsch (ein paar Sätze, die ich nicht hören wollte, führe ich gleich auf), wenn man einfach sagt, dass es einem Leid tut. Man braucht keine passenden Worte. Ein „es tut mir leid“ reicht aus. Nicht jeder ist ein Poet und wenn man nicht so eng ist, will man vielleicht auch nichts falsches oder unpassendes sagen. Also Sätze wie „wir denken an Euch“ oder eben das „mein herzliches Beileid“ sind vielleicht Floskeln, aber zumindest mir taten und tun sie wirklich gut. Auch Kommentare hier im Blog oder per Mail, die ich gar nicht alle beantworten kann, waren hilfreich. Einfach, dass unser Verlust nicht egal ist, nicht übergangen wird. Auch geholfen hat, wenn andere, ob im Freundeskreis oder auch andere Bloggerinnen, das Tabu brechen, und mir von ihren Verlusten erzählt haben und wie es ihnen ging. Das sich weniger allein fühlen hilft.

Meine Freundinnen

Einige Freundinnen waren zusätzlich unheimlich hilfreich. Eine Freundin brachte die Idee einer Shadowbox, das ist ein tieferer Bilderrahmen, in den man Erinnerungen klebt, also auch so etwas wie schon gekaufte Sachen, den Schwangerschaftstest oder in unserem Fall das Herz aus dem Stoff ihres Nestchens, in dem sie beerdigt wurde, und ein Foto, sowie ein US-Bild, wo noch alles gut war. Wer mag kann so etwas auch verschenken, also den Rahmen, ich habe ihn im Netz bestellt, weil ich nicht in der Lage war, in einen Laden zu gehen. Das Basteln und dass dieser Rahmen nun etwas versteckt im Schlafzimmer hängt, war Trost.

Eine andere Freundin hat uns ein Nachtlicht in Sternenform geschickt, das ich hier mehrfach schon gezeigt habe. Mit den lieben Worten, dass so die Geschwister unserem Stern näher sein können. So eine wunderbare und liebevolle Idee. Meine beste Freundin hat Blumen gebracht und ein passendes Buch für die Geschwisterkinder, Süßigkeiten und ein Geschenk für den Kleinsten. Eine Freundin hat eine Kerze im Dom angezündet.

Bei späteren Fehlgeburten oder gar Todgeburten geht es einem sicher viel schlechter als uns, da kann ich mir vorstellen, dass es hilft, wenn jemand Essen vor die Tür stellt oder Einkäufe besorgt. Einfach, ohne große Worte. Denn in Trauer sind Alltagsdinge oft hart. Besonders, wenn es Geschwisterkinder gibt, ist Hilfe so viel wert. Ich möchte mir aber nicht anmaßen, auch nur annähernd diesen Schmerz zu erfassen zu glauben.

Was man nach einer Fehlgeburt nicht sagen sollte

„es ist besser so, es war bestimmt krank“ – nein, es ist nichts besser oder gut. Die meisten Eltern hätten ihr Baby auch krank genommen, man überlegt auch nicht rational, was es bedeuten könnte und es ist nichts auch nur annähernd okay, dass es überhaupt eventuell diesen (Gen)Defekt hatte oder was auch immer die Ursache war.

„Ihr könnt noch ein anderes Kind bekommen“ – das mag sachlich korrekt sein, aber auch nicht bei allen. Abgesehen davon ändert das auch nichts an dem Schmerz, der empfunden wird

„du warst doch nur x Tage/Wochen/Monate schwanger“ – ab positivem Test hatte man Träume und Hoffnungen und hatte eine Zukunft. Diese Zukunft ist nun weg, es geht nicht nur um die Zeit der Schwangerschaft, sondern das restliche Leben, das man mit diesem Kind erlebt hätte. Natürlich wird es, je länger die Schwangerschaft war, noch schlimmer, aber das macht eine frühe Fehlgeburt niemals „nicht schlimm“.

„nächstes Mal geht es bestimmt gut!“ – das weiß leider niemand und viele Frauen trifft es mehr als einmal. Für mich okay ist ein „ich wünsche Euch, dass es beim nächsten Mal gut geht“.

Natürlich variiert das individuell, was man hören möchte und was nicht. Wenn man unsicher ist, ist auch ein „ich weiß nicht, was ich sagen soll“ ein sehr passender Satz. Nichts sagen oder nicht reagieren tut am meisten weh. Man muss auch nichts persönlich sagen, es gibt auch Karten, die man schicken kann oder eine Nachricht. Wennn Ihr Euch sehr öffentlich seht, ist vielleicht der falsche Moment, da möchte man eventuell nicht direkt darüber reden oder als Betroffene in Tränen ausbrechen. Da kann man auch sowas sagen wie „wir reden in Ruhe, ich denke an Euch“ oder dann einen ruhigen und privaten Moment abpassen.

Wie geht es nach einer Fehlgeburt weiter?

Auch da liegt es daran, wie weit man war, ob das Ende der Schwangerschaft natürlich oder eine OP war. Der Ratschlag, mindestens 3 Monate zu warten, ist aber in den meisten Fällen nicht mehr aktuell, dennoch gibt es individuelle Unterschiede, die man mit seinem Arzt bespricht. Die Frage ist eben auch, ob man noch einmal schwanger werden möchte und ob es noch mal klappt. Wir wissen noch nicht, ob wir es noch einmal versuchen und ob es dann überhaupt noch einmal klappt.

Nur macht das Folgekind den Schmerz und Verlust nicht ungeschehen. Manche Frauen zählen ihre Kinder als „an der Hand“ und „im Herzen“, manche zählen alle Kinder, manche zählen frühe Fehlgeburten nicht mit, das ist wieder eine ganz persönliche Sache. „Eltern“ sind aber alle im Herzen.

Es gibt keine wirkliche Handlungsanweisung, es gibt aber viele Bloggerinnen, die ihrer Erfahrungen teilen und Foren, wo sich Betroffene austauschen können. Ihr seid mit Eurer Trauer nicht alleine und auch als Freundin oder Angehörige ist die Situation nicht leicht und fröhlich. Ich bin aktuell wirklich sehr dankbar für unser Netzwerk und wie mit uns umgegangen wurde.

Die ersten Tage und Wochen waren es oft Kleinigkeiten, die eine Situation oder einen Tag gut oder katastrophal gemacht haben. Völlig irrational. Aber das richtige oder falsche Essen konnte zu Tränen führen oder guter Stimmung. Daher, es ist nicht ungewöhnlich, launisch und etwas unberechenbar zu sein.

Die größte Hilfe sind unsere Kinder

Für uns sind die größte Freude und der größte Trost unsere drei Kinder. Mir war es am Tag der OP abends wirklich wichtig, sie kurz zu sehen und sie wollten auch zu mir. Leider haben dies nicht alle Betroffenen, wie wir auch auf der Trauerfeier sehen mussten. Unsere Kinder nehmen uns nicht den Schmerz, aber sie bringen uns zum Lachen, sie sorgen für Alltag und wir wissen, dass wir nie kinderlos bleiben werden. Der Schmerz und die Trauer sind nicht weg, aber momentan geht es einigermaßen. Hart wird noch mal der errechnete Termin im November und aktuell sind auch die neuen Schwangerschaftsmeldungen schmerzlich, weil die meisten davon etwa so weit sind, wie ich es nun wäre.

Wenn Ihr selbst betroffen seid: Ihr seid nicht allein! Es gibt Selbsthilfegruppen, ob online oder im wahren Leben. Außerdem helfen Euch Sternenkinder Initiativen auch nach Jahren weiter. Es gibt keine Vorgaben, wie oder wie lange man trauert. Vergessen wird man sein Baby niemals. Wenn Ihr Freunde oder Angehörige seid: seid da und hört auf Euer Gefühl, ihr kennt die Betroffenen und wenn Ihr darauf achtet, werdet Ihr sehen, was sie brauchen. Nur bitte nie nicht reagieren. 

Habt Ihr noch Tipps oder seht Ihr etwas ganz anders? 

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