Zugegeben, der Titel des Beitrags ist ein bißchen Click-Baiting. Natürlich will ich meine drei vorhandenen Kinder behalten. Meistens jedenfalls. Es gibt auch mal Momente, in denen ich mich frage, wieso ich jemals gedacht habe, dass es eine gute Idee sei, Kinder zu bekommen. Aber fast immer bin ich froh und dankbar, dass wir die drei haben. Ein viertes Kind wäre ungeplant, aber nicht ungewollt gewesen, aber bekanntlich endete das 2018 in der 12.Woche in einem missed Abort. Ich hatte keinen akuten Kinderwunsch mehr, aber eher in Richtung, nicht geplant drauf anlegen. Es war ein „wenn es passiert, prima, wenn nicht, auch gut“.
Dann kam die Pandemie
Anfang Februar 2020 habe ich die kommende Pandemie nicht abgesehen und war da noch entspannt. In London hatte ich dann so ein komisches Gefühl und bei meiner Rückkehr war dann auch Corona eine deutliche Gefahr. Meine Symptome waren da, der Test positiv, aber sofort waren „meine“ Symptome (= Bauchgefühl und frühes Aufwachen) weg. Denn mir wurde klar, schwanger in eine Pandemie als Risikopatientin? Keine gute Idee. Die Natur regelte es sehr schnell selbst. Anders als bei der Fehlgeburt 2018, die natürlich deutlich später war als jetzt Anfang der 5. Woche, spürte ich eher Erleichterung, denn der Kinderwunsch war weg. Es sollte nicht sein und ich war nur wenige Tage drüber, die Freude wäre sicher noch gekommen, aber so lange dauerte es nicht.
Denn Bizzidad bestand darauf, noch zum Dreh nach Mexiko zu fliegen, obwohl mein Gefühl ungut war, dass er schwer zurück kommen würde. Wäre Corona nicht passiert, wäre ich sowieso mit den Kindern bis Ende Mai dauernd allein gewesen, auch an Wochenenden.
Als Familie immer zusammen – Kinder Zuhause
So kam dann der Lockdown, als der Bizzidad nach dem großen Drama mit der immer wieder verschobenen Rückkehr aus Mexiko (Flüge annuliert) kam, waren die Kinder schon längst Zuhause. Finanziell war es auch katastrophal, weil seine Aufträge gecancelt wurden. Lockdown eben. Wir kreisten um uns 5 und haben Kontakte, soweit es ging gemieden. Für mich als Diabetikerin hätte eine Schwangerschaft bedeutet, dass ich mind. alle 2 Wochen in einer Arztpraxis gesessen hätte. Eben genau der Ort, den ich als Risikopatientin in einer Pandemie eher meiden sollte. Auch ein Problem, weil ich nun nach einer sicheren Verhütung suchte, aber nie wieder die Pille nehmen wollte. Termin bei meiner Ärztin schob ich also vor mir her.
Wir hatten und haben das Glück, dass Distanzunterricht bzw. Homeschool bei uns ein ziemlicher Selbstläufer war. Das Gymnasium hat phantastischen digitalen Unterricht. Aber es waren eben doch alle Kinder immer Zuhause. Keine luxuriöse Entlastung mehr durch die Oma.
Abschied vom Kinderwunsch
Für mich wurde in dieser Zeit auch klar: ich bin mit dem Thema durch. Auch während der Pandemie kamen Schwangerschaftsmeldungen im echten Umfeld und auf Social Media und ich erwischte mich jedes Mal dabei, dass ich dachte „oh, schön für sie! Gott sei Dank nicht ICH!“. Dazu kommt auch, dass ich vor der Pandemie 2019 das erste Mal einfach mal alleine weg war, Reisen, Arbeiten und Freund*Innen treffen. Mehr Freiheit, weil unsere Kinder größer sind. Man kann es egoistisch nennen, aber ich achte auch auf meine Bedürfnisse und stellte fest, mir tut es gut. Was mir gut tut, tut auch den Kindern gut. Genauso, wie ich aus vollster Überzeugung nie gestillt habe.
Zum ersten Mal seit etwa 15 Jahren war also der Gedanke da, eben nicht schwanger zu werden. Bei drei Kindern bleibt auch nicht immer genug Zeit für alle als Exklusivzeit. Manchmal läuft einer nur mit und bekommt weniger Aufmerksamkeit als wir ideal fänden. Es ist eben immer ein Kind mehr als Elternteile. Ich stellte fest, so passt es für mich und in einigen Momenten kam auch der Gedanke des Regretting Motherhood. Ich fand und finde die Pandemie belastend. Die Suche nach der optimalen Verhütungsmethode blieb aber bei den vielen Themen und dringenderen Sachen während Corona doch Nebenthema.
Kinderwunsch vorbei – langfristige Lösungen
Anfang 2021 habe ich nicht gut mitgerechnet und der Persona, den ich zusätzlich zu den sonstigen Symptomen meines Körpers nutzte, zeigte keine Fruchtbarkeit, um dann am nächsten Morgen einen fetten zweiten Strich zu zeigen. Kurzgefasst: ich habe nun auch eine Berliner Frauenärztin. Denn ich googelte. Meine Freundinnen rieten zur Pille danach. Aber je mehr ich las, desto mehr stellte ich fest, dass mein vermeintliches Wissen dazu falsch war. Die Pille danach verschiebt nämlich nur den Eisprung. Ist der Eisprung schon, tut sie gar nichts. Außer ggf. Nebenwirkungen zu bringen.
Längere Recherche brachte mich aber auf etwas, das mir nicht bekannt war: die Spirale danach (Kupferspirale). Diese könne bis zum 5. Tag danach eingesetzt werden. Ich suchte also eine Praxis, die einen Termin für mich hatte, so kurzfristig. Über Risiken und Nebenwirkungen habe ich mich natürlich eingelesen. Es ist mein Körper und ich treffe Entscheidungen bewusst. Es handelt sich dabei um eine Kupferspirale, keine Hormonspirale, ich entschied mich für die Gynefix. Ein teurer Spaß, aber dafür ist nun die Verhütung für etwas 5 Jahre gesichert. Denn ich wollte gar nicht erst probieren, ob etwas passiert ist und dann eine Entscheidung treffen müssen. Ich habe aber viel darüber gelesen, dass auch Beratung und Schwangerschaftsabbrüche in der Pandemie schwierig zu bekommen seien. In diese Situation kam ich aber ohnehin nicht. Klar war mir aber, ich möchte kein Baby mehr.
Kein Kinderwunsch, sondern eine Gynefix
Im Netz standen gruselige Storys zum Einsetzen der Spirale. Die Praxis konnte mir kurzfristig noch einen Termin am selben Tag geben, sie rieten dazu, vorher Ibu zu nehmen, weil es sehr weh tun könnte. Die Ärztin beriet mich noch, welche Spirale ich wähle. Die Kupferspirale führt anders als die Hormonspirale oft zu stärkeren Blutungen. Mich überzeugte aber die Gynefix trotz hohem Preis am meisten. Das Einsetzen war unangenehm, aber es piekste nur einmal sehr fies (üblicherweise wird die Spirale während der Menstruation eingesetzt). Die Arzthelferin meinte aber, ich sei sehr hart im Nehmen.
Für mich fühlt es sich jetzt gut an, wie es ist. Ich bin über 40 und sehr dankbar, drei wunderbare, tolle Kinder zu haben. Es stimmt, dass die Menstruation stärker ist (ganz übel war es nach der Corona-Impfung, Splatterfilm…), nun sind es zwei starke Tage, aber mit Menstruationstasse und Periodenunterwäsche fühle ich mich wohl. Ich möchte auch das Schicksal nicht noch mal provozieren. Trotz meines Diabetes verliefen die Schwangerschaften ohne echte Komplikationen und die Kinder haben keine Schäden durch meine Erkrankung erlitten. Ein vierter Kaiserschnitt hätte auch erhöhte Risiken. Schon beim Kleinen sprach die Ärztin nach der OP von Rupturrisiko. Das Risiko möchte ich nicht haben.
Unsere Familie ist komplett
Für mich fühlt sich unsere Familie komplett an. Drei Kinder bereichern unser Leben und halten uns auf Trab. Seit April arbeite ich noch mehr und Bizzidad und ich pendeln aus beruflichen Gründen zwischen NRW und Berlin. Die Kinder brauchen uns, gleichzeitig sind sie älter und selbständiger. Eine weitere Baustelle kommt auch grade noch dazu. Wir sind ausgelastet. Manchmal auch überlastet. Ein weiteres Kind würde hier einfach nicht funktionieren. Ich freue mich für andere, die schwanger werden. So viele Jahre hat uns Kinderwunsch begleitet, der Stich, wenn Andere „einfach so“ schwanger wurden. Und dabei waren wir noch gut dran, wir sind Eltern geworden. Bis zur ersten Schwangerschaft dauerte es exakt 2 Jahre, auch auf den Mittleren haben wir länger gewartet und nur beim Kleinen dauerte es nur ungefähr ein Jahr.
Wir wissen unser Glück sehr zu schätzen. Aber jetzt ist das Thema für mich durch. Ich fühle mich in meinem Körper richtig wohl, aber ich will meinem Körper auch keine weitere Schwangerschaft zumuten. Denn gesund bin ich nicht.
Ich genieße es, jetzt wieder mehr mein Leben zu haben, Arbeiten oder auch mal Zweisamkeit oder ganz alleine in Berlin sein. Ein Baby würde alles resetten. Mir wäre es zuviel. Es ist also das passiert, was ich mir nie hätte vorstellen können, dass der Kinderwunsch einfach verschwindet.
Wie sieht es bei Euch aus? Ist Euer Kinderwunsch unerfüllt? Oder verschwand er irgendwann?
*die Gynefix nenne ich beschreibend, die Ärztin stellte mir mehrere Spiralen vor, die Kosten haben wir privat gezahlt, einzig den Ultraschall zur Kontrolle übernahm die Krankenkasse
Ich habe ein Kind, das nun ins Teenie-Alter kommt und habe nie bereut, kein weiteres zu bekommen. Selbst habe ich eine große Familie, da gibt es immer Cousinen und Cousins und der Sohn hat einen tollen Freundeskreis. Ich finde es wichtig, dass Du betonst, man solle auf seinen Körper hören. So ist es! Für mich wäre die Kupferspirale nie in Frage gekommen, weil der Gedanke an stärkere Blutungen ein Grauen ist. Habe immer die Pille genommen, zwischendurch einfach mal dem Mann die Verhütung überlassen und hab mir jetzt die Hormonspirale einsetzen lassen. Bin 43 und die kann 5 Jahre bleiben, so gut wie keine Blutung mehr und im Hinblick auf die Wechseljahre auch gut. Fühl mich gut in meinem Körper, als Frau und als Mutter.
Als wir vor 2.5 Jahren ungeplant schwanger wurden, haben wir uns viel mit dem Thema 3. Kind auseinander gesetzt und ich schwankte zwischen dem Wunder on mir und kompletter Panik. Nachdem ich eine Fehlgeburt hatte war meinem Mann und mir klar, dass unser Leben mit unseren zwei Mäusen (jetzt 6 und 8 Jahre alt) perfekt ist und wir keinen Kinderwunsch mehr haben. Da die hormonelle Verhütung ausfiel, ließ mein Mann sich sterilisieren. Das war für uns die beste Entscheidung!
Ich liebe Kinder und freue mich für alle, die schwanger sind, freue mich aber auch, dass ich es nicht mehr bin.
Genauso geht es mir auch! Es tut mir aber leid, dass Du eine Fehlgeburt hattest. Selbst, wenn man unsicher ist, ob man möchte, es ist heftig.
Ich war dieses Jahr im Mai ungeplant schwanger (meine 3. Schwangerschaft). Meine Kids sind 8 und 2 und per ks zur Welt gekommen. Für mich war klar das ich das 3. Kind nicht bekommen möchte da ich Bluthochdruck habe und die 2. Schwangerschaft schon als Risiko eingestuft wurde. Schein von der Beratung hatte ich, fehlte noch der Check bei der Ärztin. Hier hatte sich dann rausgestellt dass diese Schwangerschaft nicht intakt war. Ein paar Tage später folgte die ausscharbung. Danach fingen die Blutungen an. Bei einem weiteren Termin hat sich rausgestellt das aus dieser nicht intakten Schwangerschaft sich eine Blasenmole gebildet hat, Tumorartiges Gewebe. Diese zerstörte innerhalb kurzer Zeit meine Gebärmutter sodas mir nur noch die Entfernung Ende Mai blieb. Somit hatte sich dann auch Entgültig das Thema erledigt. Die ersten Tage nach der OP hab ich noch recht viel geweint, mittlerweile habe ich mich damit abgefunden aber es ist schon was anderes ob man keine kinder mehr möchte oder ob man keine mehr bekommen kann
Das tut mir so leid, das klingt furchtbar, ich verstehe Dich da sehr gut, nicht „wollen“ ist was ganz Anderes als nicht „können“, da die eigene Entscheidung eben komplett weg fällt. Ich wünsche Euch alles Gute!