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Berlin, Berlin – kein Urlaub, sondern Arbeit – Working Mom

Working Mum

In diesem Beitrag geht es direkt um mehrere Aspekte, da es mir immer wieder auffällt. Zunächst vorweg, Berlin ist bei uns kein „Urlaub“, sondern Arbeit. Es begann alles damit, dass im Frühling 2020 wegen Corona und des ersten Lockdowns alle geplanten und laufenden Aufträge des Bizzidads abgesagt wurden. So standen wir dann also da, vorher hatte es bis über den Sommer gut ausgesehen. Nach 4 Monaten ohne Auftrag gab es dann ein befristetes Angebot für 3 Monate in Berlin. Die Wahl hatten wir nicht wirklich. Dass sich dieser Auftrag dann als wirklicher Glückstreffer rausgestellt hat, war dann ein Bonus. Und inzwischen bin ich wohl auch nach der Definition Aussenstehender auch Working Mom und nach vorherigen Vorwürfen, ich würde „nicht arbeiten“, ist nun der neue Vorwurf, dass ich nicht immer bei meinen Kindern bin, sie ergo „nicht liebe“. Fremde Menschen meinen nämlich oft fälschlicherweise, dass sie mich kennen.

Pendelei nach Berlin

Bizzidad pendelte also nach Berlin und wegen der Herbstferien planten wir, dass wir dann auch in der Zeit und teilweise Wochenenden bei ihm sind. Dann kam erst die Quarantäne und Schulschließung des Mittleren, dann die Ferien und Befreiuung vom Präsenzunterricht. Es wurde also mehr Berlin-Zeit als geplant. Denn, grade in der Pandemie und mit keinen bzw. fast keinen Sozialkontakten und ohne Betreuung durch Oma, war uns wichtig, dass wir fünf zusammen sind.

Der Bizzidad fühlt sich in der Firma und mit seinen Aufgaben sehr wohl, wir merken es ihm an. Daher, als sich die Möglichkeit bot, hat er den Auftrag verlängert. Mir gab und gibt es auch ein gutes Gefühl, dass die Maßnahmen dort ernst genommen werden und er ist beruflich erfüllt. Es ist spannend, es ist gut und dafür nehmen wir in Kauf, dass er pendelt und wir eben zusätzliche Kosten haben.

Working Mom - arbeitend im ICE
Im ICE nach Berlin

Nicht Urlaub – Alltag in Berlin

Wir haben einen Großteil des Lockdowns also in Berlin verbracht, nicht an unserer Meldeadresse in NRW. Denn so entfiel das Pendeln. Aber wir leben auch in Berlin den ganz normalen Alltag als Familie. Bizzidad geht, wenn wir alle in Berlin sind, 5 Tage die Woche ganztags ins Büro, die Kinder hatten Distanzunterricht und ich arbeite hauptsächlich Zuhause, gehe aber hier auch ins Büro.

Wir gehen Einkaufen und machen am Wochenende Ausflüge aus der Stadt raus. Interessant waren dann Kommentare, wie, dass es uns doch super gehe, schließlich würde ich dauernd Fotos von der Dachterrasse posten. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir Kontakte reduziert haben, also lieber alleine auf der Dachterrasse sitzen, als uns irgendwo zu drängeln? Wir wohnen hier einfach, das ist kein Urlaub. Inzwischen sind die Zahlen geringer und wir Eltern sind geimpft. Wir bleiben aber vorsichtig und übererfüllen weiter die Maßnahmen oft.

Mehr Arbeit für mich

Seit April arbeite auch ich 2 Tage die Woche (es sind eher 2,5), die ich aber recht gut aufteilen kann. Eben zusätzlich dazu, Kundenberatung wie bisher zu machen und Artikel zu schreiben, also auch da war ich eigentlich schon Working Mom. Mein Vertrag wurde nun zweimal verlängert, aber es ist für uns auch eine Umstellung. Daher pendle auch ich nach Berlin, allerdings wegen weniger Stunden, seltener als der Bizzidad. Unsere Basis hier ist ein Zimmer in einer professional WG, das geht nur ohne Kinder oder wenn wir die Wohnung alleine haben, daher werden wir auch in den Sommerferien noch mal die Wohnung wechseln müssen. Aber grundsätzlich haben wir hier eine Basis, wo unser Bett steht, wir Kleidung etc. haben. Wir reisen also nur mit Rucksäcken ohne Koffer zwischen NRW und Berlin.

Working Mom im Homeoffice
Mal Büro, mal Homeoffice

Vorwürfe, die nur Mütter* alias Working Moms bekommen

Aktuell machen mich aber ein paar Kommentare und Reaktion sowohl auf Social Media als auch im echten Leben wütend. Offenbar sind es „meine“ Kinder. Also allein „meine“, nicht „unsere“. Ihre Betreuung scheint zu 100% meine Aufgabe zu sein. Also Care Work und Mental Load. Bizzidad bekommt nur Bewunderung, dass er drei Kinder habe, dass ihn das einschränken würde, nein.

Gerne wird mir auch „Egoismus“ vorgeworfen oder dass ich „Urlaub“ mache. Ich gebe zu, ja, ich finde einen vollen Arbeitstag und dann Abends keine Kinder, kaum Haushalt und nach erledigter Arbeit einfach frei zu haben, durchaus erholsam. Aber hat irgendwer mal gehört, wie einem Vater* Vorwürfe gemacht werden, wenn er beruflich weg ist? Als Bizzidad 4 Wochen beruflich in Mexiko war, fanden alle Menschen es selbstverständlich, dass ich 24/7 die Kinder alleine habe. Wenn ich 3 Tage in Berlin bin und er mit den Kindern alleine, wird gefragt, wie er das schaffe und ich bekomme von Fremden Vorwürfe dafür, eine Working Mom zu sein.

Ein bißchen bin ich dann mein Teenie-Selbst: nach der Arbeit frei, richtig frei, haben und mit Spinatpizza auf dem Bett wie eben als Teenie

Patriarchales Weltbild, anyone?

Offenbar macht es den entscheidenden Unterschied, ob eine Mutter* oder ein Vater* beruflich unterwegs ist. Die Sternchen könnte ich mir vermutlich auch sparen, da dabei ein komplett binäres und auch aus meiner Sicht misogynes Bild vorherrscht. Mir wird unterstellt, ich liebe meine Kinder nicht, der Bizzidad wurde das noch nie gefragt. Gleichzeitig war ich aber aus Sicht derselben Personen vor dem jetzigen Job „faul“, da ich eben größtenteils unbezahlt gearbeitet habe. Auch jetzt ist bei manchen umstritten, ob das überhaupt „Arbeit“ ist, was ich mache, da ich keinen 9-5 Bürojob habe, sondern eben auch viel am Abend und am Wochenende arbeite. An der Bezahlung scheint die Definition auch nicht zu hängen.

Unsere Kinder finden das übrigens überhaupt nicht komisch oder auffällig, dass wir teilweise abwechselnd zum Arbeiten in Berlin sind. Auch, wenn es unterschiedlich läuft, je nachdem, wer bei ihnen ist. Sie wissen, es ist immer jemand von uns beiden da, oder, da sie nun durchgeimpft ist, eben auch wieder mal die Oma. Denn den Luxus haben wir nun wieder, letzten Mittwoch waren wir beide in Berlin, die Oma hat Zuhause alles übernommen.

Working Mom - schlechtes Gewissen?
Abends die Ruhe genießen können nach einem Arbeitstag – als Mutter soll ich offenbar ein schlechtes Gewissen haben

Working Mom

Der Begriff „Working Mom“, also arbeitende Mutter, ist auch nicht ganz unumstritten. Denn alle Mütter* (hier meine ich Eltern) arbeiten. Nur eben oft nicht bezahlt und nicht ausser Haus erwerbstätig. Auch scheint für viele Arbeit sehr klassisch definiert zu sein, eben mit einem festen Arbeitsort ausser Haus, bzw. während der Pandemie dann doch mal Homeoffice. Ich war auch vorher „Working Mom“, Kinder haben ist Arbeit und auch, wenn es einige überraschen wird, auch Artikel im Blog werden bezahlt (daher als „Werbung“ gekennzeichnet) und seit Januar mache ich online Kundenservice für inzwischen zwei Firmen. Genauso ist aber Care Work „Arbeit“. Sowieso und grade während der Pandemie, ist der Zeitaufwand mit Distanzunterricht und Kinderbetreuung groß und zumindest hier fällt deutlich mehr Haushalt an, wenn alle Zuhause sind.

Das schlechte Gewissen der Working Mom

Nebenbei gibt es eben auch ganz unterschiedliche Familienmodelle und es ist individuell und liegt teilweise auch an Möglichkeiten, was wie aufgeteilt wird. Dennoch stelle ich fest, dass offenbar in der Wahrnehmung die Verantwortung für die Kinder bei Müttern liegt. Sehr oft haben Mütter dann auch ein schlechtes Gewissen, wenn sie beruflich (oder auch privat) weg sind. Zumindest nehme ich nicht wahr, dass Väter ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie aus diversen Gründen nicht dort sind, wo die Kinder sich aufhalten.

Sonne auf dem Dach

Mir tut es gut. Generell brauche ich Me-Time, denn ich bin immer noch ich. Dass wir Care Work und Mental Load noch besser aufteilen müssen, daran arbeiten wir. Denn, dass es nicht sein kann, dass Kinder alleinige Verantwortung der Mutter sind und der Vater endlose Bewunderung dafür bekommt, sich mal alleine um seine Kinder zu kümmern, das sollte sich ändern. Ich werde aber gern schief dafür angeguckt, dass meine Kinder nicht mein alleiniger Lebensinhalt sind und ich ohne schlechtes Gewissen weg bin. Genauso bin ich dann aber auch mal viele Tage alleine mit den Kindern und bringe dann Job und Kinder unter einen Hut. Teilweise halte ich das „Du liebst Deine Kinder nicht“ für Projektion oder eben übernommenes Rollenklischee.

Eine Working Mom als Kanzlerin? Mütter und Zuständigkeit

Wenn ich jetzt sehe, welche Vorwürfe Annalena Baerbock erlebt, weil sie Mutter ist, werde ich wütend. Ihre Eignung als Kanzlerin wird deshalb bezweifelt, weil sie Kinder hat? Fragt irgendwer einen männlichen* Politiker, was aus seinen Kindern werde, wenn er Karriere macht? Wird im Job angezweifelt wie ein Vater* Kinderbetreuung und Arbeit koordinieren kann? Sind Kinder bei Vätern im Vorstellungsgespräch oder bei Beförderungen ein Hinderungsgrund?

Hier geht es nicht generell um ihre Eignung, aber es stört mich, dass offenbar die Mütter automatisch zuständig für ihre Kinder sind, nicht der Vater. Ich habe mich nicht in ihr Privatleben eingelesen, aber offenbar funktioniert es in ihrer Familienkonstellation, sonst wäre sie nicht Kanzlerkandidatin der Grünen. (Ich bin Sozialdemokratin). Eltern sollten da gleichberechtigt betrachtet werden.

Erlebt Ihr die Wahrnehmung ähnlich oder ganz anders?

9 Gedanken zu „Berlin, Berlin – kein Urlaub, sondern Arbeit – Working Mom“

  1. hallo bloggermum.
    ich deinem post kann ich sehr deutlich heraus lesen, dass dich dieses thema nervt. für mich ist es ganz normal, dass beide elternteile arbeiten. ich persönliche denke, dass es große unterschiede zwischen neue und alte bundesländer gibt. ich wohne in den neuen BL und es ist ganz selbstverständlich, dass die mütter auch arbeiten gehen. ich arbeite zZt nur 30h und wurde auf arbeit schon mehrfach gefragt, ob ich nicht aufstocken möchte. habe ich aber abgelehnt, weil ich auch mal me-time benötige. ich kenne auch keine mutter, die angefeindet wurde, weil sie arbeiten geht.
    während einer weiterbildung war ich für mehrer monate die ganze woche über auswärts und es gab nie anfeindungen oder stand zur debatte, dass ich die kinder alleine lasse oder nicht liebe.
    schade, dass du dich scheinbar sooft für deine berufliche entwicklung rechtfertigen musst. es zählt doch einzig und alleine, dass es für euch als familie passt.

    1. ich finde da den Ost-West-Unterschied echt interessant. Es geht aber weniger um das Arbeiten, das tun alle Eltern, ob erwerbstätig oder care work, sondern, darum, dass zumindest ich erlebe, dass care work bzw. generell Kinder der Mutter zugeordnet werden. Ist das bei Euch echt so anders? Schon heftig, dann muss doch die Elterngeneration geprägt haben, da von uns heutigen Eltern doch alle vor der Wende noch Kinder waren, wenn überhaupt schon auf der Welt.

      1. Ja, ich denke schon, dass unsere Elterngeneration da sehr geprägt wurde. Von älteren Kollegen höre ich oft: wir haben das früher auch alles geschafft, mit Haushalt Kinder Garten usw und sind Vollzeit arbeiten gegangen. Warum schaffen das die jungen Kollegen nicht mehr? Eine Zeit habe ich mich darüber geärgert, aber inzwischen denke ich, dass vllt auch Neid mitklingt, weil junge Eltern jetzt soviel Möglichkeiten haben.
        Ein Kollege von mir geht in Teilzeit, weil seine Frau eine Führungsposition bekleidet und klar ist, dass der Großteil der Care-Arbeit an ihm hängen bleibt. Ich wüßte nicht, dass er blöde Sprüche gehört hat.
        Für meinen Mann ist es auch selbstverständlich, dass er mir im Haushalt hilft. Allerdings sieht er die Dinge nicht, sondern ich muss ihm direkt auftragen, was er machen soll. Er macht auch fast immer den Einkauf. Für ihn ist das völlig ok.

        1. ich kenne Eure individuelle Aufteilung nicht, also wer wieviele Stunden arbeitet, daher bitte nicht falsch verstehen: aber mir fällt da das Wort „hilft“ auf, es ist doch Eurer gemeinsamer Haushalt. Wer „hilft“ da wem? Das ist, wie hier der Papa nicht „babysittet“, es sind seine Kinder und somit seine Verantwortung. Ich bin diese Woche mit den Kindern alleine, also ist alles 100% meine Aufgabe. Ab Freitag ist das wieder aufgeteilt im Urlaub und danach gucken wir, wer wann arbeiten muss oder wen ist.
          Das bei Deinem Kollegen klingt aber positiv, dass es keine unpassenden Sprüche gab!

          1. Bestimmte Aufgaben im Haushalt sind meine, weil ich das so will. Und wenn mein Mann davon was erledigen soll, dann hilft er mir.
            Jede Familie muss ihren Weg finden und wenn eine Frau gerne Hausfrau ist, dann ist das für mich genauso in Ordnung wie eine „Karrierefrau“. Ich verstehe nicht, warum manche Menschen bestimmte „Familienmodelle“ anfeinden.

          2. ich wollte da auch nichts unterstellen! Wie Du sagst, Lebensmodelle und Aufgabenteilung sind individuell. Für mich war und ist es okay und gut, mehr Care Work zu machen und generell Jahre komplett die Aufgaben übernommen zu haben.

        2. Also.. ich habe das beobachtet bei meiner Mutter, dir mit 30 älter aussah als mit 40.. die eben Haushalt, Kinder, 43 Stunden Job hatte..noch Kohle schippen musste..es gab keine MeTime. Sie stellte sich komplett hinten an. Und wie ich grade merke..es war meine Mutter, die eben alles wuppte. Da haben wir sie Elterngeneration …auch im Osten..es war Mutters Aufgabe. Die Frau hatte den Haushalt, die Familie nicht im Griff..wir haben noch viel Weg vor uns..

          1. ich beobachte das eben auch bei Müttern vor allem, diese komplette und oft unnötige Selbstaufgabe. Heute noch. Natürlich gibt es Mütter, die keine andere Wahl haben, weil sie alleine sind und für alles alleine sorgen. Aber oft ist es aus meiner Sicht ein seltsames Weltbild. Sich nicht um sich kümmern, sich kaputt machen und gleichzeitig den Kindern vorleben, dass es so zu sein hat.

  2. Hi Denise,

    Wir hatten uns schon ausgetauscht.. ich bin absolut bei dir..in jeder Zeile. Ich komme aus MeckPomm, wohne aber seit 20 Jahren in Rlp oder Nrw und bemerke zum einen, dass man mich komisch anschaut, weil ich zw 75 und 95 % arbeite. Aber ich nehme auch wahr, dass gerade in den neuem Bundesländern dies ggü. Dem Frauen nicht gemacht wird, aber die Erziehungsverantwortung, Mental Load, Haushalt auch häufig der Frau zugeschrieben wird. Gerade im Osten hörte ich Sprüche wie..für eine Frau reicht dieser Job doch, ideal für Frauen..da wird auch die Frau kleiner geredet. Daher..ich fühle dem Text…Danke für deine Beiträge, post etc.!
    LG

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