Hier schleicht sich Routine ein. Aber generell empfinden wir Homeschool positiv. Das liegt aber besonders an zwei Faktoren:
- die Schulen sind prima vorbereitet und die Arbeitsaufträge sind durchdacht. Die LehrerInnen zeigen unheimliches Engagement und es gibt Kontaktmöglichkeiten
- ich habe mal auf Lehramt studiert, habe also zumindest mal Praktika in Schulen gemacht
Mein erstes Fazit nach 3 Wochen Lernen Zuhause war schon positiv.
Das Gymnasium macht digitale Schule
Wir sind nach wie vor sowieso sehr glücklich mit der Schulwahl und freuen uns, dass der Große angenommen wurde. Es ist „nur“ das normale Stadtteilgymnasium. Vermutlich hätten wir es auch ausgesucht, wenn sie nicht so engagiert wären, was Informatik betrifft. Schulleiter und Stellvertreter sind Informatiker. Aber da ich technikaffin bin und der Große auch, war das für uns, neben der Orchesterklasse ein ganz fetter Pluspunkt.
Der Unterricht ist nun digital. Es stimmt auch wirklich, wir haben für den Großen bisher vermutlich keine 10 Seiten ausdrucken müssen. Das war dann sowas wie Biologie, wo sie eine Grafik beschriften mussten.
Engagierte LehrerInnen
Das Ganze steht und fällt natürlich mit den Lehrkräften. Wir sind richtig dankbar, was dort geleistet wird. Der Arbeitsaufwand soll pro Schultag etwa 3 Stunden betragen und das kommt beim Großen richtig gut hin. Letzte Woche dachte ich Mittwochs, er trödle sehr und habe ihn länger machen lassen. Daher blieb Freitag nur der Mathe-Test online um 10 Uhr übrig. Es ist nicht zuviel und nicht zuwenig und die Aufgaben sind sinnvoll gestellt. Die Kinder verstehen die Aufgaben und bleiben einmal Fragen offen, gab es bisher immer sehr schnell Feedback der Lehrkräfte auf Mails.
Die Schule nutzt iServ und Moodle als Plattformen, je nach Fach und was LehrerIn bevorzugt. Es ist übersichtlich gestaltet mit Abgabedaten. Mal werden Texte im Buch gelesen, mal Videos geschaut, Lehrer geben Unterricht auch „live“ auf YouTube, Videos und manchmal sind es einfach „nur“ nett gestaltete Aufgaben. Generell finde ich den Umgang der LehrerInnen mit den Kindern richtig toll. Wir als Eltern sehen, wieviel Zeit und Mühe da investiert werden über jedes übliche Maß hinaus. Das Engagement ist unbezahlbar! Danke!
Notenvergabe? Leistungen?
Bisher gab es nur eine Klassenarbeit vor den Schulschließungen. Für den Großen ist das in Englisch ungünstig. Die zusätzliche Zeit jetzt hat er aber genutzt, seine Lücken zu schließen. Die LehrerInnen sind eigentlich auch alle sehr transparent damit, welche Leistungen sie erwarten und wie sie Noten vergeben werden. So gibts in Mathe nun einen Onlinetest alle 2 Wochen. In Deutsch gibt es ein 4-wöchiges Projekt, wo die Kinder eine richtige Buchrezension schreiben.
Verbessert wurde jetzt nach den Ferien auch das Feedback. Individuelle Rückmeldungen sind natürlich nicht immer möglich. Einige LehrerInnen machen das dennoch, was für das Kind toll ist. Aber zusätzlich gibt es jetzt oft auch Musterlösungen, um die eigenen Lösungen abzugleichen. Auch finde ich die Ideen der Aufgabenstellungen wie Challenges in Sport oder in Englisch ein Video über Frühstück toll. (Immer wird gesagt, wem es nicht möglich ist, eine Rückmeldung geben)
Chancengleichheit
Der Schule ist bewusst, dass keine Chancengleichheit besteht und dass nicht alle Kinder die gleiche Lebenssituation haben. Meinem Eindruck nach wird darauf sensibel eingegangen.
Das ist auch eins der großen Probleme der Schulschließungen. Obwohl ich gegen übereilte, vorschnelle Schulöffnungen für alle bin, sehe ich das Problem. Nicht alle Familien können oder wollen die nötige Unterstützung leisten. Manchmal fehlt es an Zeit oder Sprachkenntnissen oder eben der technischen Ausstattung. Wir leben da sehr privegiert. Wir haben Abitur, waren an der Uni, die Kinder sind in niedrigen Jahrgängen.
Die Grundschule ist offline
Aus dem Grund arbeitet die Grundschule mit Arbeitsblättern, die man sich an der Schule inklusive Wochenplan abholt. Nächste Woche sollen die bisher bearbeiteten Sachen abgeholt werden. Ich bin da ambivalent. Einerseits sehe ich, dass eben nicht alle Kinder Zugang zu Internet und PCs haben. Aber es bleiben Möglichkeiten ungenutzt. Der Große hat beispielsweise von der Lehrerin gestellte Aufgaben in der Anton App. Auch gibt es eben Lösungen und Feedback.
Die Klassenlehrerin ist telefonisch und per Mail erreichbar und schreibt den Kindern (und Eltern) jeweils Mails. Die Kinder bekommen süße Mails mit Fotos des Klassentiers und sie schreibt sich mit Kindern, die möchten, individuell Mails oder Briefe. Der Mittlere wird immer fitter im Mails schreiben.
„Lernen“ die Kinder denn was?!
Ich denke auch, dass mancher (neue) Stoff teils auf der Strecke bleibt. In der Grundschule vermisse ich weitere Fächer wie Musik, Englisch oder Sachkunde. Allerdings gibt es jetzt ein „Bohnentagebuch“, der Mittlere findet es spannend zu beobachten.
Aber ich bin der Meinung, dass Spielen Lernen ist und man sehr viel im normalen leben „lernt“. Aktuell erhöht sich die Medienkompetenz der Kinder immens. Texte tippen, Mails schreiben, Dateien hoch laden, Fotos vom Handy auf den Server ziehen. Außerdem arbeiten sie selbständig und müssen kreativer sein, um Probleme zu lösen. (Die LehrerInnen des Großen mailen aber super schnell zurück und helfen).
Ausserdem ist eine Pandemie einfach doof. Es gibt keine tollen, einfachen Lösungen für alle Probleme und Situationen. Ich bin auch der Meinung, dass manche Dinge mehr Dringlichkeit haben, beispielsweise Eltern entlasten #CoronaEltern, die es brauchen oder Kinder aus prekären Situationen betreut zu wissen.
Wir genießen die Flexibilität
Bei uns ist Homeschool weiter positiv. Der Arbeitsaufwand ist für die Kinder überschaubar. Außerdem kann jeder nach seinem eigenen Biorhythmus leben, der Mittlere ist heute um 11 aufgestanden, der Große hatte schon um 10 live Unterricht. Es wird geplant und geschoben, wann welche Aufgabe erledigt wird. Durch Wochenplan bzw. Abgabedaten gibt es aber ein grobes Gefüge zur Orientierung. Der Große arbeitet eher Vormittags, der Mittlere lieber Nachmittags. So hat auch der Kleine immer wen zum Spielen.
Ich weiß aber, dass Homeschool aus ganz unterschiedlichen Gründen woanders nicht entspannt ist. Nicht alle Schulen stellen so gutes und durchdachtes Material zur Verfügung, nicht allen Kindern liegt diese Form des Arbeitens und nicht alle Eltern können im geforderten Ausmaß begleiten.
Trotzdem hoffe ich, dass auch weiterhin keine „Schulpflicht“, sondern Lernpflicht herrscht und dass meine Kinder nicht einem Risiko ausgesetzt werden, indem sie zur Schule müssen. Wir lernen aktuell lieber Zuhause.
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14 Gedanken zu „5. Woche Homeschool mit eLearning und Arbeitsblättern (Coronatagebuch)“
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