Angeregt von einem Gespräch mit meiner lieben Alex von Mama steht Kopf wollte ich auch mal wieder darüber bloggen, dass ich zwar Mama bin, aber eben immer noch ich. Alex hat darüber geschrieben, dass sie Mama ist und dennoch Frau bleiben möchte. Genauso geht es mir. Gefühlt teilt sich die optische Erwartungshaltung an Mütter in zwei Extreme, entweder die Frau hat Modelmaße und ist immer perfekt gestylt und geschminkt (und ist daher keine „echte Mutter“) oder die Frau trägt nur noch praktische Kleidung und Frisur und ist in der Wahrnehmung dieser Leute, so eine echte Mama, aber keine Frau mehr. Genauso ist eine Mutter, die Vollzeit Zuhause ist in mancher Wahrnehmung eine „echte“ Mama, aber keine Frau und sowieso faul, da sie „nicht arbeitet“ (Care-Arbeit irgendwer?). Umgekehrt ist eine Mutter, die Teilzeit oder Vollzeit arbeitet, in mancher Wahrnehmung eine schlechte Mutter. Was denn nun?!
Ich bin ICH
Ich habe drei Kinder, bin aber, offenbar völlig überraschend, immer noch eine ganz eigene Person. Es gibt Dinge, die mir gefallen. Vor allem will ich auch mich selbst mögen. Für mich und auch, um meinen Kindern Selbstliebe und Selbstachtung beizubringen. Ich arbeite Teilzeit und das größtenteils von Zuhause. Der Haushalt ist in normalen Zeiten mehr meine Aufgabe, weil ich eben deutlich mehr anwesend bin. Das ist selbst so gewählt, auch, wenn es vielleicht zufällig ein älteres Rollenbild widerspiegelt.
Ich muss nicht einem fremden Idealbild entsprechen. Meine Rolle suche ich mir selbst. Nur, weil ich Mama bin, mag ich immer noch oberflächliche schöne Dinge. Sei es, dass ich mich schminke, meine Kleider liebe oder hohe Absätze trage.
Sich selbst nicht verlieren
Manchmal ist es schwer. Das Leben mit Kind verändert mehr als man (ich) vorher gedacht habe. Zeit fehlt und Prioritäten ändern sich. Mir war es aber immer schon wichtig, noch ich zu bleiben. Um dieses „ich“ geht es eben. Es gibt Menschen, die eher einen sportlichen Stil haben, die Schminke nicht mögen oder Absätze furchtbar finden. Das ist eben genauso legitim. Jede/r darf sein und tragen, was ihm/ihr gefällt. Genau das vermitteln wir auch unseren Kindern, wie das schöne Kinderlied schon lautet
Du bist Du, das ist der Clou
Jürgen Werth
So hat unser Kleiner lange Haare, liebt Rosa und trägt Haarspängchen. Genauso findet er Dinos und Autos und die Farbe Petrol ebenfalls toll. Er ist er und das ist prima so.
Und ich bin eben ich.
Unpraktisch? – Quatsch!
Mich findet man ausserhalb von Zuhause (da bin ich barfuß) eigentlich immer auf Absätzen. Total oft kommt die Reaktion, wie „unpraktisch“ das sei und dass ich darauf ganz viele Sachen nicht machen könne. Das sehe ich anders. Neulich habe ich bei der Sportchallenge des Großen auf meinen Absätzen den Rekordschuss im Rückwärts-Schießen abgegeben und im Wald rutsche ich eben mit Absatz den Abhang runter. Wenns mal gar nicht geht wie neulich, ziehe ich die Schuhe aus und gehe auf Socken. Auf dem Rad oder bei kälterem Wetter am Strand trage ich ebenfalls Absätze oder auch auf dem Spielplatz. Überhaupt findet man mich spätestens seit der 3. Schwangerschaft zu 99% im Rock oder Kleid, da ich seitdem Jeans am Bauch unangenehm finde.
Ich bin oberflächlich – für mich
Man kann es oberflächlich nennen. Bitte. Aber noch als Info, ich bin genauso angezogen und geschminkt, wenn ich niemanden sehe. Sogar, wenn ich ganz alleine bin (was zugegebenermaßen sehr selten ist als Mama). Ich trage sogar schöne Unterwäsche, auch, wenn die ausser dem Mann niemand sieht. Nämlich für mich. Ich möchte in den Spiegel schauen und mich wohl fühlen.
Ich finde mich weder hübsch noch hässlich. Aber ich mag mich. Mein Ziel ist nicht, Modelmaße zu haben, was unrealistisch wäre. Mit 41 und nach 3 Schwangerschaften (plus 11 Wochen Schwangerschaft, die 2018 in einer Fehlgeburt endete) und drei Sectios habe ich nicht den Anspruch an mich, perfekt zu sein. „Bikinifigur“ bedeutet für mich „Bikini an – fertig“. Wenn jemanden meine nicht mehr super straffe Haut stört, kann er/sie gern wegschauen.
Etwas für mich tun
Mir ist es wichtig, gut und nett zu mir selbst zu sein. Wie andere Menschen habe ich Respekt verdient. Respekt von mir. Mir liegt keine Perfektion, in nichts. Weder ist der Haushalt perfekt, noch meine Erziehung oder mein Leben. Schon gar nicht mein Aussehen. Aber ich gebe mir Liebe. Ich nehme mir raus, Kleidung zu tragen, die mir gefällt, hohe Absätze und dann gebe ich eben auch mal mehr für Make-Up oder vegane Pflegeprodukte**im höheren Preissegment aus.
Meine Kleider sind eher Slow Fashion, besonders gern trage ich individuell genähte Kleidung, Kleider von AveevA (selbst gekauft) oder von meiner Mutter genähte Röcke. Sie passen zu mir und ich finde, sie stehen mir.
Umgekehrt verbringen die Kinder sehr gerne ganze Tage (oder Wochenenden) in Kuschelhosen ohne sich anzuziehen. Das dürfen sie so, wie ich mich anziehen und schminken „darf“. Sie fühlen sich so am wohlsten.
Auszeiten gönnen
Vielleicht ist es Egoismus oder meine fehlende Perfektion. Ich kann aber auch gut abschalten. Natürlich liebe ich meine Kinder. Aber ganz ehrlich? Wenn ich 2-3 Tage alleine verreise, vermisse ich absolut niemanden. 2019 war ich im Mai auf der blogfamilia (dort habe ich übrigens Alex in echt kennengelernt), das erste Mal seit langem ganz alleine weg. Es fühlte sich frei an, einfach mal frei von Verantwortung, nur an mich denken. Im August war ich zu einem Event zwei Tage alleine in Berlin. Totale Auszeit, ein Event, die restliche Zeit habe ich gelesen und entspannt. Einfach faul gewesen. Dieses Jahr war ich (ebenfalls mit Alex) beruflich in London, neben den Terminen blieb auch Freizeit. Auch das tat mir gut. Zu zwei Frauen in London unterwegs. Das gibt Energie und hilft mir, mich selbst wahr zu nehmen.
Auch, wenn Reisen nicht immer möglich ist. Mein eigenes winziges Zimmer ist auch ein Luxus. Aber eben auch einfach mal einen Abend mit einer Freundin weggehen. Ein ausgiebiges Bad in der Badewanne mit pflegender Gesichtsmaske**, ein Spaziergang alleine. Auszeiten, die vielleicht klein aber trotzdem umso wichtiger sind. Eben, um sich selbst nicht zu verlieren.
Leben und leben lassen
Wir sind alle unterschiedlich. Das ist gut so. Schade ist, dass immer geurteilt und gelästert wird. Aktuell fällt mir extreme Aggression auf Social Media auf. Mütter untereinander sind erschreckenderweise oft die bösesten, persönlichsten Kritikerinnen. Können wir uns nicht alle gegenseitig unterstützen? Bei manchen Dingen im Leben hat man nicht die Wahl, die bestimmten auch äussere Faktoren. Aber wo man die Wahl hat, sollte man anderen ihre Wahl lassen. Ob es nun die sportlichen Turnschuhe und Jeans sind, das seriöse Business-Outfit oder der kurze Rock mit Absätzen. Size Zero oder PlusSize? Über die Person dahinter sagt das kaum etwas aus. Noch relevanter sind Lebensentwürfe, ob eine Frau kinderlos ist (ob gewollt oder ungewollt), ob sie Hausfrau und Mutter ist, selbständig, Teilzeit oder eben Vollzeit arbeitet. Setzen wir uns doch lieber mit echten Problemen auseinander und investieren wir unsere Energie in den Kampf für Klimaschutz, gegen Rassismus und für Wertschätzung von Care-Arbeit ein!
Auch Verena von MamawahnsinnHochVier hat jetzt darüber geschrieben: „Mama sein, Frau bleiben“
*Werbung ohne Auftrag, Marken erkennbar, Markennennung
**Verlinkung auf einen Beitrag, der Werbung ist
Ich finde alle Deine Kleider so wunderschön! Bleib so wie Du bist und lass Dich nicht beirren! Möglicherweise habe ich mir nach diesem Artikel auch ein paar neue Kleider bestellt…Und ganz sicher freue ich mich auf unsere nächste gemeinsame Mama-Auszeit!!! 😉
Soooo wahr!!!! Schade, war 2019 leider nicht bei der Blogfamilia, nur die Jahre davor. Hätte dich gerne kennengelernt!
Wie siehts denn aus, kommst du, falls sie im September stattfindet? 2018 war ich zu langsam und dachte nicht, dass Warteliste etwas bringt. 2019 bin ich über Warteliste dann rein. Ich würde dich auch total gern kennenlernen!